Oldenburg. Man stelle sich vor, in der Wohnung unter einer Lampe befindet sich nicht sichtbar eine Kugel von 15 Zentimetern Durchmesser ausgestattet mit acht kleinen Mikrofonen, die Sprache nicht nur erkennt sondern im Ernstfall auch handelt. Das ist keine Vision, das könnte schon bald Wirklichkeit sein.
Dr. Jörg Bitzer, Professor am Institut für Hörtechnik und Audiologie an der Jade-Hochschule am Studienort Oldenburg, entwickelt gegenwärtig in Zusammenarbeit mit der Fraunhofer Projektgruppe Hör-, Sprach-, Audiotechnik eine solch intelligente und unaufdringliche Technik, die älteren Menschen ein möglichst langes selbstbestimmtes Leben ermöglichen soll. Die Fachwelt spricht von assistiven Technologien (AT). Ein Begriff der auch als Namensgeber für den gleichnamigen neuen Studiengang an der Jade Hochschule diente.
Der demografische Wandel zwingt uns dazu, Lösungen mit hoher Qualität für ältere Menschen zur Bewältigung ihres Alltags zu entwickeln. Denn laut Umfragen, wollen die meisten Älteren so lange wie möglich selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben. Das ist auch im Interesse der Allgemeinheit, weil es immense Heimkosten einspart.
„Sprache muss mit Mikrofonen aufgenommen werden“, sagt Jörg Bitzer und berichtet, dass Spracherkennung nah am Mund bereits gut funktioniert. Er erinnert an Diktiersysteme, die auf die Nutzerstimme trainiert sind. Gesprochene Texte sind anschließend am PC lesbar. Ältere Menschen möchten das Mikrofon aber nicht ständig bei sich tragen. Außerdem ist ungewiss, ob sie sie im Notfall aktivieren können.
„Unsere Kugel kann Personen in einem Raum orten, verfügt über ein kleines Sprachvokabular und unterdrückt Rauschen und Hall“, berichtet der Experte. Ihm ist es wichtig, dass seine Technik nicht nur im Notfall wertvolle Dienste leisten kann, sondern vor allem den Alltag erleichtert. So wäre es denkbar, dass ein Mensch nicht aufstehen muss, um das Licht anzuschalten. Es würde reichen, wenn der Sprachbefehl gegeben würde. So ließe sich auch der Fernseher bedienen oder das Fenster öffnen.
Bei dieser Entwicklung geht es jedoch nicht nur um Ingenieurskunst. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass technische Umsetzung und Funktionalität nur eine Seite der Medaille ist, die Akzeptanz der Nutzer die andere“, betont Jörg Bitzer. „Deswegen müssen assistive Technologien auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Anwender zugeschnitten sein. Es geht also um Technik als Diener und nicht als Ersatz“, stellt er klar und weist darauf hin, dass die Studierenden im Studiengang AT auch geisteswissenschaftliche und medizinische Aspekte lernen müssen, um die Schnittstelle zwischen Mensch und Technik optimal gestalten zu können.
Gegenwärtig wird an dem autarken System mit Hochdruck gearbeitet. „Unser Ziel ist es, einen Prototyp zu entwickeln“, sagt Jörg Bitzer. In fünf bis zehn Jahren könnte dann theoretisch eine solche Kugel in vielen Wohnungen hängen.
http://www.assistive-technologien.de.
Studierende des Studiengangs Assistive Technologien (AT) diskutieren mit den Entwicklern der Mikrofo ...
Foto: Michael Stephan
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German
Studierende des Studiengangs Assistive Technologien (AT) diskutieren mit den Entwicklern der Mikrofo ...
Foto: Michael Stephan
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