Wissenschaftler stellen wegweisende Sondierungsstudie über großtechnische Eingriffe ins Klima vor / Staatssekretär Schütte: „Optionen nicht von vornherein ausschließen“
Angesichts des Anstiegs der CO2-Konzentration in der Atmosphäre sehen manche Wissenschaftler direkte Eingriffe mit großtechnischen Maßnahmen in den Strahlungshaushalt oder den Kohlenstoffkreislauf der Erde als Mittel gegen die globale Erwärmung. Wegen möglicher und kaum kalkulierbarer Nebenwirkungen lehnen andere solches Climate Engineering strikt ab. Ein interdisziplinär zusammengesetztes Expertenteam hat im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) nun den aktuellen Kenntnisstand erstmals wissenschaftlich umfassend zusammengetragen. Der Bericht „Gezielte Eingriffe ins Klima? Eine Bestandsaufnahme der Debatte zum Climate Engineering“ wurde heute von Staatssekretär Dr. Georg Schütte in Berlin entgegengenommen.
Die Wissenschaftler haben insgesamt sechs Sondierungsstudien aus verschiedenen Perspektiven erstellt (Naturwissenschaften, internationales Recht, Ethik sowie Wirtschafts-, Gesellschafts- und Politikwissenschaften). Der Gesamtbericht liefert zusätzlich eine übergreifende Bestandsaufnahme und Bewertung.
„Für das Bundesministerium für Bildung und Forschung haben Klimaschutz und Anpassung an nicht mehr zu vermeidende Klimaveränderungen eindeutig Vorrang“, sagte Schütte. „Zusätzlich notwendig ist jedoch Forschung zu Climate Engineering. Erreichen die internationalen Verhandlungen nicht die erforderlichen Klimaschutzziele, stellt sich zunehmend die Frage einer Reparatur durch Climate Engineering. Um dieses komplexe Thema bewerten und auf internationale Entwicklungen Einfluss nehmen zu können, brauchen wir eine solide Wissensbasis. Auch ist es nicht verantwortbar, einzelne Optionen gegen möglicherweise dramatische Folgen des Klimawandels vorab auszuschließen.“
Die Sondierungsstudien kommen zwar zu dem Ergebnis, dass einige der Konzepte für Climate Engineering zumindest auf dem Papier den Treibhauseffekt abschwächen bzw. die Erderwärmung mindern können. „Allerdings“, so Studienkoordinator Prof. Gernot Klepper vom Kiel Earth Institute, „sind vermutlich alle Vorschläge mit erheblichen ökologischen Risiken und Nebenwirkungen, ökonomischen Kosten und gesellschaftlichen Konfliktpotentialen verbunden.“
Das BMBF wird die Studien in die internationale Debatte einbringen, so etwa in die Arbeit des Weltklimarats IPCC. Auf nationaler Ebene sollen die Befunde eine fundierte Diskussion in Politik und Gesellschaft ermöglichen.
Die Studien stehen kostenfrei beim Kiel Earth Institute zum Herunterladen zur Verfügung: www.kiel-earth-institute.de/projekte/forschung/sondierungsstudie-climate-engineering.
Für fachliche Fragen finden Sie dort auch die Kontaktdaten der beteiligten Wissenschaftler.
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