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02/20/2002 12:04

Neue Medien und Schulentwicklung - Symposium der Cornelsen Stiftung und der Universität Bielefeld

Dr. Gerhard Trott Medien und News
Universität Bielefeld

    Die Cornelsen Stiftung Lehren und Lernen veranstaltet zusammen mit der Fakultät für Pädagogik der Universität Bielefeld am Montag, dem 25. Februar, von 10 bis 17 Uhr ein Symposium zum Thema "Neue Medien und Schulentwicklung".

    Präsentiert werden die Hauptergebnisse der Delphi-Studie "Zukünftige Entwicklung von Lehr- und Lernmedien". Sie sollen mit Blick auf den Beitrag der neuen Medien zur Schulentwicklung und Qualitätssicherung an den Schulen diskutiert werden. Die Studie hat eine überregionale Gruppe von Wissenschaftlern gesteuert, unter ihnen der Bielefelder Schulpädagoge Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann, der das Symposium um 10.00 Uhr im Hörsaal 13 der Universität Bielefeld eröffnet. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Delphi-Studie lag bei Prof. Dr. Witlof Vollstädt, Cornelsen Stiftung Lehren und Lernen im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft in Essen.

    Im Zentrum der Diskussion stehen Prognosen zur Entwicklung der neuen Medien in der Schule und künftige Projekte der Cornelsen-Stiftung. An der Tagung nehmen etwa 100 Erziehungswissenschaftler, Medienpädagogen, Fachdidaktiker, Lehrerinnen und Lehrer, Bildungspolitiker, Redakteure aus Schulbuchverlagen, Lehrerbildner und Studierende teil.
    In Arbeitsgruppen diskutieren die Teilnehmer Aspekte wie Unterrichtsqualität, Lernorte, Kompetenzen von Lehrkräften, Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern, Lehrerarbeit und Curricula. Mit "Poster-Dokumentationen" innovativer Ideen zum Lehren und Lernen mit neuen Medien konkurrieren 20 Teilnehmer in einem mit 1500 Euro dotierten Rahmenwettbewerb, den die Cornelsen-Stiftung Lehren und Lernen ausgeschrieben hat.

    An der Delphi-Studie, deren Ergebnisse auf dem Symposium vorgestellt werden, waren 93 Experten aus Schulen, Hochschulen, der Lehreraus- und -fortbildung sowie der Medienpädagogik beteiligt. Drei Mal sind die Experten im Zeitraum von 1999 bis 2001 mit den selben Fragen konfrontiert worden. Sie erhielten dabei eine Rückmeldung über die Ergebnisse der jeweils vorangegangenen Runde. Parallel dazu wurden 130 Studierende an den Universitäten Bielefeld, Kassel und Oldenburg befragt. Durch diese Mehrstufigkeit und Rückkopplung haben sich konsensfähige Prognosen zur zukünftigen Entwicklung von Lehr- und Lernmedien ergeben. Eine vergleichsweise hohe Rücklaufquote in der dritten Befragungsrunde, immerhin antworteten noch 70 Prozent der Experten, weist nachdrücklich auf das große Interesse am Untersuchungsthema hin.

    Aus den Ergebnissen der von der Cornelsen Stiftung Lehren und Lernen initiierten und finanzierten Delphi-Studie lassen sich folgende Tendenzen zur zukünftigen Entwicklung der Lehr- und Lernmedien ablesen:

    1. Eine Modernisierungseuphorie ist ausgeblieben. Die Erwartungen an die zukünftige Entwicklung der Lehr- und Lernmedien und ihre Nutzung liegen zwischen vorsichtigem Optimismus und pessimistischen Befürchtungen. Die deutlichsten Veränderungen werden bei jenen Medien erwartet, die mit der Nutzung des Computers verbunden sind. Das sind nach Meinung der Experten vor allem die Lernsoftware, das WWW, das schulinterne Intranet, PC-gestützte Projektionen, CD-ROM/DVD-ROM, das Intranet für alle Schulen eines Bundeslandes und E-Mail.

    2. Auch dem traditionellen Schulbuch wird nach wie vor eine Chance eingeräumt. Die Meinungen sind allerdings geteilt. So erwartet etwa die Hälfte der Experten, dass die Nutzung des Schulbuches gleich bleiben wird, während die andere Hälfte eine abnehmende Nutzung prognostiziert. Offenbar kommt es auf die Kombination von unterschiedlichen Medien für bestimmte Lernarrangements an, in denen auch die traditionellen Medien nach wie vor ihren Platz haben.

    3. Die neuen Medien werden weniger als Ersatz für alle bisherigen Lehr- und Lernmedien angesehen, sondern als deren besonders innovative Ergänzung und Erweiterung, die zugleich Chancen für eine veränderte Lernkultur schaffen. 73 Prozent der Experten erwarten, dass neue Lehr- und Lernmedien zu einer veränderten Lernkultur führen. Als Gründe für diese Annahme werden insbesondere die mit neuen Medien verbundenen Lernanforderungen und Lernmöglichkeiten genannt. Allerdings sehen die Experten hierbei einen hohen Fortbildungsbedarf der Lehrerinnen und Lehrer und sind ziemlich pessimistisch bezüglich des Entwicklungstempos.

    4. Um die Zurückhaltung von Lehrkräften gegenüber neuen Medien zu überwinden, erwarten fast 80 Prozent der Experten eine verbindliche Verankerung des Umgangs mit ihnen in den Lehrplänen. Als hauptsächliche Begründung wird hierfür der Wunsch nach einem erforderlichen Druckmittel gegen eine gewisse "Entwicklungsresistenz" angegeben. Es gibt wenig Vertrauen in die alleinige Innovationskraft der neuen Medien. Sie werden nicht vorrangig als struktur- und qualitätsverändernde Mittel in schulischen Lernprozessen angesehen.

    5. Von der Lehrerausbildung wird auch in Zukunft wenig Hilfe bei der Befähigung zum Umgang mit neuen Medien erwartet. Fast 70 Prozent der befragten Experten befürchten, dass auch künftig in der Lehrerausbildung zu wenig für die systematische Vermittlung von Medienkompetenz getan wird. Diese Befürchtung scheint berechtigt, zumal die befragten Studenten mehrheitlich bestätigten, dass sie in ihrer bisherigen Ausbildung viel zu wenig über Mediendidaktik gehört haben, nicht über aktuelle Lernsoftware und über Angebote zur Nutzung neuer Medien informiert wurden und die Dozenten selbst, bis auf wenige Ausnahmen, kein gutes Beispiel zum effektiven Umgang mit neuen Lehr- und Lernmedien abgeben. Die Fachausbildung an den drei untersuchten Universitäten, die eigentlich den Kern der Lehrerausbildung ausmacht, wird bezüglich der Mediennutzung von den Studierenden als konventionell und konservativ eingeschätzt.

    Kontakt und weitere Informationen: Prof. Dr. Witlof Vollstädt, Telefon 05603/910566, Nicole Hollenbach, Universität Bielefeld, Tel. 0521/106-4544.
    Internet: http://www.paedagogik.uni-bielefeld.de/agn/ag4/WE-LS/Deutsch/Absolv/Delphi.


    More information:

    http://www.paedagogik.uni-bielefeld.de/agn/ag4/WE-LS/Deutsch/Absolv/Delphi


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    Criteria of this press release:
    Media and communication sciences, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results
    German


     

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