Die Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften lädt ein: 20 Neuveröffentlichungen stellen die Forscher dem Fachpublikum und der interessierten Öffentlichkeit am Dienstag, 18. Dezember 2001 in der Bibliothek der Akademie vor. Prof. Dr. Alois Schmid, 1. Vorsitzender der Kommission für bayerische Landesgeschichte, präsentiert herausragende Dissertationen sowie Forschungs- und Kongressberichte. Neben den vor allem für die historische Grundlagenforschung maßgeblichen Quellenwerken stehen einige Festschriften für Forscherpersönlichkeiten der bayerischen Geschichte. Die Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte und der Historische Atlas von Bayern warten mit neuen Bänden auf.
Die Präsentation findet in Anwesenheit der Autoren und des Bayerischen Staatsministers für Bundes- und Europaangelegenheiten Reinhold Bocklet statt.
Besonders hervorzuheben ist die zeitgeschichtliche Dokumentation "Franz Sperr und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern", herausgegeben von Prof. Dr. Hermann Rumschöttel und Prof. Dr. Walter Ziegler (C.H. Beck, 2001). Franz Sperr (1878-1945) war einer der höchsten bayerischen Beamten der Weimarer Zeit und der letzte bayerische Gesandte beim Deutschen Reich vor der national-sozialistischen Gleichschaltung der Länder. Obwohl tief verwurzelt in der Verwaltung des Landes, war Franz Sperr von Anfang an gegen das Regime der Nationalsozialisten: Sperr bildete den Kopf einer bayernweit verzweigten Bewegung, die auf den Sturz des Hitlerregimes hinarbeitete und Teile des militärischen Sicherheitsbereichs und der Verwaltungsexekutive erfolgreich durchsetzt hatte. Er besaß auch Verbindung zu anderen Widerstandsgruppen wie etwa zu den Kreisen um Oberst Graf von Stauffenberg (Attentat vom 20. Juli 1944). In sieben Beiträgen, die auf den bei einem 1998 veranstalteten Kolloquium gehaltenen Vorträgen beruhen, zeichnen die Herausgeber erstmals den Lebensweg dieses Staatsmannes nach, der nicht zuletzt aufgrund seines föderalistischen Verfassungsverständnisses in den Widerstand ging und 1945 hingerichtet wurde. Der Band veranschaulicht regionale Zeitgeschichte, die Hintergründe für national-konservativ motiviertes Aufbegehren gegen das NS-Regime und vervollständigt so das Gesamtbild der deutschen Widerstandaktivitäten.
Eine Facette des preussisch-bayerischen Verhältnisses beleuchtet die Dissertation von Angelika Fox "Die wirtschaftliche Integration Bayerns in das Zweite Deutsche Kaiserreich" (C.H. Beck, 2001). Diese Studie zeichnet die Wege zur deutschen Einheit im 19. Jahrhundert nach, von der wirtschaftlichen Annäherung Bayerns an Preußen im Zollverein bis hin zur politischen Einheit 1871. Ein eigenes Kapitel zur Vereinheitlichung des Geld-, Maß- und Gewichtswesen nach der deutschen Reichsgründung schildert die Umstellung auf die Reichs-Mark aus bayerischer Sicht.
Eine zumeist aus bislang unbekannten Quellen erarbeitete Studie zu Stadt, Bistum und Raum Eichstätt legt Leo Hintermayr vor: "Das Fürstentum Eichstätt der Herzöge von Leuchtenberg 1817(1833" (C.H. Beck, 2001). Hintermayr beleuchtet in seiner umfangreichen, höchst sorgfältigen Arbeit erstmals die Geschichte des bisher im Schatten des Bistums stehenden Fürstentums Eichstätts in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts.
Der Regensburger Rainer Scharf präsentiert mit seiner Dissertation "Staatsdiener auf Außen-
posten" (C.H.Beck, 2001) eine Untersuchung der bayerischen Beamtenschaft in der Pfalz für die Zeit von 1870(1918. Die Integration der linksrheinischen Pfalz, die damals noch immer zu Bayern gehörte, stellte die bayerische Staatsverwaltung vor größere Probleme. Damals waren derartige Entfernungen weder räumlich noch ideell leicht zu überbrücken, im Gegenteil. Viele der oberbayerischen Beamten, die zum Dienst in die Pfalz gesandt wurden, akzeptierten dies nur unter dem Blickpunkt einer schnelleren Beförderung und einer baldigen Rückkehr in die Heimat. Aber es gab auch einige höchst engagierte hohe Beamte, die nicht nur ihre ganze Dienstzeit in der Pfalz verbrachten, sondern dort ein neues Zuhause fanden. Gerade diese Beamten prägten ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Staatsbayern, das nun jenseits aller Unterschiede in den administrativen, rechtlichen und wirtschaftlichen Traditionen Bestand hatte.
Ein vollständiges Verzeichnis aller Publikationen liegt der Presseinformation bei.
Weitere Informationen und Rezensionsexemplare:
Bayrische Akademie der Wissenschaften
Kommission für bayerische Landesgeschichte
Prof. Dr. Konrad Ackermann, Tel. 089-23031-174, -171
Bei redaktioneller Erwähnung einer der vorgestellten Publikationen
bitten wir um Zusendung eines Belegexemplares
an die Pressestelle der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Folgende Werke werden vorgestellt:
Hermann Rumschöttel/Walter Ziegler (Hrsg.):
Franz Sperr und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Bayern
Leo Hintermayr: Das Fürstentum Eichstätt der Herzöge von Leuchtenberg 1817-1833
Rainer Scharf: Staatsdiener auf Außenposten
Angelika Fox: Die wirtschaftliche Integration Bayerns in das Zweite Deutsche Kaiserreich
Walter Koch/A1ois Schmid/Wilhelm Volkert (Hrsg.): Auxilia Historica
Andreas Kraus: Das Jesuitengymnasium zu München
(1559-1773)
Erwin Riedenauer: Fränkische Landesgeschichte und
historische Landeskunde
Michael Schaich: Staat und Öffentlichkeit im Kurfürstentum Bayern der Spätaufklärung
Wolfgang Wüst: Geistlicher Staat und Altes Reich
Albrecht Greule/Alois Schmid (Hrsg.): Nominum Gratia.
Namenforschung in Bayern und Nachbarländern
Stefan Spiegel: Pressepolitik und Preßpolizei in Bayern
unter der Regierung von König Maximilian Il.
Rita Haub/Julius Oswald (Hrsg.): Jesuitica
Heinz Dopsch/Stephan Freund/Alois Schmid (Hrsg.): Bayern und Italien
Hans Körner: Der bayerische Maximilians-Orden für Wissenschaft und Kunst
Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 63/64
Jahrbuch für Volkskunde 2001
Bayerische Vorgeschichtsblätter, Jahrgang 65
Fundchronik H. 14
Criteria of this press release:
History / archaeology
regional
Scientific Publications
German
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