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04/10/2002 16:59

Viel Lob für die TA-Akademie zum zehnjährigen Bestehen

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    Unabhängigkeit als größtes Kapital
    ,,Mit Distanz und Wissen Objektivität gewinnen und damit zu einer anerkannten Auto-rität im Land werden'' - das sind die Wünsche von Berthold Leibinger an die Adresse der TA-Akademie bei ihrem Fest-Kolloquium zum 10. Geburtstag am Dienstag, 9. April, im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Vor 500 Gästen aus Wirtschaft, Wissen-schaft und Politik sagte der Geschäftsführender Gesellschafter der Trumpf-Gruppe in Ditzingen auf einer Podiumsdiskussion, die Unabhängigkeit sei das größte Kapital der Einrichtung. Insbesondere auf den Feldern der Computertechnik und der Biotechnolo-gie, die nach seiner Einschätzung in den kommenden Jahren an Bedeutung gewännen, erwarteten die Menschen Orientierung, weil sich ihre bisherigen Erfahrungshorizonte fundamental veränderten, und die Grenze zwischen Mensch und Technik weiter ver-schwämmen.
    ,,Mit der Unabhängigkeit steht und fällt der Ruf als unabhängige Mittlerin'', so auch Peter Frankenberg, Wissenschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, in seiner Festrede. Die von ihm in Auftrag gegebene Evaluation durch den Wissenschaftsrat solle Hinweise darüber geben, welche Struktur und Strategie für eine künftige natio-nale und internationale Positionierung der TA-Akademie notwendig seien. Am 15. April werde der Wissenschaftsrat seine Ergebnisse konkretisieren, die dann Mitte Mai in Mannheim verabschiedet würden. Die Beratung des Stiftungsrates der TA-Akademie Akademie über die Konsequenzen des Gutachtens finde am 24. Juli statt. ,,Anschließend werden wir die vakanten Direktorenposten zügig besetzen'', versprach Frankenberg.


    Lothar Späth: ,,Wir brauchen Institutionen wie diese''

    ,,Wir sind weder ein U-Boot noch ein Ausflugsdampfer, sondern ein solides und auf-gabengerecht gebautes Containerschiff, das den Transport seiner Botschaft effektiv und unprätentiös erledigt'', betonte Ortwin Renn, Leitender Direktor der TA-Akademie, in seiner Eröffnungsrede. Allerdings mangele es der schlagkräftigen Mann-schaft derzeit an Offizieren, so Renn mit Blick auf die drei teilweise seit zwei Jahren vakanten Bereichsleiterstellen. Auch die finanziellen Einsparungen bei den außeruni-versitären Forschungseinrichtungen machten der TA-Akademie zu schaffen.
    Lothar Späth, früherer Ministerpräsident des Landes Baden- Württemberg und geisti-ger Vater der TA-Akademie, betonte in seiner Festrede die zukünftige Bedeutung der Einrichtung. ,,Wir brauchen Institutionen wie diese, die einen offenen Dialog zwischen Gesellschaft und Wissenschaft führen können und eine ehrliche Beurteilung der Dinge vornehmen'', sagte Späth. Dies zeige die aktuelle Debatte um die Bioethik im Natio-nalen Ethikrat, die er ,,mit großer Faszination'' verfolge, etwa zwischen der Tübinger Entwicklungsbiologin Christiane Nüsslein-Volhard und dem Rottenburger Bischof Gebhard Fürst. Späth erinnerte an die Zeit der siebziger und frühen achtziger Jahre, als die Politik ,,Gutachter wie Knüppel geschwungen habe'', und technologische Groß-projekte wie etwa das Kernkraftwerk Wyhl oder der Ausbau des Stuttgarter Flughafen fast nicht durchsetzbar waren. Die Entscheidung, das Kernkraftwerk in Neckarwest-heim und nicht in Wyhl zu bauen, sei einzig dadurch motiviert gewesen, dass es in Neckarwestheim eher durchsetzbar war, weil dort bereits ein Kernkraftwerk stand. Das fehlende Vertrauen in Politik und Wissenschaft habe ihn damals bewogen, dem Drängen des damaligen Bundestagsabgeordneten und heutigen Vorsitzenden des Ku-ratoriums der TA-Akademie, Josef Bugl, nachzugeben, und mehrere Kommissionen damit zu beauftragen, die Linie der künftigen TA-Akademie festzulegen. ,,Ich war zu Beginn ziemlich skeptisch, weil ich dachte, da kommen noch mal ein paar und sagen, warum alles nicht geht. Aber wir brauchten damals ein unabhängiges Gremium, um den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft wieder in Gang zu bekommen'', so Späth. Denn Baden-Württemberg verdanke seine wirtschaftliche Spitzenstellung vor allem seinem Ruf als exzellentem Technologie- und Ingenieurland.

