PRESSE-INFORMATION 07/1997 (8.10.1997)
Forschungsschiff "Heincke" zurueck aus dem Mittelmeer
Vom 5. bis 25. September fand ein Zentralexperiment in der Ligurischen See zwischen Nizza und Korsika statt. Das Forschungsschiff "Heincke" diente als schwimmendes Labor fuer ein Europaeisches Forschungsprojekt mit franzoesischen, schottischen und italienischen Partnern, gefoerdert im Rahmen des EU-MAST - III - Programms (MArine Science and Technology). Am vergangenen Montag, dem 6.10.1997 kam "Heincke" wieder mach Helgoland zurueck.
Ziel war die Erforschung der Lebensweise des Nordischen Krills. Wie die Wissenschaftler feststellten, kommt diese "Leuchtgarnele" im Mittelmeer in riesigen Mengen vor - fuer Finnwale ein willkommenes Fressen.
Der Krill weicht diesem "Raeuberdruck" aus und verschwindet tagsueber in den dunklen Tiefen zwischen 500 und 1000 Metern. Mit enormer Geschwindigkeit steigen die Tiere nachtsueber auf und "grasen" im Schutz der Dunkelheit nahe der Oberflaeche die Bestaende des pflanzlichen Planktons ab.
Einsatz modernster Meßgeraete
Dieses Verhalten dokumentierten die Forscher mit modernsten Ultraschallgeraeten die sowohl die Biomasse als auch die Wanderungsgeschwindigkeit des Krills messen koennen und einem geschleppten Laser- Planktonzaehler.
Fuer Experimente in Aquarien an Bord fing man den Krill in allen Tiefen mit Hilfe von automatischen Multinetzen und untersuchte seinen Nahrungsdurchsatz und seine außergewoehnliche Leistungsfaehigkeit.
Dieses Spaetsommer-Experiment ergaenzte ein gleiches Experiment vom Fruehjahr 1996.
Hungriger Krill
Im Vergleich zeigte sich, daß sich der Krill diesmal in einer Art "Uebersommerungs"-Situation befand: die Fortpflanzungsphase war bereits beendet und der Ernaehrungszustand nicht gut. Grund: die relativ niedrige Phytoplanktonproduktion, die in unseren Breiten typischerweise so deutlich erst in den Wintermonaten eintritt.
Deshalb reichte die maximale Wanderungstiefe im Mittelmeer diesmal auch nur bis etwa 500 Meter. Im produktionsreichen Fruehjahr dagegen pendelten die Tiere zwischen 50 und 1000 Metern Tiefe.
Trotz der Hungersituation waren die Tiere jedoch in der Lage, ihre Aufstiegsgeschwindigkeit von bis zu drei Koerperlaengen pro Sekunde beizubehalten: eine bemerkenswerte Leistung fuer ein Tier, das nur knapp vier Zentimeter lang wird - besonders wenn man die enormen Druckunterschiede beruecksichtig!
Mondfinsternis irritierte die Tiere
Gesteuert wird die Vertikalwanderung durch den natuerlichen Lichtzyklus. Hier kam den Wissenschaftlern entgegen, daß sie verfolgen konnten, wie die totale Mondfinsternis am 16.9. das Verhalten beeinflußte: die Tiere durchbrachen waehrend der Verdunkelung fast die Wasseroberflaeche! Als der Mond wieder leuchtete, tauchten sie jedoch ebenso schnell wieder ab.
Computersimulationen
Erstaunlicherweise ist bisher nur wenig ueber die Verrechnung von Vor- und Nachteilen der energieaufwendigen Vertikalwanderung bekannt. Raeuberdruck, Licht, Temperatur, Nahrungsaufnahme, Leistungsfaehigkeit, sexuelles Verhalten und andere Zustandsgroeßen werden deshalb in ein Computermodell eingegeben und viele Kombinationen simuliert. Ziel: Das Verhalten besser verstehen zu koennen, vor allem aber, um es in unterschiedlichen Meeresgebieten vergleichen zu koennen. Der Krill kommt naemlich vom arktischen Atlantik ueber die Nordsee bis in das Mittelmeer vor.
Die Frage, auf die sich die Biologen eine Antwort erhoffen: Wie aendern die voellig unterschiedlichen klimatischen Bedingungen das Verhalten des Nordischen Krill.
Die Ergebnisse lassen dann auch Rueckschluesse auf die Produktion an Biomasse Krill zu: Eine wichtige Groeße, um die Bedeutung des Tieres in den verschiedenen Nahrungsnetzen besser abschaetzen zu koennen, denn der Nordische Krill dient nicht nur den Walen, sondern auch vielen, nutzbaren Fischen als wichtiges Naehrtier.
Genetischer Fingerabdruck
Auf der Rueckreise aus dem Mittelmeer nach Helgoland wurden zusaetzliche Netzproben genommen, um den "Genfluß" des Krills anhand von molekulargenetischen "Fingerabdruecken" zu bestimmen: Hier geht es um die Frage, ob die enorme Anpassungsfaehigkeit der Tiere in ihrem Erbgut festgelegt ist. Zum Vergleich dienen vorangegangene See-Experimente im Atlantik und im Kattegat.
Meerasseln als Klimaindikatoren
"Nebenbei" diente die Rueckreise dem Fang von mediterranen Meeresasseln. Diese Krebse befinden sich, an treibenden Algen festgeklammert, auf dem Weg in die kuehleren Meere und sind bereits bei Helgoland zu beobachten. Moeglicherweise haben wir einen Indikatororganismus gefunden, der uns die langsame Erwaermung der Nordsee anzeigt, bevor wir eine solche Temperaturerhoehung durch Messungen aus den starken jahreszeitlichen Schwankungen herausfiltern koennen: mehrere tausend Tiere wurden zu Vergleichszwecken gefangen und werden nun auf Helgoland untersucht.
Verwertung honorarfrei. Belegexemplar erbeten.
Hanns-J. Neubert Pressesprecher/PIO Biologische Anstalt Helgoland Notkestr. 31, D-22607 Hamburg, Germany
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Aus dem Geschaeftsbereich des Bundesministeriums fuer Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Geosciences, Information technology, Oceanology / climate
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German
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