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04/02/2002 07:39

Psychosozialer Stress und Paradontose

Klaus Walter Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Zahnmedizinischer Workshop an der Philipps-Universität Marburg

    Die Bedeutung des immuno-neuro-endokrinen Netzwerkes für die Entwicklung paradontaler Erkrankungen steht im Mittelpunkt eines Workshops, der am 12. und 13. April 2002 im Schloss Rauischholzhausen (Kreis Marburg-Biedenkopf) stattfindet. Thema der Veranstaltung: "Psychosozialer Stress und parodontale Wundheilung".

    In den letzten Jahren konnte in epidemiologischen Studien eindrucksvoll belegt werden, dass die Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und die Parodontitis (Zahnbetterkrankung) zu den am weitesten verbreiteten Erkrankungen gehören. Schon über drei viertel aller Kinder und Jugendlichen weisen Symptome einer Gingivitis auf, und nahezu alle Erwachsenen leiden an einer Form der Parodontitis.

    Die meisten Patienten mit einer Parodontitis weisen eine moderate Form auf, die durch Verbesserung der Mundhygiene und Entfernung aller Zahnsteinbeläge gut behandelbar ist. Es gibt jedoch auch außerordentlich schwer zu behandelnde aggressive Formen, bei denen es innerhalb kurzer Zeit aufgrund entzündlicher Destruktionen zum Verlust des Zahnhalteapparates kommt. Diese Patienten scheinen für parodontale Erkrankungen prädisponiert zu sein und gehören zu den Risikopatienten. Insbesondere bei diesen Patienten ist die rechtzeitige Diagnose der Erkrankung sowie die Identifizierung von Risikofaktoren von besonderer Bedeutung. Nur so können das entzündete Parodont erfolgreich behandelt und auch andere zum Teil lebensbedrohende Erkrankungen vermieden werden. So konnte in epidemiologischen Studien gezeigt werden, dass aggressive parodontale Erkrankungen mit koronalen Herzerkrankungen, cerebraler Ischemia, Arteriosklerose und Frühgeburten korrelieren. Dieser Zusammenhang konnte zwar noch nicht pathogenetisch bestätigt werden, jedoch deuten In-vitro-Studien darauf hin, dass die bei einer Parodontitis in großen Mengen vorhandenen Bakterien bzw. deren Produkte (Lipopolysaccharide, Exotoxine) aufgrund einer Bacteremia destruktive Prozesse in den entsprechenden Geweben auslösen.

    In anderen Studien konnten Risikofaktoren, die mit einer aggressiven Parodontitis assoziieren, festgestellt werden. So wurden erhöhte Risiken in Hinblick auf das Alter, das Geschlecht (männlich), Rauchen, systemische Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus) und das Vorkommen von spezifischen Bakterien (Porphyromonas gingivalis, Bacteroides forsythus, Prevotella intermedia) ermittelt. Weiterhin scheint ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem progressiven Verlauf einer parodontalen Erkrankung und dem psychosozialen Stresszustand des Patienten vorzuliegen. Dies sind jedoch lediglich retrospektive Beobachtungen, die zwar eindeutig sind, aber keinerlei Hinweise auf den pathogenetischen Mechanismus von Stress auf parodontale Erkrankungen liefern. Um diese Zusammenhänge besser verstehen zu können, sind psychoneuroimmunologische Studien, die eine Abhängigkeit der Immunabwehr gegen Antigene von den Wechselwirkungen zwischen Behavior (Stress), zentralem Nervensystem (ZNS) und Zellen des Immunsystems aufzeigen, von besonderem Interesse. So konnte gezeigt werden, dass Stress die Immunabwehr entweder supprimieren oder erhöhen kann, abhängig von der Art des Stressors und der betrachteten immunologischen Funktion. Dies geschieht über ein komplexes Netzwerk von Signalen, das das Nerven-, endokrine und Immunsystem miteinander verbindet und somit die Aktivierungen und Inhibierungen von immunologischen Abwehrvorgängen gegen Antigene reguliert und koordiniert. Der genaue Mechanismus, wie diese funktionelle Interaktion abläuft, ist jedoch noch unbekannt.

    Kontakt:
    Priv.-Doz. Dr. Rainer Mengel
    Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
    Abteilung für Parodontologie
    Georg-Voigt-Straße 3
    35033 Marburg
    Tel.: 06421/28-63279

    3. DGP Workshop:
    Psychosozialer Stress und parodontale
    Wundheilung
    Die Bedeutung des immuno-neuro-endokrinen Netzwerkes für die
    Entwicklung parodontaler Erkrankungen
    Schloss Rauischholzhausen (bei Gießen) am 12. und 13. April 2002
    Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Parodontologie e.V. (DGP)

    Veranstaltungsprogramm

    FREITAG, 12. APRIL 2002

    Check-in der Teilnehmer
    13.00-14.00 Gemeinsames Mittagessen
    14.00-14.15 Begrüßung durch den Präsidenten der DGP und Einführung in das
    Tagungsthema
    14.15-15.00 Risk factors in periodontal disease.
    (N. N.)
    15.00-15.45 Psychosozialer Stress und
    Bewältigungsstrategien
    (W. Schreiber, Marburg)

    15.45-16.30 Kaffeepause

    16.30-17.15 Molekulare und zelluläre Grundlagen neuro-immuner Interaktionen
    (E. Weihe, Marburg)
    17.15-18.00 Die Bedeutung des neuro-immuno-endokrinen Netzwerkes im Rahmen entzündlicher Erkrankungen
    (R. Straub, Regensburg)
    18.00-19.00 Podiumsdiskussion
    (R. Mengel, Marburg)

    ab 19.00 Abendessen

    SAMSTAG, 13. APRIL 2002

    07.30-08.30 Frühstück

    09.00-09.45 Die Rolle von Zytokinen im immuno-neuro-endokrinen Netzwerk unter besonderer Berücksichtigung des Migration-Inhibitory Factors (MIF)
    (M. Bacher, Marburg)
    09.45-10.30 Hypothalamic-pituitary-adrenal axis Aktivierung bei experimenteller parodontaler Erkrankung von Ratten
    (S. von Hörsten, Hannover)

    10.30-11.00 Kaffeepause

    11.00-11.45 The impact of neural-immune
    networks on immunoregulation
    (A. del Rey, Marburg)
    11.45-12.30 Streßinduzierte Modulation
    parodontitisrelevanter Immunparameter
    (R. Deinzer, Düsseldorf)
    12.30-13.30 Podiumsdiskussion
    (R. Mengel, Marburg)

    13.30-14.30 Gemeinsames Mittagessen


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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