Gemeinsam mit Prof. Thorsten Wahlers betreute er Ex-Präsident Jelzin - Der Herzchirurgie-Pionier Michael E. de Bakey besucht Jena - Eintrag ins Goldene Buch der Uni
Jena (19.02.02) Das kommt in der Medizin nicht alle Tage vor: Da steht ein 90jähriger Arzt in einem Operationssaal und legt einen Bypass am offenen Herzen - eine künstliche Überbrückung eines verschlossenen Blutgefässes. Und diese Operation wird auch noch direkt im US-Fernsehen übertragen. Der Name des Arztes: Prof. Michael E. de Bakey, der wohl herausragendste Herzchirurg der Welt. Morgen, am 20. Februar, besucht der mittlerweile 93jährige Amerikaner Jena - und ganz besonders seinen Kollegen Prof. Thorsten Wahlers. Gemeinsam mit Prof. de Bakey und dem Hannoveraner Herzspezialisten Prof. Axel Haverich gehörte Prof. Wahlers zu einem internationalen Ärzteteam, das 1996 den damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin betreute, nachdem ihm gleich mehrere Bypässe gelegt worden waren. Um 16 Uhr hält Prof. de Bakey im Steigenberger Hotel Esplanade einen Vortrag, um 17.15 Uhr trägt er sich dann ins Goldene Buch der Universität ein.
Der 1908 geborene de Bakey gilt als der erfahrenste Herzchirurg der Welt. Bereits als Student entwarf der Sohn von Einwanderern aus dem Libanon Teile für eine Herz-Lungen-Maschine - eine unabdingbare Voraussetzung für Operationen am offenen Herzen. Als einer der ersten entwickelte er Adern aus Kunststoff als Ersatz für verschlissene Blutgefäße, als erster entfernte er den Kalkbelag aus einer Halsschlagader, als erster auch hat er den schwierigsten Abschnitt der Hauptschlagader des Menschen, den Aortenbogen, ersetzt (er führt direkt aus der linken Herzkammer und versorgt den gesamten Körper mit sauerstoffreichem Blut). Im Zweiten Weltkrieg führte die amerikanische Armee nach seinen Vorschlägen chirurgische Feldlazarette ein, die sogenannten MASHs (Mobile Army Surgy Hospitals). Auch die By-pass-Operation selbst geht auf ihn zurück.
Am bekanntesten freilich wurde de Bakey, weil er 1963 erstmals einem Menschen ein künstliches Herz einsetzte - rund zwei Jahre vor der ersten Herzverpflanzung durch den südafrikanischen Chirurgen Christiaan Barnard. Doch dieses Kunstherz war zu groß und zu laut, zudem neigte das Blut darin zur Verklumpung. Immerhin ließ sich aber die Zeit bis zu einer Operation für Stunden oder gar Tage überbrücken. Die Entwicklung künstlicher Herzen hat ihn bis heute nicht losgelassen - erst im vergangenen Jahr stellte de Bakey eine neuartige Turbinenpumpe vor, die das Herz bei seiner Tätigkeit unterstützt.
Vom 17. bis 20. Februar ist de Bakey nun Gast bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Leipzig - dort wird er zum Ehrenmitglied ernannt. Am Mittwoch, dem 20. Februar, besucht er seinen Kollegen Prof. Thorsten Wahlers, der Jena in den vergangenen Jahren zu einem der Zentren der deutschen Herzchirurgie gemacht hat. Hier möchte er sich über neue Operationstechniken informieren, an denen die Jenaer Wissenschaftler arbeiten. Besonders interessiert ihn dabei das Herz- und Lungen-Transplantationsprogramm, der Einsatz von Kunstherzen sowie die Züchtung von künstlichen Herzklappen. Für Prof. Wahlers zeigt der Besuch den hohen Stellenwert, den Thüringen und Jena in der Welt genießen: "Für Jena und für meine Mitarbeiter ist es eine Auszeichnung, dass Prof. de Bakey bei uns zu Gast ist." Um 16 Uhr steht im Steigenberger Hotel Esplanade, Berliner Saal, ein Vortrag mit dem Titel "Ventricular Assistance - Reflections on the Developments in Cardiac Surgery" (etwa: Unterstützung der Herzkammern - Überlegungen zu Entwicklungen in der Herzchirurgie) auf dem Programm. Um 17.15 Uhr wird sich Prof. de Bakey dann im Beisein von Prorektor Prof. Roland Mäusbacher in das Goldene Buch der Universität eintragen.
Selbstverständlich wird es sich Prof. de Bakey bei seinem Aufenthalt nicht nehmen lassen, auch verschiedene Kulturdenkmäler zu besichtigen, nämlich das Schillersche Gartenhaus in Jena und das Wohnhaus Goethes in Weimar. Schließlich hat der Chirurg ein ganz besonderes Verhältnis zu Deutschland: Er ist in zweiter Ehe mit einer Deutschen verheiratet, und 1936 arbeitete er an der Uni Heidelberg als Assistenzarzt bei dem damals international hoch angesehenen Chirurgen Prof. Martin Kirschner. Zudem ist er seit 1992 Träger des Bundesverdienstkreuzes - nur einer der Hunderte von Orden und Auszeichnungen, darunter der höchste zivile Orden der USA, die ihm während seiner Laufbahn rund um den Globus verliehen wurden.
Weitere Informationen: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Medizinische Fakultät, Klinik für Chirurgie, Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Bachstr. 18, 07743 Jena, Prof. Dr. Thorsten Wahlers, 03641/9-34801, Fax 03641/9-34802, E-Mail: thorsten.wahlers@med.uni-jena.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Personnel announcements
German
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