Prof. Dr. Marcus Ansorg von der Universität Jena erforscht Probleme der Schwerkraft
„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.“ Dieser Aussage von Mephistopheles in Goethes „Faust“ kann Marcus Ansorg von der Friedrich-Schiller-Universität Jena rein nichts abgewinnen: Denn die Theorie ist für den 40-jährigen Physiker alles andere als „grau“. So sieht er in der Mathematik eine Grundvoraussetzung für die Naturwissenschaften. „Physik ist Naturbeschreibung, und die Sprache dieser Beschreibung ist die Mathematik.“ Dieser „Sprache“ widmet sich der neu ernannte Professor für Theoretische Physik und Gravitationstheorie jetzt an der Jenaer Universität.
Prof. Ansorg wechselte vom Helmholtz-Zentrum München nach Jena. Ein Schritt, der für den gebürtigen Thüringer eine Heimkehr an „seine“ Alma Mater ist: Hier hat er Physik studiert, wurde promoviert und hier hat er auch seine Habilitationsarbeit angefertigt. „In Jena habe ich meine wissenschaftlichen Wurzeln, meine gesamte wissenschaftliche Ausrichtung ist vom Theoretisch-Physikalischen Institut geprägt“, sagt der aus Arnstadt stammende Forscher über sich selbst.
In seiner Forschungsarbeit erstellt Marcus Ansorg mathematische und numerische Algorithmen zur Behandlung der Einsteinschen Feldgleichungen. Diese Gleichungen dienen im Rahmen der Relativitätstheorie dazu, das Phänomen der Gravitation – der Schwerkraft – zu beschreiben. Konkret interessieren den Physiker dabei die Gravitationsfelder rotierender Objekte im All: Schwarze Löcher, Galaxien oder Neutronensterne. „Wie bewegen sich diese Objekte unter dem Einfluss ihrer wechselseitigen Anziehung? Welche Schwerkraftwellen werden ausgesendet?“, nennt Ansorg exemplarische Fragestellungen seiner theoretischen Arbeiten.
In seiner Doktorarbeit, für die er 1999 mit dem Promotionspreis der Physikalisch-Astronomischen Fakultät ausgezeichnet wurde, hat er sich mit Berechnungen sogenannter starr-rotierender Scheiben befasst. Solche Objekte dienen als Modelle zur Beschreibung von Galaxien. Zur sehr genauen Beschreibung von Neutronensternen sowie deren Einteilung in spezifische Klassen hat Marcus Ansorg in seiner Habilitationsarbeit, die er 2003 abschloss, mathematische Techniken in Computerprogramme umgesetzt.
In Jena wird sich der Vater zweier kleiner Söhne nun mit seinen algorithmischen Methoden vor allem in verschiedene Projekte des Sonderforschungsbereichs (SFB)/Transregio 7 „Gravitationswellenastronomie“ einbringen. Mit dem Sprecher des SFB, Prof. Dr. Bernd Brügmann, verbinden ihn bereits seit längerem wissenschaftliche Kontakte: Als Ansorg nach seiner Habilitation für ein Jahr an der US-amerikanischen Penn State University forschte, lernte er dort Brügmann kennen. Der neue Dekan der Physikalisch-Astronomischen Fakultät war in dieser Zeit ebenfalls an der amerikanischen Universität tätig. Zurück in Deutschland wechselte Marcus Ansorg 2004 zunächst ans Potsdamer Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, 2009 dann ans Helmholtz-Institut München. Dem Ruf an die Universität Jena ist Marcus Ansorg, wie er sagt, ausgesprochen gern gefolgt. Schließlich verbinden ihn mit Thüringen nicht nur wissenschaftliche sondern auch familiäre Wurzeln.
Kontakt:
Prof. Dr. Marcus Ansorg
Theoretisch-Physikalisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fröbelstieg 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 947115
E-Mail: marcus.ansorg[at]uni-jena.de
Marcus Ansorg ist Professor für Theoretische Physik und Gravitationstheorie der Uni Jena.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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