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02/02/2002 21:23

In Sachen Babage gegen Turingia: Deutsche Jessup Moot Court-Ausscheidung in Augsburg

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Ende der kommenden Woche wird in Augsburg die Entscheidung fallen, wer Mitte März in Washington D. C. Deutschland beim internationalen Völkerrechtswettbewerb "Philip C. Jessup" vertreten wird. Elf studentische Teams aus der ganzen Bundesrepublik nehmen an der diesjährigen deutschen Ausscheidung teil, die vom 7. bis zum 10. Februar 2002 von selbst bereits Jessup Moot Court-erfahrenen Augsburger Studentinnen und Studenten ausgerichtet wird.

    Die Philip C. Jessup International Law Moot Court Competition wurde 1959 von Studenten der Harvard University ins Leben gerufen und hat sich zum weltweit bedeutendsten "Moot Court" auf dem Gebiet des Völkerrechts entwickelt, an dem jährlich über 300 Teams von Universitäten aus mehr als 50 Ländern teilnehmen. Der Begriff "Moot Court" steht allgemein für Wettbewerbe, in denen Studenten in fiktiven Rechtsstreitigkeiten die Rollen von Anwälten übernehmen.

    SIMULIERTE VERHANDLUNGEN VOR NAMHAFTEN VÖLKERRECHTLERN

    Beim Philip C. Jessup-Wettbewerb arbeiten die Teams in englischer Sprache Schriftsätze zu einem vorgegebenen Fall aus dem Bereich des Völkerrechts aus und streiten dann in einer simulierten Gerichtsverhandlung mit anwaltlichen Plädoyers für die Interessen der fiktiven Länder, die sie vertreten. Die juristischen, sprachlichen und rhetorischen Fähigkeiten der Teilnehmer werden dabei von namhaften Völkerrechtlern - Richtern an internationalen Gerichtshöfen, Professoren und Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes - bewertet.

    TICKET NACH WASHINGTON D. C.

    Der Wettbewerb findet jeweils in zwei großen Runden statt: Am Beginn stehen die regionalen bzw. nationalen Wettbewerbe. Bei diesen wird entschieden, welche Teams bei der internationalen Ausscheidung teilnehmen, die traditionell im Rahmen der jährlichen Konferenz der American Society of International Law in Washington D.C. stattfindet. Um dieses Ticket nach Washington streiten in Augsburg Teams der Freien Universität und der Humboldt Universität Berlin, der Universitäten Erlangen-Nürnberg, Frankfurt am Main, Frankfurt an der Oder, Göttingen, Heidelberg, Jena, Kiel, Tübingen und der gastgebenden Universität Augsburg.

    BABAGE UND TURINGIA IM INTERNETKRIEG

    Der in diesem Jahr zu verhandelnde Fall (siehe http://www.ilsa.org/jessup/jessup02/index.html) wirft Fragen der Grenzen staatlicher Hoheitsbereiche und der rechtlichen Behandlung von Angriffen über das Internet auf: Konkret geht es darum, dass der Staat Babage strenge Auflagen bezüglich der erlaubten Inhalte hat, die in seinem Hoheitsgebiet im Internet veröffentlicht werden dürfen. Eine im Land Turingia ansässige Firma widersetzt sich diesen Auflagen und entzieht sich später den Sanktionen des Staates Babage. Darauf hin entbrennt ein Internetkrieg zwischen den beiden Staaten, in dem Hacker nicht nur immense wirtschaftliche Schäden, sondern auch ein Eisenbahnunglück herbeiführen, bei dem Staatsangehörige des einen Landes ums Leben kommen. Die anschließende Strafverfolgung ist ebenfalls ein Problem dieses Falles, der vor dem Internationalen Gerichtshof verhandelt werden soll.

    INHALTLICHE STRINGENZ UND RHETORISCHE FÄHIGKEITEN

    Am 14. Januar war Abgabeschluss für die Memorials- anwaltliche Schriftsätze, die jedes Team für jedes der beiden Länder bearbeiten musste und die jeweils das Begehren der vertretenen Partei wiedergeben. Derzeit bereiten sich die Teams auf die mündlichen Verhandlungen vor, bei denen dann jeweils zwei Mitglieder eines maximal fünf Studentinnen und Studenten zählenden Teams für ein Land plädieren werden. Hier wird es in erster Linie auf einen überzeugenden Auftritt ankommen, bei dem neben inhaltlicher Stringenz insbesondere rhetorische Fähigkeiten gefragt sind.

    RICHTER AUS GANZ EUROPA

    Richter bei den Augsburger Verhandlungen sind Prof. Andrea Gattini (Universität Padua), Dr. habil. Hans-Joachim Heintze (Institut für Friedenssicherung und Humanitäres Völkerrecht, Bochum), Prof. Dr. Hubert Isak, (Universität Graz), Prof. Dr. Wolfram Karl (Universität Salzburg), Prof. Rick Lawson (Universität Leiden), Prof. Kazimierz Lankosz (Universität Krakau) und Prof. Dr. Adelheid Puttler (Universität Bochum).

    FINALE UND PREISVERLEIHUNG IM ROKOKOSAAL

    Die Vorrunden der deutschen Vorausscheidung werden am 8. Februar an der Juristischen Fakultät der Universität Augsburg ausgetragen; dort findet am Vormittag des 9. Februar dann auch noch das Halbfinale der vier punktbesten Teams statt. Schauplatz des Finales ist am späteren Nachmittag des 9. Februar dann der Rokokosaal der Regierung von Schwaben (Fronhof), der am Abend auch den festlichen Rahmen für die Preisverleihung abgibt. Ausgezeichnet wird hier das beste Team, das für Deutschland Mitte März zur internationalen Ausscheidung nach Washington geht. Preise, die ebenfalls von den Richtern nach Punkten vergeben werden, gibt es aber auch für den besten Schriftsatz und für den besten mündlichen Auftritt. Darüber hinaus wählen alle Teilnehmer aus ihrer Mitte dasjenige Team, das die Idee des Jessup-Wettbewerbs am besten repräsentiert hat und dafür den "Spirit of the Jessup Award" erhält.

    KONZENTRIERT-ENTSPANNT, INTERESSANT UND UNTERHALTSAM

    Am Anreisetag gibt die Stadt Augsburg den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Empfang im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses, am ersten Wettbewerbstag sind sie Gäste der Juristischen Fakultät. Dabei werden die abendlichen oder nächtlichen "Hauptvergnügungen" allerdings wohl darin bestehen, sich in die Memorials derjenigen Teams zu vertiefen, gegen die man am folgenden Tag anzutreten hat: "Es handelt sich um einen Wettbewerb", gibt Stefan Lorenzmeier, National Administrator der diesjährigen deutschen Vorausscheidung, zu bedenken: "Im vorigen Jahr haben wir die Stimmung als konzentriert-entspannt empfunden, im Verlauf das Wettbewerbs wurde sie immer gelöster. Man lernt eben Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Republik kennen, die die letzten Wochen und Monate die gleichen Sorgen und Nöte hatten wie man selbst - das ist sehr interessant und unterhaltsam."

    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:

    Postanschrift:
    Philip C. Jessup Moot Court Competition Germany 2002
    c/o Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht der Universität Augsburg
    Prof. Dr. Christoph Vedder
    86135 Augsburg

    Ansprechpartner:
    Stefan Lorenzmeier
    Telefon: 0821/598-4571
    Telefax: 0821/598-4572
    e-mail: info@jessupmootcourt.de


    More information:

    http://www.jessupmootcourt.de


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    Criteria of this press release:
    Law, Politics
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Studies and teaching
    German


     

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