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06/02/1997 00:00

Hormone als interspezifische Botenstoffe

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    2.6.1997

    Hormonelle Verteidigung

    Habilitationspreis 1997 der Deutschen Zoologischen Gesellschaft

    Privatdozent Dr. Karl-Heinz Tomaschko, Abteilung Allgemeine Zoologie der Universitaet Ulm, ist fuer seine Habilitationsschrift "Ecdysteroide in Pantopoden: Hormone als interspezifische Botenstoffe" mit dem Walther-Arndt-Habilitationspreis 1997 der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG) ausgezeichnet worden. Der Preis wurde anlaesslich der 90. Jahresversammlung der Gesellschaft am 22.5 97 in Mainz verliehen.

    Die DZG vergibt den Preis alle zwei Jahre fuer "herausragende Habilitationsleistungen juengerer Zoologen aus dem deutschsprachigen Raum", bevorzugt fuer solche Arbeiten, die "Originalergebnisse, gleich aus welchem zoologischen Teilgebiet, in einen groesseren biologischen Zusammenhang einzuordnen verstehen". In seiner Laudatio hebt der Praesident der DZG, Professor Dr. Gerhard Heldmaier, Marburg, hervor, dass die Arbeit von Dr. Tomaschko neben den bedeutsamen Einzelergebnissen gerade auch dieser letzteren Forderung besonders entspricht, indem sie "in hervorragender Weise biochemische, morphologische und sinnesphysiologische Methoden und Aspekte integriert".

    Dr. Tomaschko konnte mit seinen Untersuchungen auf den jahrelangen Vorarbeiten der Ulmer Abteilung Allgemeine Zoologie an der kaum erforschten, aber stammesgeschichtlich hochinteressanten Gruppe der Pantopoden aufbauen. Die Arbeiten waren von Prof. em. Dr. Detlef Bueckmann initiiert und von Akad. Oberrat Erhard Wilhelm kontinuierlich weitergefuehrt und zu einer Zuchtmethode entwickelt worden. Die Pantopoden, so fand Tomaschko, speichern extrem hohe Mengen an Haeutungshormonen, Ecdysteroiden, und zwar in - gleichfalls von ihm entdeckten - einzelligen Hautdruesen. Auf diese Weise koennen die Hormone als Abwehrstoffe gegen Fressfeinde eingesetzt werden, ohne dass sie das Haeutungsgeschehen der Pantopoden selbst durcheinanderbringen.

    Genau diese Wirkung aber wuerden sie bei ihren Fressfeinden hervorrufen, die deshalb in ihrem Mund aeusserst sensible Ecdysteroid-Rezeptoren ausgebildet haben. Die Rezeptoren, ebenfalls erstmalig von Tomaschko beschrieben, loesen einen heftigen Abscheureflex gegen Ecdysteroidhormone aus. In einem von dem Ulmer Zoologen hergestellten Videofilm wird die Abwehrreaktion bei der gefraessigen Strandkrabbe Carcinus maenas demonstriert. Dieselbe Krabbe frisst anschliessend gierig und bereitwillig einen Pantopoden auf, dessen Ecdysteroidvorrat durch mehrfache Reizung erschoepft wurde.

    Bei den Rezeptoren handelt es sich um eine neue Form, die im Gegensatz zu den bisher bekannten Steroidrezeptoren nicht langfristig im Zellkern ueber Genaktivierungen wirkt, sondern sekundenschnelle Verhaltensreaktionen ausloest, also membranstaendigen Sinnesrezeptoren entspricht. Der Einsatz von Hormonen als Abwehrstoffen war bei Meerestieren vordem noch nicht beobachtet worden. Der geschilderte Abwehrmechanismus koennte erklaeren, warum die langsamen und wehrlosen Pantopoden von den spaeter entstandenen Tieren mit Mandibeln, den Krebsen und Insekten, die ihre Beute zerreissen und zerkleinern koennen, in Jahrmillionen nicht ausgerottet wurden, waehrend die verwandten, urspruenglich viel verbreiteteren Trilobiten ausstarben.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology
    transregional, national
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    German


     

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