idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/06/2011 15:08

Nach nur 25 Minuten war das Hirngefäß wieder durchblutet

Dr. Annette Tuffs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Heidelberg

    Neurologen und Neuroradiologen des Universitätsklinikums Heidelberg behandeln Schlaganfall mit einem neuen technischen Gerät / Ergebnisse in „Stroke“ und „American Journal of Neuroradiology“ veröffentlicht

    Brunhilde Wecker hatte noch einmal Glück. Die 64-Jährige wurde Ende August mit einem akuten Schlaganfall in das Universitätsklinikum Heidelberg eingeliefert. Mediziner der Abteilungen für Neurologie und Neuroradiologie entfernten ihr mit einem neuartigen Gerät einen Thrombus – ein Blutgerinnsel, das die linke Hals- und Hirnschlagader verstopfte – aus dem Gefäß. Der Eingriff mit dem sogenannten Stent-Retriever-System, der in diesem Fall nur 25 Minuten dauerte, wird bei Patienten durchgeführt, die einen akuten Schlaganfall mit einem Gefäßverschluss haben. Die ersten Ergebnisse dieses mechanischen Verfahrens, das in der Neurologischen Klinik zum Einsatz kommt, wurden jetzt durch die Heidelberger Mediziner in den renommierten Fachzeitschriften „Stroke“ und „American Journal of Neuroradiology“ veröffentlicht.

    Patientin war in Lebensgefahr

    „Die Patientin hatte einen kompletten, etwa einen Zentimeter langen Verschluss der linken Halsschlagader am Übergang zur mittleren Gehirnarterie“, berichtet Professor Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Neuroradiologie. Durch den Gefäßverschluss, der mit einer kompletten Lähmung der rechten Körperhälfte sowie einer Sprachstörung einhergegangen war, hätte die Patientin schwerste bleibende Schäden davon getragen oder wäre im schlimmsten Fall sogar gestorben. „Nach dem Eingriff kann die Patientin wieder selbständig gehen und sprechen“, freut sich Professor Bendszus über das Ergebnis der neuen Methode.

    Bei der Behandlung, die in der akuten Notfallsituation kurz nach Eintreffen der Patientin in der Klinik durchgeführt wurde, handelt es sich um ein sog. endovaskuläres Verfahren: Hierbei wird ein Katheter über die Leistenschlagader unter Röntgenkontrolle bis in das hirnversorgende Gefäß geführt. „Über diesen Katheter haben wir das winzige Instrument bis in den Bereich des Verschlusses geschoben und das für den Schlaganfall verantwortliche Blutgerinnsel entfernt“, erzählt Dr. Stefan Rohde, Oberarzt der Abteilung für Neuroradiologie. Die Methode kommt nur zum Einsatz, wenn die Patienten innerhalb der ersten fünf Stunden nach dem Schlaganfall in eine spezialisierte Klinik kommen.

    Durchblutung umgehend wieder hergestellt

    Und wie funktioniert die Entfernung? „Im Bereich des Verschlusses dehnt sich das Gerät zu einem gitternetzartigen Körbchen aus, drückt den Thrombus an die Gefäßwand und stellt wieder eine sofortige Durchblutung her. Beim Entfernen des Geräts bleibt das Gerinnsel in der Gitterstruktur hängen und wird mit hinaus gezogen, das Gefäß ist wieder frei“, erklärt Dr. Rohde, der die Sektion für Interventionelle Neuroradiologie leitet.

    Professor Dr. Werner Hacke, Ärztlicher Direktor der Neurologischen Klinik, sieht in der Methode eine neue Behandlungsoption für Patienten mit akutem Schlaganfall: „Möglicherweise ist die zusätzliche mechanische Entfernung der alleinigen Lysetherapie überlegen.“ Bei der Lysetherapie wird den Patienten ein Medikament in die Blutbahn verabreicht, welches das Blutgerinnsel chemisch auflösen soll. Ob das neue Vorgehen die besseren Ergebnisse bringt, zeigen in der Zukunft wissenschaftliche Studien. Diese befinden sich bereits – unter Federführung der Heidelberger Mediziner – in konkreter Planung.

    Brunhilde Wecker ist mittlerweile wieder aus dem Krankenhaus entlassen. An den Tag des Schlaganfalls hat sie nur noch wenig Erinnerung: „Nach dem Aufstehen konnte ich plötzlich mein rechtes Bein sowie meinen rechten Arm nicht mehr bewegen und nicht mehr sprechen“, so die vereidigte Buchprüferin und Steuerberaterin aus Neckargemünd. „Da hat mein Mann direkt die 112 gewählt und ich wurde umgehend nach Heidelberg in die Klinik gebracht. Dann weiß ich nichts mehr.“ Die schnelle Reaktion des Ehemanns, der sofortige Transport nach Heidelberg und die umgehende Thrombusentfernung retteten der 64-Jährigen vermutlich das Leben. Denn Zeit ist bei einem Schlaganfall der entscheidende Faktor: Je länger das Gehirn nicht mit Blut versorgt wird, desto gravierender sind die Schäden, die der Patient davonträgt.

    Jeder Schlaganfall ist ein Notfall

    Aus diesem Grund ist jeder Schlaganfall ein Notfall und muss umgehend in einer spezialisierten Klinik, die über eine Schlaganfall-Station verfügt, behandelt werden. Typische Symptome sind plötzlich auftretende Lähmungen sowie Schluck-, Sprach- und Sehstörungen. Ursache für die meisten Schlaganfälle sind Gerinnsel, die in die Blutbahn gelangen und zum Verschluss der Gefäße im Gehirn führen. Dadurch wird das dahinter liegende Gewebe nicht mehr versorgt und stirbt ab. Der Schlaganfall, an dem jährlich etwa 200.000 Menschen erkranken, ist mittlerweile die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.

    Ansprechpartner für Journalisten:

    Professor Dr. Werner Hacke
    Neurologische Klinik
    Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 400
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221/ 56 8211
    E-Mail: Werner.Hacke@med.uni-heidelberg.de

    Professor Dr. med. Martin Bendszus
    Neurologische Klinik
    Abteilung für Neuroradiologie
    Im Neuenheimer Feld 400
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 7566
    Fax: 06221 / 56 4673
    E-Mail: martin_bendszus@med.uni-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
    Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.

    www.klinikum.uni-heidelberg.de

    Bei Rückfragen von Journalisten:

    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
    und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 45 36
    Fax: 06221 / 56 45 44
    E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse


    More information:

    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Neurologische-Klinik-Startseite.106839.0.h... Neurologische Klinik
    http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Neuroradiologie.106844.0.html - Abteilung für Neuroradiologie


    Images

    Die schnelle Thrombus-Entfernung rettete Brunhilde Wecker vermutlich das Leben. An dem Eingriff waren beteiligt (v.l.n.r.): Professor Dr. Martin Bendszus, PD Dr. Stefan Rohde (beide Neuroradiologie), Professor Dr. Peter A. Ringleb (Neurologie), Dr. Mirko Pham (Neuroradiologie).
    Die schnelle Thrombus-Entfernung rettete Brunhilde Wecker vermutlich das Leben. An dem Eingriff ware ...
    Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Transfer of Science or Research
    German


     

    Die schnelle Thrombus-Entfernung rettete Brunhilde Wecker vermutlich das Leben. An dem Eingriff waren beteiligt (v.l.n.r.): Professor Dr. Martin Bendszus, PD Dr. Stefan Rohde (beide Neuroradiologie), Professor Dr. Peter A. Ringleb (Neurologie), Dr. Mirko Pham (Neuroradiologie).


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).