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03/18/2002 08:44

Vom kriminellen Jugendlichen zum Facharbeiter

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Kriminologie

    Manche Jugendlichen werden gleich mehrfach zu Straftätern. Und wer einmal gerichtlich verurteilt wurde, wird später sowieso ein Dieb oder Erpresser, oder? Eine Tübinger Langzeitstudie an jungen Straftätern zeigt andere Ergebnisse: Rund zwei Drittel der frühen Straftäter führen schließlich ein ganz normales, bürgerliches Leben. Ihre Lebensmuster haben die Soziologen Dr. Wolfgang Stelly und Dr. Jürgen Thomas untersucht.

    Vom kriminellen Jugendlichen zum Facharbeiter

    Tübinger Kriminologen untersuchen Lebensmuster ehemaliger Strafgefangener

    In den Medien wird Kriminalität manchmal dargestellt wie eine chronische Krankheit: Kaum scheint es möglich, dass ein Straftäter im späteren Leben wieder auf den rechten Weg kommt. Was an diesem Vorurteil stimmt und wie die Lebensmuster von jungen Straftätern aussehen, haben die Soziologen Dr. Wolfgang Stelly und Dr. Jürgen Thomas vom Institut für Kriminologie der Universität Tübingen in einem Forschungsprojekt untersucht.

    Den Tübinger Soziologen kam dabei zugute, dass bereits 1965 eine Langzeitstudie an 200 jungen Straftätern und 200 bis dahin nicht straffällig gewordenen Männern als Kontrollgruppe an der Universität begonnen wurde. Im Durchschnitt waren die 200 Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Rottenburg 25 Jahre alt und für ein halbes bis zu fünf Jahren inhaftiert. "Die meisten Delikte lassen sich unter dem Begriff der so genannten Straßenkriminalität fassen: räuberische Erpressung, Betrug, Diebstahl, Hehlerei und Körperverletzung. Mörder oder Totschläger waren kaum dabei", beschreibt Thomas. Nicht nur die Häftlinge selbst, sondern auch ihre Eltern, Ehefrauen und Lehrer wurden befragt. Außerdem wurden alle fünf Jahre Daten des Bundeszentralregisters ausgewertet. "Im Alter von 45 Jahren hatten wir immerhin noch von 121 ehemaligen Straftätern Auskunft über ihrem Lebenslauf", so Stelly.

    Am Anfang sei es geradezu "kriminalistische Arbeit" gewesen, die Lebensläufe aus dem umfangreichen Datenmaterial zu rekonstruieren. "Den typischen Verbrecher gibt es nicht, die Lebensläufe sind unterschiedlich", stellt Stelly fest. Nur eine kleine Gruppe würden die Soziologen zu den so genannten Karrieretätern rechnen. Viele waren hingegen mit 30 Jahren wieder resozialisiert. "Insgesamt ist das Bild von Brüchen gekennzeichnet", erklärt Thomas, denn neben den Karriereabbrechern, gab es auch "Späteinsteiger", die zum ersten Mal im Erwachsenenalter straffällig wurden, und sogenannte "Deeskalierer", bei denen die Auffälligkeiten zwar nicht völlig aufhörten, jedoch an Intensität und Häufigkeit deutlich zurückgingen. In die gängigen Theorien der Kriminologen sind solche Lebensläufe kaum einzuordnen: "Die Theorien sind alle auf Kontinuität angelegt", sagt Thomas. Nur wenige Erklärungsansätze seien vorhanden, warum eine kriminelle Karriere abgebrochen wird wie etwas das "aging-out", das Herauswachsen aus jugendlicher Leichtsinnigkeit. "Außerdem dominieren in der Kriminologie die Rückfallstudien", sagt er, "für uns war jedenfalls erstaunlich, dass viele mit den kriminellen Taten wieder aufhören, auch jugendliche Mehrfachtäter. Die Karriere vom jungen Straftäter etwa zum Facharbeiter ist gar nicht so selten." Bis zum 39. Lebensjahr waren zwei Drittel der befragten jungen Straftäter nicht noch einmal zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden...

    Den vollständigen Text finden Sie im Internet unter: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/pd/pd.html


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    Criteria of this press release:
    Law, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

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