idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/27/2002 15:23

Neue Fakultätsstruktur an der Universität Stuttgart

Ursula Zitzler Stabsstelle Hochschulkommunikation
Universität Stuttgart

    Zehn Fakultäten anstelle von vierzehn - Interfakultativer Forschungsschwerpunkt Systembiologie - Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung

    Die Weichen für die Zukunft sind gestellt: In zehn statt bislang vierzehn Fakultäten werden nun fachlich benachbarte Disziplinen an der Universität Stuttgart gebündelt. Dies hat der Senat der Universität durch die Verabschiedung einer neuen Grundordnung am 20. Februar 2002 beschlossen. In der gleichen Sitzung hat der Senat der Einrichtung des fakultätsübergreifenden Forschungsschwerpunkts Systembiologie zugestimmt und die Einrichtung eines Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung beschlossen.

    Die Fakultäten
    1: Architektur und Stadtplanung
    2: Bau- und Umweltingenieurwissenschaften
    3: Chemie
    4: Geo- und Biowissenschaften
    5: Informatik, Elektrotechnik und Informationstechnik
    6: Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie
    7: Maschinenbau
    8: Mathematik und Physik
    9: Philosophisch-Historische Fakultät
    10: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

    Die Fakultät 1 besteht unverändert fort. Die Fakultät 2 (bisher: Bauingenieur- und Vermessungswesen) gibt die Institute für Geodäsie an die Fakultät 9 ab und nimmt die Umweltingenieurwissenschaften in ihren Namen auf, um die umfangreichen Aktivitäten in Lehre, Forschung und Praxis zu dokumentieren. Die Fakultät 3 bleibt unverändert. Die Fakultät 4 (Geo- und Biowissenschaften, bisher Fakultät 7) bleibt bestehen. Die Fakultät 5 wird - als leistungsfähige IT-Einheit - aus den bisherigen Fakultäten 4 (Elektrotechnik und Informati-onstechnik) und 14 (Informatik) geformt. Die Fakultät 6 (bisher 9) wird um die fachlich nahestehenden Institute für Geodäsie ergänzt. Neu entstehende Synergien werden von der Fakultät 7 (Maschinenbau) erwartet, in der sich die bisherigen Fakultäten 5 (Energietechnik), 6 (Konstruktions- und Fertigungs-technik) und 13 (Verfahrenstechnik und Technische Kybernetik) zusammenschließen. Die Fakultät 8 (Mathematik und Physik) wird aus den bisher eigenständigen Fakultäten 10 und 12 gebildet und um das Institut für Plasmaforschung aus der bisherigen Fakultät 4 ergänzt. Nunmehr fachlich homogener ist die neue Fakultät 9 (Philosophisch-Historische Fakultät) aus Linguisten (einschließlich der Maschinellen Sprachverarbeitung), Literaturwissenschaftlern, Philosophen, Historikern und Kunsthistorikern aufgestellt. Das in der bisherigen Fakultät 11 angesiedelte Institut für Berufs-, Wirtschafts- und Technikpädagogik und die Abteilungen für Pädagogik und Psychologie bilden mit dem Betriebswirtschaftlichen Institut und den Instituten für Sozialwissenschaften sowie für Volkswirtschaftslehre und Recht (bisher Fakultät 8) die neue Fakultät 10 (Wirtschafts- und Sozialwissenschaften). Dieser an der fachlichen Nähe der Disziplinen orientierte Zuschnitt soll die Anschlussfähigkeit an die Ingenieurwissenschaften sichern und den weiteren Ausbau, etwa in Richtung Industriesoziologie oder Technikpsychologie, ermöglichen.

