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12/14/2011 10:54

Anhaltende Ertragsschwäche im Schweizer Private Banking

Nathalie Huber Kommunikation
Universität Zürich

    Anspruchsvolle und gut informierte Kunden lassen die Margen im weltweiten Vermögensverwaltungsgeschäft sinken. Zudem erhöhen die erfolgreiche Bekämpfung von Steuerhinterziehung und verschärfte Vorschriften den internationalen Wettbewerb. Das spüren auch Schweizer Private-Banking-Anbieter, die unter sinkenden Erträgen und stagnierenden Kosten leiden. Insbesondere kleinere Schweizer Institute weisen ein hohes Aufwand-Ertrags-Verhältnis aus. Trotzdem ist es den Schweizer Vermögensverwaltern gelungen, neue Kundengelder zu akquirieren. Dies zeigt die neueste «International Private Banking Study» des Instituts für Banking und Finance der Universität Zürich.

    Verschärfte regulatorische Vorschriften sowie die Fortschritte verschiedener nationaler und supranationaler Behörden in der Bekämpfung von Steuerhinterziehung haben in der internationalen Vermögensverwaltungsbranche deutliche Spuren hinterlassen. Traditionelle Offshore-Zentren wie beispielsweise die Schweiz oder Liechtenstein litten in den letzten Jahren unter stark rückläufigen Erträgen im Vermögensverwaltungsgeschäft. Die Folge davon sind deutlich höhere Aufwand-Ertrags-Verhältnisse. Am wenigsten effizient von den neun untersuchten Ländern und Regionen sind die Schweizer Banken mit einem Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 77 Prozent im Jahr 2010. Zwischen 2007 und 2010 hat sich die durchschnittliche Aufwand-Ertrags-Relation der Schweizer Vermögensverwalter um 17 Prozentpunkte verschlechtert.

    Grösse ist nicht der einzige Erfolgsfaktor
    Die detaillierte Analyse von Schweizer Privatbanken zeigt, dass kleine Institute (<10 Mrd. CHF verwaltete Vermögen) im Schnitt weniger effizient sind als ihre grösseren Wettbewerber (>10 Mrd. CHF). Diese kleineren Institute sind an sich jedoch nicht weniger wettbewerbsfähig – auch unter ihnen gibt es solche, die bezüglich betriebswirtschaftlicher Performance mit grösseren Banken mithalten können. «Diese Banken verfolgen ein Geschäftsmodell, das ihnen trotz der geringen Grösse eine gesunde Balance zwischen Kosten und Erträgen ermöglicht», erklärt Prof. Urs Birchler vom Institut für Banking und Finance. Hierbei spielt die Auslagerung von unterstützenden Prozessen an externe Dienstleister oder ein eigenes Shared-Service-Center eine wichtige Rolle. «Banken, die ihr Geschäftsmodell erfolgreich an das neue Umfeld angepasst haben, werden sich auch in einem zunehmend anspruchsvolleren Markt gut positionieren können», so Birchler. Die Grösse ist angesichts der vielen Sourcing-Optionen und geostrategischen Alternativen nur einer von vielen Erfolgsfaktoren.

    Anspruchsvollere Kunden, geringere Margen
    «Die anhaltende Abnahme der Margen über die letzten Jahre hinweg ist bemerkenswert», so der Studienleiter Urs Birchler. Die auf den verwalteten Vermögen erzielten Bruttomargen sind zwischen 2004 und 2010 über alle Finanzinstitute hinweg um 21 Prozent gefallen. Gründe dafür sind risikobewusstere und an einer gesteigerten Performance interessierte Kunden, die dank der verbesserten Vergleichbarkeit von Produkten, Preisen und Dienstleistungen in ihrer Verhandlungsposition gestärkt sind. In vielen stark international ausgerichteten Vermögensverwaltungsstandorten haben traditionelle Offshore-Kunden einer neuen Generation vermögender Kunden Platz gemacht. Diese erwarten eine exzellente und umfassende Beratung mit klar messbarem Mehrwert. «Angesichts dieser Entwicklung ist es unwahrscheinlich, dass die Margen bald wieder steigen», ist Birchler überzeugt.

    Nettoneugeld-Zufluss im Jahr 2010
    Der verstärkte Druck auf das Bankgeheimnis und die angespannte Beziehung zwischen der Schweiz und ausländischen Steuerbehörden haben im Jahr 2009 zu hohen Geldabflüssen von Schweizer Banken geführt. Im Jahr 2010 hingegen gelang es der Schweizer Vermögensverwaltungsbranche Nettoneugeld in Höhe von 49 Milliarden Franken zu akquirieren. Diese Entwicklung ist zumindest teilweise auf die Zuspitzung der Schuldenkrise im Euroraum sowie die starke Abwertung des Euros zurückzuführen. «Die wirtschaftliche und politische Stabilität der Schweiz ist in turbulenten Zeiten nach wie vor ein wichtiger Standortfaktor», schliesst Birchler.

    Zur Studie
    Analysiert wurden für die Jahre 2009 und 2010 insgesamt 209 im Private Banking tätige Finanzinstitute aus der Schweiz, Liechtenstein, den Benelux-Ländern, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Österreich und den USA. Das Ziel der Studie ist die Wettbewerbsfähigkeit der Vermögensverwalter aus den einzelnen Ländern anhand betriebswirtschaftlicher Kennzahlen zu messen und zu vergleichen. Ein besonderes Augemerk liegt hierbei auf den schweizerischen Private-Banking-Anbietern, die zusätzlichen detaillierten Analysen unterzogen wurden.

    Die Studie ist mit finanzieller Unterstützung der Vereinigung Schweizerischer Handels- und Verwaltungsbanken (VHV/BCG) entstanden. Sie ist die fünfte Auflage der seit 2003 alle zwei Jahre erscheinenden «International Private Banking Study».

    Die Studie kann unter folgendem Link bezogen werden: www.bf.uzh.ch/go/pbs

    Kontakte:
    Prof. Dr. Urs Birchler
    Universität Zürich
    Institut für Banking und Finance
    Tel. +41 44 634 29 52
    E-Mail: urs.birchler@bf.uzh.ch

    Daniel Ettlin
    Universität Zürich
    Institut für Banking und Finance
    Tel. +41 44 634 31 59
    E-Mail: daniel.ettlin@bf.uzh.ch


    More information:

    http://www.mediadesk.uzh.ch - Medienmitteilungen


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Economics / business administration
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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