Nr. 069 / 4. August 1997 / mea
Neues Graduiertenkolleg eingerichtet: ,Grenzflaechenphaenomene in aquatischen Systemen und waessrigen Phasen"
Was passiert, wenn sich OEl und Wasser zu einer geschmeidigen Emulsion verbinden? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen den mineralischen und organischen Partikeln in Fluessen? Welche Bedeutung haben diese fuer den Schadstofftransport? Mit den Vorgaengen, die sich an Grenzflaechen in waessrigen Medien abspielen, beschaeftigt sich das neue Graduiertenkolleg, das an der Universitaet Karlsruhe eingerichtet wurde. Es hat den Titel ,Grenzflaechenphaenomene in aquatischen Systemen und waessrigen Phasen".
Beteiligt sind neun Institute der Universitaet Karlsruhe, ein Institut des Forschungszentrums Karlsruhe und ein Institut der Universite Louis Pasteur de Strasbourg. Das interdisziplinaere Kolleg umfasst die Disziplinen Chemie, Biologie, Physik, Hydrologie sowie die Ingenieurwissenschaften. Sprecher des Kollegs ist Professor Dr. Fritz Hartmann Frimmel vom Bereich Wasserchemie des Engler-Bunte-Instituts der Universitaet Karlsruhe.
Grenzflaechenphaenomene treten auf, wenn unterschiedliche Stoffzustaende (Phasen) wie fest, fluessig oder gasfoermig aufeinandertreffen. Dies ist bei vielen chemischen, oekologisch und technisch bedeutsamen Reaktionen wie zum Beispiel der Adsorption der Fall. Der UEbergangsbereich besitzt besondere elektrostatische oder thermodynamische Eigenschaften, die sich unterscheiden von den Eigenschaften der beiden Stoffe, welche die Grenzflaeche bilden. Bislang ist noch nicht genug darueber bekannt, welche chemischen, physikalischen oder biologischen Prozesse sich an den Grenzflaechen der Stoffe abspielen. Die Kenntnis dieser Vorgaenge ist jedoch zunehmend wichtig, da in Wissenschaft und Forschung immer feinere Partikel betrachtet werden. Diese bilden im Vergleich zu groben Partikeln bei gleichem Massenanteil eine groessere Grenzflaeche. In der Biotechnik sowie in der Mikro- bzw. Nanotechnik sind Grenzflaechen daher von grosser Bedeutung: Der Einsatz von Mikroorganismen bei der Abwasserbehandlung liesse sich verbessern. Das Verhalten von Fremdstoffen in Gewaessern - werden sie weitertransportiert oder am Untergrund fixiert? - koennte besser vorhergesagt werden. Profitieren wuerden aber auch Lebensmitteltechnik, Pharmazie und Kosmetik.
Das Graduiertenkolleg leistet einen Beitrag zur Klaerung von Vorgaengen in waessrigen Systemen. Darunter versteht man nicht nur die natuerlichen und kuenstlichen Gewaesser, sondern auch die waessrigen Phasen chemischer Prozesse, wie sie zum Beispiel bei der Emulsionsbildung auftreten. In unterschiedlichen Projekten wird untersucht, welche Vorgaenge sich an den Grenzflaechen von Stoffen abspielen. Die multidisziplinaere Betrachtung ist dabei von Vorteil angesichts der Komplexitaet und Vielfalt der Vorgaenge.
Das Forschungsprogramm umfasst chemische, biologische und physikalische Aspekte von Grenzflaechenphaenomenen. Durch die Untersuchung typischer Beispiele sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufgedeckt werden. Die Arbeiten beinhalten sowohl Analytik und Strukturaufklaerung als auch thermodynamische und kinetische Aspekte des Stofftransports, der chemischen und biochemischen Reaktionen sowie der Wechselwirkungen von Partikeln mit Grenzflaechen. Die Phaenomene sollen durch mathematische Modelle beschrieben werden, um prognostische Aussagen ueber das Verhalten und die technischen Nutzungsmoeglichkeiten zu erhalten.
Mit neun Graduiertenkollegs an der Spitze der Technischen Hochschulen
Die Universitaet Karlsruhe hat derzeit neun Graduiertenkollegs und nimmt mit dieser Zahl eine Spitzenposition an den Technischen Hochschulen in Deutschland ein. Dies geht aus einer Liste der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hervor. In Karlsruhe sind fuenf der neun Kollegs in den Ingenieurwissenschaften und vier in den Naturwissenschaften angesiedelt.
Graduiertenkollegs werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an den Universitaeten eingerichtet. Ihr Ziel ist die Foerderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Integration von Forschung und Ausbildung. Doktoranden haben hier Gelegenheit, im Rahmen eines systematisch angelegten Studienprogramms in einem umfassenden Forschungszusammenhang zu arbeiten und ihre Promotion vorzubereiten. Graduiertenkollegs sind interdisziplinaer ausgerichtet; sie haben eine Foerderdauer von drei bis neun Jahren und werden zu 65 Prozent von der DFG und zu 35 Prozent vom jeweiligen Bundesland gefoerdert.
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Environment / ecology, Geosciences, Information technology, Mathematics, Oceanology / climate, Physics / astronomy
transregional, national
Research projects
German
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