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01/20/2002 00:14

Hochschulausschussvorsitzender Wilhelm: Gute Chancen für Etatisierung anschubfinanzierter Stellen

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Kleinere bayerische Universitäten wie Augsburg und Bayreuth, die durch überzeugende Konzepte Bundesmittel und HTO-Projekte eingeworben und zur Profilierung des Wissenschaftsstandorts Bayern erfolgreich umgesetzt haben, werden vom Freistaat bei der Bewältigung der Folgelasten nicht allein gelassen werden. Davon gab sich der Vorsitzende im Ausschuss für Hochschule, Forschung und Kultur des Bayerischen Landtags, Dr. Paul Wilhelm, bei einem Gespräch mit der Augsburger Universitätsleitung überzeugt.

    Niemand, so Wilhelm, der am 17. Januar gemeinsam mit dem Augsburger CSU-Landtagsabgeordneten Bernd Kränzle die Universität besuchte, werde realistischerweise davon ausgehen, dass junge und in ihrem Stellenpotential ohnehin von Hause aus schlanke Universitäten ohne Verlust ihrer Funktionsfähigkeit in der Lage sein könnten, die Refinanzierungslasten anschubfinanzierter Großprojekte alleine zu tragen und sich diejenigen Stellen aus dem eigenen Fleisch zu schneiden, die nach Ablauf der Anschubfinanzierung im Interesse einer erfolgreichen Fortführung der Projekte bereitgestellt werden müssen. Ein solches Ansinnen wäre bei diesen Größenordnungen "unbillig und unverhältnismäßig", meinte Wilhelm. Wenn er hier auf allgemeine Einsicht - auch auf die des Finanzministeriums - baue, so sei dieser Optimismus nicht aus der Luft gegriffen, denn auch im Falle befristeter Stellen aus Hochschulsonderprogrammen sei deren Übernahme in den staatlichen Haushalt zwar nicht leicht durchsetzbar gewesen, dann aber dennoch in durchaus beträchtlichem Umfang gelungen.

    EKM UND ANGEWANDTE INFORMATIK

    In der Tat ist durch die mittlerweile erfolgte Etatisierung von HSP-Stellen das Szenario an der Universität Augsburg bereits ein bisschen weniger düster als noch vor zwei Jahren. Bei der damaligen Entwicklungsplanung musste noch mit 75 nicht dauerhaft gesicherten Stellen kalkuliert werden. Diese Zahl ist inzwischen auf 69 gesunken. Hier handelt es sich größtenteils zum einen um die Stellen des Physik-Forschungsbereichs "Elektronische Korrelationen und Magnetismus" (EKM), für den der Bund 1995 mit einer Laufzeit von 10 Jahren über 25 Mio. Euro zur Verfügung gestellt hat; zum anderen geht es um diejenigen Stellen, die - auf fünf Jahre mit rund 15 Mio. Euro aus der High-Tech-Offensive Bayern anschubfinanziert - einen wesentlichen Ausbau des Augsburger Instituts für Informatik und dadurch die Einrichtung des Studienganges "Angewandte Informatik" ermöglicht haben.

    SERIÖSER OPTIMISMUS

    Die einzige Alternative zu einem Stellenumschichtungsmanöver, das die Funktionsfähigkeit der Universität in weiten Bereichen ernsthaft in Frage stellen würde, wäre, diese Projekte nach der Ausschöpfung der Projektmittel auslaufen zu lassen. Insbesondere nachdem sich beide Projekte in kürzester Zeit extrem erfolgreich entwickelt haben, wäre es aber auch in den Augen Wilhelms völlig absurd, sie mit dem Auslaufen der Fördermittel in den Jahren 2004 bzw. 2005 zur Disposition zu stellen: "Da helfen wir Ihnen schon", so der Ausschussvorsitzende. Zwar werde die Universität wohl einen gewissen Eigenbeitrag leisten müssen, aber mit Blick auf die Möglichkeit einer Etatisierung eines Großteils dieser Stellen in den nächsten Doppelhaushalten meinte Wilhelm, es sei "nicht unseriös, wenn wir sagen, dass wir hier Wesentliches bewegen können", zumal das Wissenschaftsministerium am selben Strang ziehe.

