In den Zellen der ehemaligen Sonderhaftanstalt der Staatssicherheit Bautzen entdeckten Experten des Fraunhofer IDMT in der vergangenen Woche versteckte Mikrofone. Planungsunterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit legten den Verdacht geheimer Abhörtechnik in den Zellen nahe, gesicherte Erkenntnisse über deren tatsächliche Existenz im Gefängnis gab es bislang nicht. Die Funde bestätigen nun die lückenlose Überwachung und Kontrolle von Häftlingen durch die Staatssicherheit im ehemaligen Gefängnis. Im Auftrag der Gedenkstätte Bautzen begibt sich das Fraunhofer IDMT mit der Rekonstruktion und Begutachtung der in der einstigen Haftanstalt verwendeten Abhörtechnik auf weitere Spurensuche.
Bei bauarchäologischen Untersuchungen legten am vergangenen Dienstag Fachleute des Fraunhofer IDMT in den Wänden zweier Zellen des ehemaligen Stasi-Gefängnisses jeweils zwei versteckte Mikrofone frei. Die weniger als zwei Zentimeter großen Mikrofone waren für die Gefangenen hinter Putz und Scheuerleisten unsichtbar platziert. Entdeckt wurden die »Wanzen« in den Zellen der sogenannten »Verbotenen Zone«, einem Isolationstrakt, der in den 1970er Jahren ausschließlich für Sondergefangene, wie Regimekritiker oder prominente Inhaftierte, eingerichtet wurde.
»Recherchen in Akten sowie Mutmaßungen zahlreicher Zeitzeugen, während ihrer Haft systematisch überwacht worden zu sein, wiesen auf umfangreiche Abhörtechnik in der Sonderhaftanstalt hin. Anhand von Planungsunterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit haben wir in den Zellen gezielt nach Mikrofonen gesucht. Wir fanden je zwei Mikrofone pro Haftraum – hinter den Scheuerleisten in die Wand eingegipst. Die Unterlagen dokumentieren auch den Verlauf der dazugehörigen Mikrofonkabel, die wir in einem zugemauerten Luftschacht entdeckten und bis hoch auf den Dachboden verfolgen konnten. Doch hier endet die Spur, denn die Kabel wurden durchtrennt und die angeschlossenen Abhörgeräte zur Aufzeichnung der Gespräche entfernt«, sagt Daniel Beer, Akustikspezialist am Fraunhofer IDMT, der gemeinsam mit seinem Team und Mitarbeitern der Gedenkstätte Bautzen die »Wanzen« aufspürte.
Die winzig kleinen Mikrofone werden nun durch das Fraunhofer IDMT eingehend untersucht. Dabei ist für die Audioexperten vor allem interessant, wie die Mikrofone unter Putz funktionierten und in welcher Qualität die Gespräche der Insassen abgehört werden konnten. »Neben der Untersuchung der gefundenen Mikrofone wollen wir das gesamte System der Abhörtechnik im ehemaligen Gefängnis rekonstruieren. Dazu sind weitere Untersuchungen erforderlich«, so Beer.
Über das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT:
Das Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT in Ilmenau (Thüringen) betreibt angewandte Forschung im Bereich digitaler audiovisueller Anwendungen.
Entwickelt werden neben Lösungen zur virtuellen Akustik für Heim- und Profianwender (z. B. die IOSONO® Wellenfeldsynthese-Technologie) auch Softwaretechnologien zur Analyse und Charakterisierung von multimedialen Inhalten sowie audiovisuelle Anwendungen für die Medizintechnik. Des Weiteren gehören die Konzeption interaktiver Anwendungsszenarien für Entertainment und Wissensmanagement und der Entwurf von Architekturen für den digitalen Online-Vertrieb zum Forschungs-Portfolio.
In Kooperation mit seinen Partnern und Kunden aus Wirtschaft, Kultur und Bildung setzt das Ilmenauer Institut zukunftsorientierte wissenschaftliche Erkenntnisse in alltagstaugliche Komplettlösungen und Prototypen um, die auf spezifische Problemstellungen der Nutzer und die Anforderungen des Marktes zugeschnitten sind.
Seit 2008 hat das Fraunhofer IDMT zwei Außenstellen. Die Abteilung Kindermedien mit Sitz in Erfurt arbeitet an der Entwicklung innovativer computergestützter Programm- und Edutainmentformate für Kinder und Jugendliche. Die neue Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnologie mit Sitz in Oldenburg forscht an Themen der Audio-Systemtechnik für die Bereiche Gesundheit, Verkehr, Multimedia und Telekommunikation.
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Criteria of this press release:
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