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02/19/2002 14:47

"Wegsperren ... und zwar für immer?"

Katrin Pommer wbpr - Public Relations GmbH
Universitätsklinikum Benjamin Franklin

    Internationale Fachtagung zu Aufgaben und Möglichkeiten ambulanter Kriminaltherapie

    Freitag, 22. Februar 2002, 9.00-18.00 Uhr
    Hörsaal des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung
    Lentzeallee 94, 14195 Berlin-Dahlem

    Vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussion über gewalttätige Sexualdelikte an Kindern hat in den letzten Jahren die Neigung der Gerichte zugenommen, Sexualstraftäter zu langen Haftzeiten und zu geschlossener psychiatrischer Behandlung ("Maßregelvollzug") zu verurteilen. Inzwischen sind die Gefängnisse und Kliniken in Deutschland überfüllt.
    1990 waren in Deutschland 39.000 Menschen in Haft, jetzt sind es über 60.000. 1990 befanden sich in Deutschland 2.400 Menschen im psychiatrischen Maßregelvollzug,
    im Jahr 2000 waren es bereits 4.400 Menschen (Statistisches Bundesamt).

    Mörder erhalten weiterhin eine lebenslange Freiheitsstrafe, aber die meisten Gewalt- und Sexualstraftäter müssen spätestens nach vollständiger Verbüßung ihrer Strafe in Freiheit entlassen werden - heute etwas später als früher, aber sie werden entlassen. Gerade, wenn Straftäter in Haft oder Maßregelvollzug kostenintensiv therapeutisch behandelt wurden, ist es ausgesprochen sinnvoll, auch in den ersten beiden Jahren nach der Entlassung in die Freiheit eine (ungleich preiswertere) ambulante Behandlung durchzuführen, um den Behandlungserfolg zu sichern: keine neuen Straftaten.

    Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, daß dies Vorgehen die Rückfallzahlen deutlich verringert. Ohnehin ereignet sich der größte Teil der Rückfälle in den ersten beiden Jahren nach Haftentlassung. Ambulante Kriminaltherapie in Freiheit senkt die Zahl neuer Opfer und senkt zudem auch die Kosten von Verbrechensbekämpfung und Justiz.

    Notwendig sind Formen der ambulanten Kriminaltherapie, die erprobte, wissenschaftlich gesicherte Verfahren anwenden und den Erfolg fortlaufend überprüfen. Das heißt auch, daß nur solche Haftentlassene behandelt werden können, die mit heutigen Methoden behandelbar sind.

    Die Bedeutung der Berliner Tagung wird dadurch unterstrichen, dass Bundesjustizministerin Prof. Däubler-Gmelin ein Grußwort spricht, ebenso der Dekan des Fachbereichs Medizin der FU, Prof. Martin Paul.
    Dr. Steffen Lau - Berlin vom Institut für Forensische Psychiatrie wird einen Überblick über wissenschaftlich etablierte Therapieverfahren und ihre Erfolgsquoten geben.
    Ruth E. Mann - London ist am britischen "Sex Offender Treatment Programm" beteiligt, einem staatlichen Behandlungsprogramms für Sexualstraftäter, das seit mehreren Jahren etwa jeder zweite britische Strafgefangene mit Sexualdelikten durchläuft.
    Uta Kroeger - Utrecht ist Mitbegründerin des "No cure but control"-Konzepts (etwa: keine Heilung, aber hinreichende Selbstkontrolle) der Sexualstraftäter-Behandlung in den Niederlanden; sie wird über die ambulante Nachbehandlung nach der hoch aufwendigen stationären Behandlung berichten.
    Ulrich Giese - Berlin leitet den psychiatrischen Maßregelvollzug des Landes Berlin und wird über den dringenden Bedarf an ambulanter Weiterbehandlung sprechen.
    Klaus-Peter Dahle - Berlin hat verschiedene wissenschaftliche Studien zur Therapie-Evaluation im Berliner Strafvollzug durchgeführt und wird über die Effektivität im Hinblick auf Rückfälligkeit nach Entlassung berichten.
    Rüdiger Müller-Isberner - Haina ist Ärztlicher Direktor des zentralisierten psychiatrischen Maßregelvollzugs in Hessen (mit Standorten in Haina und Gießen), Roland Freese - Haina ist psychiatrischer Leiter der dazugehörigen Hessischen Nachsorge-Ambulanz, die vom Landesrechnungshof Hessen sowohl unter finanziellem Aspekt wie im Hinblick auf die Straftatverhinderung ausdrücklich zur Nachahmung weiterempfohlen wurde.
    Friedemann Pfäfflin - Ulm ist renommierter Forscher in der Therapie-Evaluation und leitet die einzige deutsche Universitätseinrichtung für "Forensische Psychotherapie". Er wird den Aufbau ambulanter Behandlungsstrukturen im Baden-Württemberg erläutern.
    Guntram Knecht - Hamburg hat bis zur Übernahme der Chefarztstelle für den hamburgischen psychiatrischen Maßregelvollzug die Kriminaltherapeutische Ambulanz in Wien geleitet, er erläutert die österreichischen Erfahrungen.
    Marc Graf - Basel erläutert die dramatischen Ereignisse, die in der Schweiz zu einem Ausbau und einer Professionalisierung der forensisch-psychiatrischen Dienste führte.
    Martin Krupinski - Würzburg hat am Beispiel Münchens überprüft, in welchem Umfang in einer Millionenstadt die niedergelassenen Psychiater und Psychologen die Nachfrage nach qualifizierten ambulanten Nachbehandlung decken können. Das Resultat: Kaum ein niedergelassener Psychotherapeut will oder kann Straftäter behandeln. Notwendig sind professionelle Spezialambulanzen.

