10/97 vom 9.7.1997
RKI-Studie: Zahl der non-B HIV-Infektionen steigt auch in Deutschland an
Aufgrund der rasanten Ausbreitung, insbesondere von HIV-Subtyp-E-Infektionen in Thailand, wurde vermutet, dass bestimmte HIV-Subtypen auf heterosexuellem Wege effizienter uebertragen werden. Eine unter Leitung des RKI durchgefuehrte Studie weist auch für Deutschland ein Ansteigen des Vorkommens dieses und anderer sogenannter non-B Subtypen-Infektionen nach. Nach vorlaeufigen Ergebnissen der Studie ist von 1985 bis 1995 ein Anstieg des Anteils der non-B Subtypen von etwa 6 Prozent auf ueber 15 Prozent unter den neu aufgetretenen Infektionen zu beobachten.
Der AIDS-Erreger HIV-1 wird aufgrund von Genomanalysen in mindestens neun genetische Subtypen eingeteilt (A-H, O). Waehrend in Zentral-Afrika alle bisher beschriebenen Subtypen gefunden wurden, haben sich in anderen Teilen der Welt ueberwiegend nur bestimmte Subtypen ausgebreitet. In Nordamerika und in Europa dominiert beispielsweise der Subtyp B bei infizierten Homosexuellen und Drogenabhängigen, waehrend sich in Thailand der Subtyp E bzw. Subtyp C in Indien bei den heterosexuell erworbenen Infektionen und der Subtyp B bei den Drogenabhaengigen ausbreitet.
Ein vom Bundesministerium fuer Gesundheit finanziertes Forschungsprojekt wurde deshalb aufgelegt, um die Frage zu klaeren, ob und seit wann welche HIV-1-Subtypen in der Bundesrepublik Deutschland zirkulieren und ob es Hinweise für die Ausbreitung anderer HIV-1-Subtypen neben dem Subtyp B in Deutschland gibt. In sechs Forschungszentren (Berlin, Erlangen, Frankfurt/Main, Hamburg, Langen und Muenchen) wurden retrospektive Serumproben von Personen, die erstmals in den Jahren 1985, 1990 bzw. 1995 als HIV-1-positiv diagnostiziert wurden, mit subtypspezifischen Methoden erneut untersucht.
Die Befunde ueber das Vorkommen der non-B-Subtypen in den vergangenen zehn Jahren bestaetigen aehnliche Berichte aus Belgien, Frankreich, Schweden und den USA. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass bereits im Jahr 1985 neben dem dominierenden Subtyp B auch die anderen HIV-1 non-B-Subtypen nachweisbar waren.
Nach den Ergebnissen der RKI-Studie ist das Vorkommen und die Zunahme der non-B-Subtypen nicht auf heterosexuell erworbene Infektionen beschraenkt, sondern betrifft ebenso über homosexuelle Kontakte Infizierte. Untersuchungen 1996 und 1997 diagnostizierter HIV-Infektionen zeigen, dass HIV-Infizierte, die sich mit einem der nicht dominanten non-B-Subtypen angesteckt haben, überwiegend selbst aus entsprechenden Endemiegebieten stammen oder einen Sexualpartner aus einem Endemiegebiet hatten.
Das Vorkommen verschiedener Subtypen in Deutschland wirft Fragen auf, die mit den bisher vorliegenden Ergebnissen aus den retrospektiven Untersuchungen nicht geklaert werden koennen. In einer prospektiven Studie des RKI soll deshalb unter anderem untersucht werden, ob der HIV-Subtyp auf den Verlauf oder die Therapierbarkeit der HIV-Infektion Einfluss nimmt.
Alle bisher bekannten HIV-1-Subtypen werden von den in Deutschland zugelassenen Antikoerpernachweissystemen zuverlaessig erkannt, so dass das Blutspendewesen unverändert als HIV-sicher gelten kann.
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
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