Verena Krieger ist neue Lehrstuhlinhaberin für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Es sind die unbequemen Fragen der Kunst, welche manchmal sogar spannender erscheinen als deren Antworten. Fragen einer Kunst, die sich in die Gesellschaft einmischt, die Probleme aufzeigt und eigene Konzepte entwirft. Solche Kunst fasziniert die neuberufene Inhaberin des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena Prof. Dr. Verena Krieger.
Diese Faszination wird anhand ihrer gattungs- und epochenübergreifenden Forschung und Lehre deutlich, die genauso fächerübergreifend ausgerichtet ist, wie es der interdisziplinäre Charakter ihres Untersuchungsgegenstands verlangt. So will die Kunsthistorikerin, die gerade mit Mann und Sohn nach Jena gezogen ist, die Ikonologie der Moderne vor einer interdisziplinären Folie ebenso erforschen wie die Darstellung des Sündenfalls in der Renaissancekunst. In ihrem neuesten Buch thematisiert sie „Die Wiederkehr des Künstlers“ und gibt einen aktuellen Einblick in die Künstler- und Künstlerinnen-Forschung. „Welche Stellung hat die Kunst und der Künstler in unserer heutigen Gesellschaft?“, „Wie präsentiert sich ein ,offenes Kunstwerk‘?“, „Wie werden in Kunstwerken Geschlechterverhältnisse thematisiert?“ – so lauten beispielsweise drei ihrer eigenen Fragen, deren Antwort Krieger in der Auseinandersetzung mit Kunst sucht. „Selbst fragen und denken lernen“, erwartet sie daher auch von ihren Studierenden, die „ihre eigenen Themen finden und neugierig bleiben sollen“.
Die gebürtige Erlangerin studierte selbst Kunstgeschichte, Philosophie, Geschichte, Slawistik und Psychologie in Bochum, Köln und Bielefeld, unterbrochen von Studienaufenthalten in Perugia und Sankt Petersburg. 1996 wurde sie in Bochum von Beat Wyss mit einer Arbeit über die Russische Avantgarde promoviert, deren gegenstandslose Kunst für Krieger ein intensiver erster Aufbruch in die Moderne darstellt. 2004 habilitierte sich Verena Krieger an der Uni Stuttgart mit einer Arbeit über gesellschaftliches Engagement der Kunst in Russland im 19. und 20. Jahrhundert. Die Ambiguität von Kunst – zwischen Vielfalt und Verunsicherung – ist ein wichtiges Thema Kriegers, die der aktuellen Botschaft des Kunstwerks nachspürt und ein Kunstwerk vor allem dann goutiert, wenn die Interpretationsspielräume vom Zuschauer vervollkommnet werden können. „Seit Beginn der Moderne erwarten wir, dass sich ein Kunstwerk als offenes Symbol darbietet“, sagt Krieger, die sich als Historikerin versteht. Diese Vorliebe für Ambiguität beginnt bei den Jenaer Frühromantikern, betont Krieger, was neben dem Wunsch, an einer wissenschaftlichen Voll-Universität zu arbeiten, ein Grund für sie war, von der Universität für angewandte Kunst in Wien an die Friedrich-Schiller-Universität nach Jena zu wechseln. „Außerdem sind die Studien- und Forschungsbedingungen für Kunsthistoriker in Jena ideal“, sagt die 50-jährige Hobby-Geigerin, die schon immer ein unstetes, engagiertes Leben geführt hat.
Prof. Krieger hat ein Gespür für aktuelle Fragestellungen, das sich nicht nur in ihren wissenschaftlichen Publikationen wiederfinden lässt, sondern auch ihr politisches Engagement erklärt. So gehörte Verena Krieger zu den Gründungsmitgliedern der Partei „Die Grünen“ und vertrat deren Interessen von 1987 bis 1990 als Mitglied des Bundestages und als Sprecherin im Bundesvorstand der Partei. Die bürgerschaftlich bewegte Oppositionelle engagierte sich hier insbesondere für Familien- und Frauenpolitik.
Kontakt:
Prof. Dr. Verena Krieger
Kunsthistorisches Seminar der Universität Jena
Fürstengraben 18
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944160
E-Mail: verena.krieger[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Verena Krieger.
Foto: Johanna Folkmann
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