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09/25/1997 00:00

Obst und Gemüse beugen Krebs vor

Dr. Wolfgang Hirsch Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    FSU-Mediendienst

    Ernaehrungswissenschaftler tagen in Jena: Viel Obst und Gemuese zur Krebsvorbeugung

    Jena (25.09.97). Weinliebhaber sind gegen Krebs und Herzinfarkt gefeiter. Aber das gilt ebenso fuer Teetrinker und Apfelesser, weil sie wie die ,Rotweinnasen" eine Vorliebe fuer Lebensmittel mit hohen Anteilen antioxidativer Inhaltsstoffe hegen. Wie durch eine ausgewogene und bewusste Ernaehrung den grossen Volkskrankheiten vorbeugend Paroli geboten werden kann, ist Hauptanliegen des heute (25.09.) zu Ende gehenden Symposiums ,Vitamine und Zusatzstoffe in der Ernaehrung von Mensch und Tier" an der Jenaer Friedrich-Schiller-Universitaet.

    Besonders im Blickpunkt stehen sogenannte antioxidative Mikronaehrstoffe wie Polyphenole oder Flavonoide und bestimmte Vitamine und vorstufen (z. B. Beta-Karotin, Vitamin E), weil sie die Entstehung gefaehrlicher freier Radikale als Abfall- und Nebenprodukte des Stoffwechsels verhindern. Diese freien Radikale stoeren die Zellreproduktion im Koerper und sind damit ausloesende Faktoren von Krebs. ,Man kann aber nicht empfehlen, diese Naehr- und Zusatzstoffe in konzentrierter Form als Tablette einzunehmen", warnt der Jenaer Ernaehrungswissenschaftler Prof. Dr. Gerhard Jahreis. Untersuchungen haetten bewiesen, dass eine massive Einnahme von Beta-Karotin-Tabletten sogar krebsfoerdernd wirkt.

    Vielmehr komme es auf eine Balance von anti- und prooxidativen Stoffen an, und die erreicht der normalgesunde Mensch durch eine ausgewogene Ernaehrung: ,Fuenfmal taeglich Obst und Gemuese: 200g Obst, 100g Salat und 200g Gemuese. Das ist die beste Vorbeugung gegen Magenkrebs und Herzinfarkt", erlaeutert Prof. Dr. Roland Bitsch von der Uni Jena. Besondere Praeparate seien bestenfalls fuer Risikogruppen wie aeltere Menschen, Sportler und Stillende empfehlenswert. ,Man weiss bis heute noch nicht genau, wie diese vorwiegend pflanzlichen Mikronaehrstoffe im Koerper wirken", ergaenzt Gerhard Jahreis. ,Von rund 10.000 Substanzen sind erst 4.000 wissenschaftlich charakterisiert."

    Neues gibt es auch von der ,Infarktfront': Wissenschaftler wiesen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen einer Homocystein-Konzentration im Koerper und koronaren Herzerkrankungen nach. Homocystein entsteht beim Eiweissstoffwechsel und gilt als Indikator fuer Fehlentwicklungen im Organismus. ,Bisher haben wir wohl dem Cholesterin eine zu hohe Bedeutung als Infarktrisiko beigemessen", erlaeutert Jahreis, ,das Homocystein ist mindestens genauso gefaehrlich." Die Vitamine B6, B12 und Folsaeure helfen als Enzyme dem Koerper, diesen Stoff abzubauen. Auch aus dieser Sicht koenne man nur eine gemuese- und obstreiche Ernaehrung empfehlen. Hingegen sollten weniger Fette und tierische Eiweisse gegessen werden, raet Prof. Dr. Roland Bitsch.

    Antikanzerogen wirken schliesslich auch konjugierte Linolsaeuren, sogenannte CLAs, die von einem Pansenbakterium, dem Butyrovibrio fibrisolvens, im Wiederkaeuermagen hergestellt werden und in Milch und Milchprodukten vorkommen. Am hoechsten ist die Konzentration in Schafsmilch und -kaese. Die Jenaer Ernaehrungswissenschaftler wiesen in einer Langzeitstudie nach, dass in der Milch von oekologisch gehaltenen und mit Frischfutter versorgten Kuehen mehr dieser CLAs vorkommen als in der Massentierhaltung. Einen interessanten Nebeneffekt verursachen die konjugierten Linolsaeuren, indem sie den Fettanteil des Koerpers um bis zu 70% senken und den Muskelanteil um 10% steigern. Diese Ergebnisse wurden zumindest im Tierversuchen mit Ratten erzielt.

    Inzwischen hat sich ein grauer Markt fuer Bodybuilder entwickelt, die in Deutschland nicht zugelassene Praeparate mit hohen CLA-Dosen einnehmen. Aber auch hier koenne man vor einem Zuviel nur warnen. Jahreis: ,Wir wissen im Augenblick nur soviel, dass CLAs massiv in die zentralen Regelmechanismen der Zelle eingreifen." Den idealen pharmazeutischen Schlankmacher gibt es also nicht. ,Wie bei der Krankheitsvorbeugung ist das beste eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernaehrung", fasst Jahreis zusammen.

    Kontakt: Prof. Dr. Gerhard Jahreis, Tel. 03641/637079; Prof. Dr. Roland Bitsch, Tel. 03641/637086


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    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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