Forscher des Helmholtz Zentrums München und des University Medical Center Groningen werden für eine neuartige Operationstechnik mit dem Wissenschaftspreis des Stifterverbandes – Erwin Schrödinger-Preis 2011 ausgezeichnet. Prof. Vasilis Ntziachristos vom Institut für biologische und medizinische Bildgebung am Helmholtz Zentrum München und Prof. Gooitzen Michell van Dam, University Medical Center Groningen, entwickelten gemeinsam ein molekulares Bildgebungsverfahren, mit dem Tumorzellen erstmals in Echtzeit im Operationssaal mit einer Fluoreszenzkamera aufgespürt werden können. Die Wissenschaftler teilen sich den mit 50.000 Euro dotierten Preis.
Der Generalsekretär des Stifterverbandes, Prof. Andreas Schlüter, wird den Preis am 21. September 2011 auf der Jahrestagung der Helmholtz-Gemeinschaft überreichen.
Operationen und endoskopische Eingriffe werden bis heute größtenteils vom menschlichen Auge geleitet. Die Sicht in den Körper ist dabei sehr begrenzt, denn selbst mit modernen Techniken kann der Chirurg nur in obere Gewebeschichten schauen. Sehr kleine, verborgene Tumore bleiben praktisch unsichtbar. Dies begrenzte bislang die Eingriffsmöglichkeiten und führte auch zu einer gewissen Fehlerquote, wie Studien zeigen. „Die beiden Wissenschaftler haben mit der fluoreszenzbasierten molekularen Bildgebung während der Operation ein revolutionäres Verfahren entwickelt, das größere Heilungserfolge verspricht“, sagt Prof. Jürgen Mlynek, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. „Sie haben mit dieser interdisziplinären Arbeit den fachlichen Graben zwischen Chirurgie und optischen Technologien überbrückt und damit einen echten Fortschritt für die Patienten erreicht.“
Winzige Tumore werden sichtbar
Die von den Forschern entwickelte Technik basiert auf einer Echtzeitkamera, die Fluoreszenz im Gewebe erfassen kann. Dadurch lassen sich winzige Tumore im Innern des Körpers aufspüren, ohne dabei umliegendes Gewebe zu verletzen. Die grundsätzlichen neuen Erkenntnisse der gemeinsamen Forschungsarbeit liegen dabei in der klinischen Anwendung. Die Diagnostik kleiner Tumorherde während eines chirurgischen Eingriffs war bislang ohne diese Technik sehr schwer bis gar nicht möglich. Nun können die Chirurgen schon während der Operation die Ergebnisse auswerten. „Diese neuartige präzise Methode legt den Grundstein für einen Paradigmenwechsel in interventionellen Verfahren“, sagt Prof. Vasilis Ntziachristos. „Dank dieser Anwendung können Krankheiten genau erkannt und identifiziert werden, um zuverlässige Ergebnisse zu erzielen - Artefakte werden drastisch minimiert.“
Wissenschaftspreis des Stifterverbandes – Erwin Schrödinger-Preis
Seit über zehn Jahren zeichnen die Helmholtz-Gemeinschaft und der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft mit diesem nach dem Physiker Erwin Schrödinger benannten Preis herausragende wissenschaftliche oder technisch innovative Leistungen aus, die in Grenzgebieten zwischen verschiedenen Fächern der Medizin, Natur- und Ingenieurwissenschaften erzielt worden sind. Im Jahreswechsel wird der Preis von der Helmholtz-Gemeinschaft und dem Stifterverband finanziert. (JTy)
Die Helmholtz-Gemeinschaft leistet Beiträge zur Lösung großer und drängender Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft durch wissenschaftliche Spitzenleistungen in sechs Forschungsbereichen: Energie, Erde und Umwelt, Gesundheit, Schlüsseltechnologien, Struktur der Materie sowie Luftfahrt, Raumfahrt und Verkehr. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit über 31.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 17 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 3,3 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Ihre Arbeit steht in der Tradition des großen Naturforschers Hermann von Helmholtz (1821-1894).
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