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09/21/2011 14:42

Depression, eine behandelbare Erkrankung! Ursachen und multimodale Behandlungsansätze

Rita Wilp Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Stiftung Deutsche Depressionshilfe

    8. Europäischer Depressionstag am 1. Oktober 2011

    Berlin, den 21. September 2011 – Depressionen sind häufige psychische Erkrankungen. In Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen daran. Das statistische Bundesamt gab alleine die direkten Kosten für Depressionen im Jahr 2008 mit 5,2 Milliarden Euro an. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an einer Depression zu erkranken liegt zwischen 16 und 20 Prozent. Die Projektionen der Weltgesundheitsorganisation lassen eine weitere Zunahme der Bedeutung depressiver Störungen für die Zukunft annehmen. „Hieraus ergeben sich erhebliche sozioökonomische Konsequenzen. Die Vielzahl der Erkrankungen verursacht direkte (Behandlung im Krankenversorgungssystem) und indirekte (Verdienstausfall, geringerer Beitrag zur Sozialversicherung) Kosten, noch viel wichtiger aber ein erhebliches persönliches Leiden der Betroffenen und ihres Umfeldes“, sagt Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Aachen und Direktor von JARA-BRAIN, anlässlich des 8. Europäischen Depressionstages (1.10.2011).

    Genetik und biologisch, psychosoziale Umstände
    Depressionen treffen Männer und Frauen und sind am ehesten durch eine Kombination verschiedener biologischer und psychosozialer Umstände verursacht. Man geht hier von einem sogenannten Vulnerabilitäts-Stress-Modell aus, das heißt, das Entstehen psychischer Erkrankungen beruht auf einer Kombination biologischer, zum Beispiel genetischer, Verwundbarkeit und dem Eintreten von psychosozialem Stress. So lassen sich zum Beispiel genetische Einflüsse aus den unterschiedlichen Auftretenswahrscheinlichkeiten abhängig von einer Verwandtschaft zu einem depressiven Patienten (ca. 40 % Erkrankungsrisiko für einen eineiigen Zwilling gegenüber 5 bis 8 % in der Allgemeinbevölkerung) belegen. Nicht nur aus diesem Umstand, sondern auch aus den bisher vorgelegten Ergebnissen funktionell bildgebender Untersuchungen, zum Beispiel mit der funktionellen Magnetresonanztomographie, ergeben sich klare Hinweise auf neurobiologische Korrelate depressiver Erkrankungen. Es gibt darüber hinaus die gesicherte Erkenntnis, dass auch weitere biologische Ursachen für Depressionen vorliegen können. So erhöhen verschiedene körperliche Erkrankungen die Wahrscheinlichkeit für eine Depression erheblich. Die gilt beispielsweise für Infektions- oder Schilddrüsenerkrankungen sowie andere Hirnerkrankungen wie Alzheimer oder die Parkinson-Erkrankung. Diese Erkenntnisse stellen aber nicht die Relevanz sozialer Auslöser, zum Beispiel beruflicher oder privater Stress, in Frage, sondern betonen das Modell eines multifaktoriellen Geschehens.

    Neue Ansätze in neuropsychiatrischer Forschung
    Eine substantielle Weiterentwicklung der Diagnostik und Therapie depressiver Erkrankungen ist aus der neuropsychiatrischen Forschung zu erwarten. Neben sehr grundsätzlichen Untersuchungen zum Beispiel zu Unterschieden im Volumen verschiedener Hirnstrukturen zwischen Gesunden und Patienten oder Untersuchungen von neurobiologischen Veränderungen im Tiermodell, scheint insbesondere die funktionelle Bildgebung geeignet, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Das Verfahren ermöglicht die Untersuchung der Hirnfunktionen, die zum Beispiel mit der Verarbeitung von Emotionen oder mit dem Einfluss von Emotionen auf Aufmerksamkeit und Gedächtnis verknüpft sind. Erstaunlicherweise ist erst in den letzten Jahren in diesem Bereich der Fokus wieder auf Geschlechtsunterschiede gerichtet worden, die für eine gewisse Zeit vermutlich aus „political correctness“ keine hinreichende Beachtung gefunden haben.
    Die Behandlung der Depression stützt sich heute im Wesentlichen auf zwei Säulen. Es gibt gut etablierte und wirkungsvolle psychotherapeutische Verfahren, die vielen Patientinnen und Patienten sehr gut helfen. Der größte Teil der Erkrankten benötigt aber – in der Regel ergänzend – eine medikamentöse Behandlung. Auch hier gibt es gute und wirksame Medikamente. In der Regel ist deren Einsatz bei mittelschweren und insbesondere bei akuten sehr schweren Depressionen indiziert. Die medikamentöse Therapie umfasst neben einer Akutbehandlung und einer Erhaltungstherapie über die ersten Monate oft noch eine zum Teil jahrelange Rückfallprophylaxe. Neue therapeutische Ansätze versprechen die aktuellen Weiterentwicklungen in der neuropsychiatrischen Forschung, zum Beispiel die Echtzeitbildgebung und therapeutisch angewendet, das Neurofeedback.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Dr. Frank Schneider
    Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
    Direktor von JARA-BRAIN
    Past-President der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)
    Pauwelsstr. 30
    52074 Aachen
    psychiatrie@ukaachen.de


    More information:

    http://www.jara.org


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    Prof. Dr. Frank Schneider, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Aachen
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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Prof. Dr. Frank Schneider, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Universitätsklinikum Aachen


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