    Benachbarte Disziplinen gebündelt
    Bei der Neustrukturierung hat sich die Universitätsleitung - ausgehend von der Geschichte der Universität Stuttgart als ehemaliger Technischer Hochschule und der Integration von Natur-, Ingenieur-, Sozial- und Geisteswissenschaften mit einer stark ausgeprägten Interdisziplinarität - an der Bündelung fachlich benachbarter Disziplinen in größeren Einheiten orientiert. Dies soll die Kernkompetenzen der Universität stärken und eine flexible Weiterentwicklung der strategischen Schwerpunkte in den Bereichen Biotechnologie, Materialwissen-schaft und Nanotechnologie, Energietechnik und Energiesysteme, Produktions- und Prozesstechnik, Bauen und Umwelt, Verkehr und Mobilität, Fahrzeugtechnik, Luft- und Raumfahrt, Informations- und Kommunikationstechnologie, Innovationsdynamik, Strukturwandel und Geschichte, Interkulturalität, Wertfragen in der Mensch-Technik-Interaktion ermöglichen.

    Neue Grundordnung
    Die Reduzierung der Fakultätszahl legt auch eine veränderte Zusammensetzung des Senats nahe, dem die Rektoratsmitglieder und die Dekane der Fakultäten kraft Amtes angehören. In den Senat gewählt werden nach der am 20. Februar beschlossenen Grundordnung künftig sechs Professorinnen oder Professoren (bisher acht) und jeweils drei Mitglieder des wissenschaftlichen Dienstes, der Studierenden und der Mitarbeiter/innen aus Technik und Verwaltung (diese drei Gruppen waren bisher mit jeweils vier Mitgliedern im Senat vertreten).

    Interfakultativer Forschungsschwerpunkt Systembiologie
    Aufgrund der engen Zusammenarbeit von Ingenieur- und Naturwissenschaften nimmt die Universität Stuttgart in der neuen Forschungsrichtung Systembiologie bereits seit mehreren Jahren eine führende Stellung ein - auch im Vergleich zu den USA. Mit der Gründung des interfakultativen Forschungsschwerpunkts Systembiologie wurde die Zusammenarbeit nun institutionalisiert. Ziel dieser Arbeitsgemeinschaft von Instituten und Forschungsgruppen der Uni Stuttgart ist die Förderung der interdisziplinären Forschung, des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Gestaltung der Lehre auf diesem Gebiet.
    Die medizinische und technische Nutzung molekularbiologischer Erkenntnisse erfordert ein ganzheitliches Verständnis zellulärer Systeme. Dieses ist zur Zeit bestenfalls ansatzweise vorhanden, da sich die biologische Forschung der letzten Jahre eher auf das molekulare Detail und auf eine qualitative Analyse der zellulären Prozesse konzentriert hat. Ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu einer quantitativen und ganzheitlichen Verhaltensbeschreibung ist eine system- und signalorientierte Betrachtungsweise solcher Systeme. An diesem Punkt setzt die Systembiologie an. Diese versucht, über einen interdisziplinären Ansatz mit Methoden und Konzepten aus der Molekularbiologie, den Systemwissenschaften einschließlich der Physik und der Informatik zu einem verbesserten Verständnis der in einer Zelle ablaufenden Prozesse zu gelangen. Dabei steht nicht die Untersuchung einzelner Gene oder Proteine im Vordergrund, vielmehr soll das Verhalten und die Wechselwirkung aller Komponenten des Systems erfasst werden.
    Von Seiten der Biologie sind dazu die Entwicklung von Messverfahren und von Modellvorstellungen notwendig. Aufgabe der Informatik ist die Bereitstellung des gesamten verfügbaren Wissens einer geeignet strukturierten Form sowie von Werkzeugen für Modellierung und Visualisierung. Die Systemwissenschaften haben unterschiedliche Aufgaben: Sie müssen die Methoden bereitstellen, die für eine Beschreibung, Analyse und Gestaltung biologischer Funktionseinheiten geeignet sind und können aufgrund ihrer abstrahierenden Denkweise wesentlich zum Zusammenwachsen der unterschiedlichen Fachgebiete beitragen. Eine zentrale Rolle spielt die mathematische Modellierung der komplexen zellulären Netzwerke, des Stoffwechsels, der Regulation und Signaltransduktion. Ziel der Arbeiten innerhalb des neuen Schwerpunkts ist unter anderem die Entwicklung eines in Forschung und Lehre einsetzbaren "Virtuellen biologischen Labors". Mittels rechnergestützter Modellierung und Simulation soll man damit in ähnlicher Weise experimentieren können wie an realen Systemen im biologischen Labor.

    Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung
    Bereits zum kommenden Sommersemester wird an der Universität Stuttgart ein Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung eingerichtet werden. Als Center for Advanced Studies organisiert und von der Philosophisch-Historischen Fakultät, der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und der Fakultät Architektur und Stadtplanung getragen, setzt es die Forschungstradition des seit 1995 bestehenden Zentrums für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie fort, stellt diese jedoch in einen neuen konzeptionellen Rahmen. Die Forschungsprojekte widmen sich Fragen, die sich aus den Wechselwirkungen von kulturellen Formationen und technologischen Innovationen ergeben und die aus fachspezifischer Sicht allein nicht mehr beantwortet werden können. Die Universität Stuttgart mit der ausgeprägten Interdisziplinarität von Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Architektur bietet dafür ideale Voraussetzungen. Das neue Zentrum soll zum Kristallisationspunkt der Forschung im Bereich von Kulturtheorie, Wissenschaftstheorie und Technikforschung auf internationalem Niveau werden.
    Das bestehende Zentrum für Kulturwissenschaften und Kulturtheorie kann auf eine sehr erfolgreiche Tätigkeit in der kulturwissenschaftlichen Grundlagenforschung zurückblicken. Besonders mit den langfristig angelegten Projekten "Ursprünge der Moderne" und "Stadt und Raum" hat es international anerkannte Beiträge zu einer Theorie der Moderne erbracht. Angesichts einer immer engeren Verflechtung von kultureller und technischer Produktion sowie zahlreicher Orientierungsprobleme, die mit der technologischen Entwicklung moderner Gesellschaften verbunden sind, sieht sich das Zentrum vor neue Herausforderungen gestellt. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, sollen künftig unter dem neuen Dach des Internationalen Zentrums für Kultur- und Technikforschung unter anderem neue Formen interdisziplinärer Zusammenarbeit erprobt, die nationalen und internationalen Kooperationen ausgebaut, ein Fellowship-Programm sowie eigenständige Arbeitsschwerpunkte wie Frankreichstudien, Italienstudien oder Amerikastudien eingerichtet werden. Durch die Zusammenarbeit mit den kulturellen Institutionen der Stadt soll auch der Hochschulstandort Stuttgart an Attraktivität gewinnen.
    Unter anderem mit zwei neuen Forschungsprojekten wird das Internationale Zentrum für Kultur- und Technikforschung starten: Im Projekt "Prozess der Moderne" werden Verlaufsformen der europäischen Geschichte analysiert und die Bedeutung der jeweiligen Technologien der Kommunikation und Information in diesem Prozess untersucht. Beteiligt sind die Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (Paris), das Centre National des Recherches Sociales (Paris), die Universitäten Konstanz und Heidelberg sowie die Akademie Schloss Solitude (Stuttgart). Ein weiteres Projekt "Erfahrung des virtuellen Raumes. Digitale Architektur auf dem Prüfstand" wird federführend am Institut Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen geplant. Ziel ist ein neues Verständnis digitaler Architektur, das die Computertechnik als Medium betrachtet, in dem sich neue Modelle der Raumbildung und Raumerfahrung entfalten. Beteiligt sind das Institut für Parallele und Verteilte Systeme der Uni Stuttgart, die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Forschungskontakte bestehen zum Massachusetts Institute of Technology. Ferner soll ein Verbundprojekt "Medialität - Kreativität - Konstruktion" die interdisziplinäre Forschung zu Fragen der Heuristik weiterbringen.


    Images

    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Organisational matters, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).