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12/12/2001 10:09

Kooperation zwischen Maschinenbauern der FH Reutlingen und der TU St. Petersburg

Rita Maier Hochschulkommunikation und Marketing
Hochschule Reutlingen

    Seit 1989 bestehen Beziehungen zwischen der Fachhochschule Reutlingen Studiengang Maschinenbau und der Technischen Universität St. Petersburg Fakultät Maschinenbau, dergestalt, dass russische Studierende der St. Petersburger Hochschule in Reutlingen 1-2 Semester studieren und auf Professorenebene ein Austausch in Form gegenseitiger Arbeitsbesuche stattfindet.
    Anstoß dazu gab ein Sonderprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), das auf den Zeitraum von 1989-1993 limitiert war. Nach Ablauf dieses Programms ging auf Grund fehlender Geldmittel der zahlenmäßige Zugang russischer Studierender an der FH Reutlingen im technischen Bereich deutlich zurück. Gleichzeitig wuchs allerdings auf russischer Seite das Interesse an einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung, so dass der Studiengang Außenwirtschaft der FH Reutlingen jedes Jahr ca 10 Studierende von verschiedenen Hochschulen aus Russland für 1-2 Semester als Gaststudenten begrüßen kann.

    Doch so soll es nicht bleiben, der Studiengang Maschinenbau will den Studentenaustausch mit der TU St. Petersburg wieder beleben, und zwar als Novum mit einem gegenseitigen Austausch, denn bisher sind deutsche Maschinenbaustudenten nicht zu Studienzwecken nach Russland gegangen sondern nur russische Studierende an die FH Reutlingen gekommen.

    Einer hat schon den Anfang gemacht, der womöglich einen Stein ins Rollen bringt.
    Viktor Maier, Maschinenbaustudent der FH Reutlingen, verbrachte im vergangenen Jahr sein 2. Praxissemester in St. Petersburg. Dieses beinhaltete einen theoretischen und einen praktischen Teil.
    Den theoretischen Teil absolvierte er an der Universität, legte die erforderlichen Prüfungen ab und erhielt auch einen Leistungsnachweis. So lernte er ein wenig das Studentenleben und die dortigen Studienbedingungen kennen. Er berichtet "Prüfungen werden am Ende jeden Semesters durchgeführt, doch zugelassen wird man zu diesen Prüfungen nur dann, wenn man an allen Seminaren und allen Laborübungen erfolgreich teilgenommen hat und alle Fragen zum behandelten Stoff beantworten kann. Wer aber eine Prüfung nicht besteht oder nicht ablegt, muss für die Wiederholung ein Entgelt entrichten. Da fast alle Studenten ihr Studium selbst finanzieren müssen, wird dadurch ein hoher Druck ausgeübt."
    Für den praktischen Teil wurde er von der Universität an eine Werkzeugmaschinenfabrik vermittelt. Dort lernte er einen weiteren Bereich des russischen Alltags kennen, nämlich die Arbeitswelt, und machte die besten Erfahrungen. Im Betrieb herrschte ein angenehmes Klima, für seine Fragen war man jederzeit offen, war aber genauso interessiert daran, ihm Fragen zu stellen. So kam es zu einem guten Austausch, der allerdings ohne Russischkenntnisse nicht möglich gewesen wäre.
    Nach Abschluss seines Praxissemesters war Viktor Maier überzeugt, dass er den Aufenthalt in St. Petersburg nie bereuen werde. Er kann seinen Kommilitonen ein Auslandssemester in Russland nur empfehlen.

    Möglicherweise hat der Bericht Viktor Maiers bei seinen Kommilitonen ein größeres Interesse entfacht, denn im Herbst diesen Jahres gingen sie auf Exkursion nach St. Petersburg. Unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Tränkle, Maschinenbau, und Baldur Veit, Leiter des Akademischen Auslandsamts (AAA), kam eine 13-köpfige Gruppe von Maschinenbaustudenten nach St. Petersburg, um die Technische Universität, Firmen und natürlich auch die kulturellen Highlights der Stadt kennen zu lernen.