    Die abschließende Podiumsdiskussion steht unter dem Motto:
    Für immer wegsperren - oder intensiver nachbetreuen?
    Moderiert wird die Podiumsdiskussion durch Prof. Dr. Rudolf Egg, Direktor der renommierten, von Bund und Ländern gemeinschaftlich finanzierten "Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden (KrimZ)". Prof. Egg und die KrimZ erregten sehr viel Aufsehen mit ihrer großen, repräsentativen Untersuchung zur Rückfälligkeit von Sexualstraftätern in Deutschland. Prof. Egg begleitet aktuelle Projekte zum Aufbau von Ambulanzen für entlassene Straftäter in Hessen und Sachsen-Anhalt.
    Weitere Teilnehmer der Podiumsdiskussion sind die neue Bürgermeisterin und Senatorin für Justiz des Landes Berlin, Karin Schubert (SPD),
    der neue, parteilose Staatssekretär für Gesundheit, Dr. Hermann Schulte-Sasse,
    der fachliche Leiter der Sozialtherapeutischen Anstalt in der Justizvollzugsanstalt Tegel, Dipl.Psych. Christian Zürn, und Dr. Ulrich Giese als Ärztlicher Direktor des Krankenhauses des Maßregelvollzugs. Noch nicht ganz sicher ist die Teilnahme von Bundesrichter Dr. Axel Boetticher, der sich sehr nachdrücklich für Ambulanzen für Haftentlassene einsetzt.

    Für die Tagung liegen bislang mehr als 100 Anmeldungen aus ganz Deutschland vor, darunter von Richtern (Amtsgerichte, Landgerichte, Oberlandesgerichte und Bundesgerichtshof), Rechtsanwälten, Staatsanwälten, Juristen der Justizverwaltungen, forensischen Psychiatern und Psychologen, Pädagogen und Bewährungshelfern, Wissenschafts- und Justizjournalisten, Politikern und Studenten.

    Hinweis für Journalisten:
    In der Kaffeepause 11.00-11.20 und der Mittagspause 13.15-14.15 Uhr besteht Gelegenheit zu Interviews mit den einzelnen Referenten und den Veranstaltern.

    Kontakt:
    Prof. Dr. med. Hans-Ludwig Kröber / Dr. Steffen Lau
    Freie Universität Berlin
    Fachbereich Humanmedizin
    Universitätsklinikum Benjamin Franklin
    Institut für Forensische Psychiatrie
    Limonenstr. 27; D-12203 Berlin
    Tel.: 49 / 30 - 8445 1410
    Fax: 49 / 30 - 8445 1440
    E-Mail: kroefor@zedat.fu-berlin.de
    www.forensik-berlin.de

    Pressekontakt:
    Externe Pressestelle des UKBF
    c/o wbpr Public Relations GmbH
    Katrin Pommer
    Tel. 030 / 28 87 61 14
    E-Mail: katrin.pommer@wbpr.de
    Belegexemplare erbeten!


    More information:

    http://www.forensik-berlin.de
    http://www.forensik-berlin.de/lehre/ambulanztagung.html


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    Criteria of this press release:
    Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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