    Herbert Paschen: ,,Diskurs und Nachhaltigkeit als tragfähiger Ansatz''

    Dass es inzwischen auch Mittelpunkt der deutschen Kompetenz in der Technikfolgen-abschätzung ist, so Achim Grunwald, Leiter des Institutes für Technikfolgenabschät-zung und Systemanalyse (ITAS) im Forschungszentrum Karlsruhe, könne auch als ein Standortvorteil des Südweststaates begriffen werden. Die TA-Akademie habe es dabei geschafft, sich mit ihrem diskursiven Ansatz unverwechselbar zu positionieren, so Grunwald, der die einstündige Podiumsdiskussion unter dem Motto ,,Die Zukunft gestalten'' moderierte. Herbert Paschen, Grunwalds Vorgänger als Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag in Berlin (TAB) und einer der Gründerväter der TA in Deutschland betonte, mit dem Thema Nachhaltigkeit und dem diskursiven Ansatz verfüge die TA-Akademie über eine langfristig tragfähige Fragestellung. Die angestrebte stärkere Rolle der Politikberatung sei allerdings ein ,,Minenfeld''. Politikberatung setze voraus, das man ins Netzwerk der politischen In-stitutionen eingebunden sei, um gestaffelte Informationsangebote machen zu können. ,,Kein Politiker wartet heute noch drei Jahre, bis eine Studie fertig ist'', so Paschen. Vielmehr würden verschiedene Optionen als Angebot erwartet, eins zu eins würden Empfehlungen ohnehin selten umgesetzt. Dazu bedürfe es einer gestaffelten und per-manenten Berichterstattung, denn vor allem die politischen Beratungsprozesse müss-ten besser informiert werden. ,,Technikfolgenabschätzung muss weiterhin problemori-entiert vorgehen, statt sich zu sehr über mögliche künftige Entwicklungen den Kopf zu zerbrechen'', so Paschen. Zahlreiche Probleme würden von der Politik nicht wahrge-nommen, etwa die zunehmende Regelungswut auf EU-Ebene oder das Problem der Bevölkerungsentwicklung.
    Birgit Homburger, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, riet der TA-Akademie, auch künftig einen Blick für regionale Fragestellungen zu behalten und Ernst-Ulrich v. Weizsäcker, SPD- Bundestagsabgeordneter und ehem. Präsident des Wuppertal-Institutes für Klima, Umwelt und Energie regte an, die neuen Medien noch stärker ins Kommunikationskonzept der TA-Akademie aufzunehmen, etwa über eine regelmäßige internationale Internet-Konferenz zu aktuellen Themen.

    Ansprechpartner: Dr. Birgit Spaeth, Tel: 0711/9063-226
    Birgit.spaeth@ta-akademie.de
    Markus Geckeler, Tel: 0711/9063-222
    Markus.geckeler@ta-akademie.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Environment / ecology, Information technology, Law, Oceanology / climate, Politics, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Science policy, Scientific conferences
    German


     

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