Philosophen der Universitäten Jena und Hannover veranstalten Workshop „Dynamik der Moral“ vom 26.-28. September
„Man wird moralisch, sobald man unglücklich ist.“ Das Zitat des französischen Romanciers Marcel Proust beschreibt eine weit verbreitete Vorstellung der Moral ab Mitte des 19. Jahrhunderts, die sie als Gegenpol zur Ausgelassenheit oder gar als Spaßbremse bezeichnet. Wo das Vergnügen aufhört, fängt die Moral an. Noch heute wird der Begriff der Moral sehr ambivalent wahrgenommen. Einerseits steht er für ein inneres Gerüst, das gutes und gerechtes Handeln ermöglicht. Andererseits werden damit aber auch oft verkrustete Strukturen gleichgesetzt, die lähmend und überholt erscheinen. Diese Differenz könnte dadurch hervorgerufen werden, dass sich Moralvorstellungen eines jeden Menschen sowie ganzer Gesellschaften ändern.
Diesen Fragen wollen 15 Nachwuchswissenschaftler aus dem gesamten Bundesgebiet sowie der Schweiz und Österreich während des Workshops „Die Dynamik der Moral“ vom 26. bis 28. September an der Universität Jena nachgehen. „Wir wollen erst einmal klären, was Moral eigentlich ist“, sagt Dr. Falk Bornmüller vom Institut für Philosophie der Universität Jena, der gemeinsam mit seiner Hannoveraner Kollegin Anne Mazuga die Tagung organisiert hat.
„Natürlich gibt es philosophische Definitionen der Moral, wir möchten uns dem aber interdisziplinär nähern“, so Bornmüller. Man habe bewusst Wissenschaftler aus verschiedenen Fachrichtungen eingeladen, um aus möglichst vielen Blickwinkeln zu beleuchten, als was Moral wahrgenommen wird und welche Gründe es gibt, dass sie sich verändert. Damit meine er nicht nur Veränderungen über Jahrhunderte, sondern auch innerhalb verschiedener Lebensabschnitte eines Menschen. Ein junger Mensch stellt sich mitunter etwas ganz anderes darunter vor als ein alter.
Denkansätze dafür können neben den Philosophen etwa die Sozialpsychologen oder Kulturwissenschaftler unter den Teilnehmern geben. „Zum einen braucht man sicher im Laufe seines Lebens Beständigkeit in seiner Moralvorstellung, um sich in seiner Persönlichkeit zu festigen“, erklärt Falk Bornmüller. „Zum anderen hinterfragt man aber intuitiv immer wieder seine eigenen Grundsätze in verschiedenen Lebensphasen – Moralvorstellungen ändern sich.“
Was heißt es, eine moralische Einstellung zu haben? Gibt es einen Unterschied zwischen moralischen Intuitionen, Überzeugungen und Einstellungen? Ist die aktive Veränderung moralischer Einstellungen möglich oder sogar geboten? Das sind Fragen, denen die Wissenschaftler in verschiedenen Arbeitsgruppen nachgehen wollen.
Die Tagung soll auch der Startschuss für ein bundesweit verzweigtes Netzwerk von Nachwuchswissenschaftlern sein, das es ermöglicht, in diesem Bereich enger miteinander zusammenzuarbeiten.
Kontakt:
Dr. Falk Bornmüller
Institut für Philosophie der Universität Jena
Zwätzengasse 9, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944120
E-Mail: falk.bornmueller[at]uni-jena.de
Criteria of this press release:
Journalists
Cultural sciences, Philosophy / ethics, Psychology
regional
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German
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