    HOCHSCHULRAT: EINE KONSTRUKTIVE, WIE VOM GESETZGEBER VORGESEHENE ENTWICKLUNG

    Neben der Stellenproblematik waren auch einzelne Aspekte der Hochschulreform Gegenstand des Gesprächs. Erfreut zeigte sich Wilhelm darüber, dass sich nach einigen Anlaufschwierigkeiten auch in Augsburg das Verhältnis zwischen der Universität und ihrem Hochschulrat konstruktiv entwickle und sich jetzt zunehmend so gestalte, wie der Gesetzgeber es - in bewusster Abgrenzung zum US-amerikanischen Modell - vorgesehen habe: Hauptanliegen bei der Installierung des Hochschulrates sei es gewesen, den Universitäten Unterstützung durch den Zugriff auf externen Sachverstand und auf ein nicht betriebsblindes Kreativpotenzial profilierter Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft zu verschaffen. Deswegen habe man dem Hochschulrat Initiativ-, Beratungs- und Mitwirkungsrechte eingeräumt, aber wohlgemerkt und ganz bewusst eben keine Machtbefugnisse, die ihn dazu berufen würden, in das laufende Tagesgeschäft einzugreifen oder "mit der Brechstange" die Entwicklung der Universität bestimmen zu wollen. Um die bisherigen Erfahrungen und ihr Selbstverständnis zu diskutieren, wird Wilhelm die Vertreter der bayerischen Hochschulräte demnächst zu einem Gespräch einladen.

    MIT DEN NEUEN STUDIENGÄNGEN AUF DEM RICHTIGEN WEG

    Die in diesem und im vorigen Wintersemester neu eingerichteten Studiengänge und deren durch beeindruckende Anfängerzahlen belegte Attraktivität deutete Wilhelm als Beleg dafür, dass die Richtung, in die sich die Universität Augsburg entwickle, stimme. Bei den geistes- bzw. sozialwissenschaftlichen BA-Studiengängen "Europäische Kulturgeschichte" und "Medien und Kommunikation" imponiere ihm insbesondere die dezidierte Ausrichtung auf die Ansprüche der modernen Arbeitswelt; bei den neuen IT-Studiengängen spreche die Tatsache, dass in Augsburg die Anfängerzahlen - entgegen dem allgemeinen Trend - in diesem Semester nochmals gewachsen seien, für sich.

    POSITIVE ERFAHRUNGEN MIT TUTORIEN

    Großes Interesse zeigte der Hochschulausschussvorsitzende auch an den Augsburger Erfahrungen mit dem Tutorienprogramm für sogenannte Massenfächer. Gegenüber 2000 habe der Freistaat die in dieses Programm bayernweit investierten Mittel von 2,4 auf 5,4 Mio. DM erhöht, und darüber hinaus seien weitere 4 Mio. DM zur Verfügung gestellt worden, um einerseits mehr studentische Hilfskräfte einstellen und diese auch angemessen bezahlen zu können. Dass sich diese Investitionen auszahlen, konnte aus Augsburger Sicht nur bestätigt werden: Die Studiendekane begrüßen durchweg die durch die Tutorien ermöglichte vertiefte Ausbildung bereits im Grundstudium und seien überzeugt, dass auf diesem Weg ein Beitrag zur Verkürzung der Studienzeiten geleistet werden könne. Probleme seien allenfalls in der stets relativ kurzfristigen Zuweisung von Tutorenmitteln zu sehen, die eine längerfristige Planung erschweren, sowie in der festen Zuweisung zu bestimmten Fächern. Hier wünsche man sich größere Flexibilität, und bei der Definition des Kriteriums "Massenfach" sollte auch stärker die Tatsache berücksichtigt werden, dass der erforderliche Betreuungsaufwand von Fach zu Fach sehr verschieden ist und durch eine starr fixierte Grenzrelation Lehrende/Studierende insofern nicht unbedingt sachgerecht erfasst werden kann.

    WEITERBILDUNG MUSS AN DEN UNIVERSITÄTEN BLEIBEN

    Uneingeschränkter Konsens zwischen Wilhelm und der Universitätsleitung bestand auch darin, dass die wissenschaftliche Weiterbildung genuine Aufgabe der Hochschulen sei und um der Qualität willen auch unbedingt an diesen verbleiben müsse, anstatt privaten Anbietern überlassen zu werden. Dadurch, dass die Universitäten nunmehr das Honorar für die in der Weiterbildung tätigen Dozenten selbst bestimmen können, dass sie darüber hinaus den mit Weiterbildungsangeboten erwirtschafteten Erlös selbst behalten können und dass schließlich Professoren ihr zu marktgerechten Honoraren erbrachtes Weiterbildungsengagement als Nebentätigkeit genehmigt bekommen können, habe der Gesetzgeber, so Wilhelm, wichtige Voraussetzungen geschaffen, um den Universitäten die erfolgreiche Erfüllung ihres Weiterbildungsauftrags auch unter den neuen Marktbedingungen zu ermöglichen. Angesichts der engagierten, innovativen und erfolgreichen Arbeit des Zentrums für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) sei er überzeugt, sagte Wilhelm, dass die Universität Augsburg ihrer weit zurückreichenden und bundesweiten Vorreiterrolle in der Wissenschaftlichen Weiterbildung auch weiterhin uneingeschränkt gerecht werde.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Science policy
    German


     

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