    Die Technische Universität bot der deutschen Maschinenbau-Gruppe, nach einem Empfang durch Vertreter der Hochschulleitung, Prof. Korablov (internationale Beziehungen) und Prof. Michailov (Dekan Fakultät Maschinenbau), einen Rundgang durch einige Bereiche der Hochschule. Gezeigt wurde ebenfalls die 1999 gegründete Eliteschule für Mathematik und Physik, eine Schule unter dem Dach der Universität. Der Gründer dieser Schule war Prof. Alferov (Dekan Fakultät Physik), der 2001 Nobelpreisträger für Physik für Arbeiten auf dem Gebiet der Sonnenkollektoren für Raumfahrzeuge wurde.

    Die Besichtigungen zweier Maschinenbaufirmen hinterließen unterschiedliche Eindrücke. Die Firma "New Era" stellt Schaltschränke, Transformatoren und elektrische Ausrüstung vor allem für Schiffe her. Der Betrieb ist zertifiziert nach ISO 9001. Es gibt über Kredite finanzierte Neubauten und andere moderne Errungenschaften. Auffallend war die Betonung der Sauberkeit in den Hallen und auf dem Gelände, so dass man sich nicht des Eindrucks erwehren konnte, einen Vorzeigebetrieb gesehen zu haben.
    Anders war es bei der Firma "Swerdlowsker Maschinenbau", die Fräsmaschinen, auch mit NC-Steuerung, herstellt, und ebenfalls nach ISO 9001 zertifiziert ist. Es ist ein Betrieb, gegründet 1868, mit alten Gebäuden und teilweise sehr alten Fertigungseinrichtungen. Die doch schon sehr genau hinschauenden Studierenden erkannten sehr schnell den deutlichen Mangel an Organisation und technischem Fortschritt.

    Neben all diesen fachlich orientierten Gesprächen und Besichtigungen gab es zum Ausgleich kulturelle Höhepunkte. Nach einer obligatorischen Stadtrundfahrt wurde das Kunstmuseum "Hermitage" besucht. Bei der Besichtigung des Panzerkreuzers "Aurora" durften sogar die Innenräume inclusive der Maschinenraum begangen werden, was bisher der Öffentlichkeit nicht gestattet war. Es wird erzählt, dass 1917 ein Kanonenschuss von diesem Panzerkreuzer das Startsignal für die russische Revolution war.
    Neben der Besichtigung der Auferstehungskirche, die an der Stelle errichtet wurde, an der Zar Alexander II einem Attentat zum Opfer fiel, einem Besuch der Isaaks-Kathedrale und einem Besuch der Premiere von "Othello" in italienischer Sprache (mit russischen Untertiteln) im Marinskii-Theater war der Ausflug nach Pushkin ein weiteres Highlight. Dort befindet sich nämlich das berühmte Zarskoye Selo,die Sommerresidenz von Katharina der Großen, mit dem beinahe vollständig wieder hergestellten Bernsteinzimmer .

    Nach diesem umfassenden Besuchsprogramm kehrte eine beeindruckte Studentengruppe nach Reutlingen zurück, deren Erlebnisse und Erzählungen eventuell bei Kommilitonen für Lust auf Studieren in St. Petersburg sorgen. Das ist nun sehr gut zu realisieren, denn Baldur Veit war auch in seiner Funktion als Leiter des Akademischen Auslandsamtes tätig. Er nutzte seinen Aufenthalt zu einem Arbeitsbesuch bei der TU St. Petersburg, wobei ein Kooperationsabkommen für das Jahr 2002/ 2003 ausgearbeitet wurde, in dem die Konditionen eines künftigen Studentenaustauschs im Bereich Maschinenbau festgelegt wurden.


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    Panzerkreuzer "Aurora"
    Panzerkreuzer "Aurora"

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    vor der Sommerresidenz Zarskoye Selo
    vor der Sommerresidenz Zarskoye Selo

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    Criteria of this press release:
    Mechanical engineering, Social studies
    transregional, national
    Organisational matters, Studies and teaching
    German


     

    Panzerkreuzer "Aurora"


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