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04/19/2002 12:46

Hilfe bei Konflikten in der Krankenversorgung: Klinisches Ethik-Komitee an der MHH etabliert

Christa Möller Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    Zusammenfassung vom Pressegespräch am 19. April 2002

    Im Dezember 2000 wurde an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) das Klinische Ethik-Komitee (KEK) gegründet, ein unabhängiges Beratungsforum für den Bereich der Krankenversorgung. Es steht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen bei schwierigen und kontroversen moralischen Entscheidungen zur Seite und dient der Orientierung und Information. Das KEK ist nicht zu verwechseln mit der Ethikkommission, die es bereits seit rund 20 Jahren an der Hochschule gibt - sie prüft die ethische, moralische und rechtliche Unbedenklichkeit von Forschungsvorhaben an Menschen und Tieren.

    Klinische Ethik-Komitees sind in Deutschland bislang noch selten anzutreffen, entsprechend wenig Erfahrungen liegen vor. Die MHH orientiert sich an Einrichtungen in den USA, wo solche Gremien seit langem etabliert sind. Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt begleitet die Arbeit des hannoverschen Komitees. Das KEK der MHH ist interdisziplinär mit 19 Personen besetzt, fünf davon sind Externe, sie gehören nicht der Hochschule an. Die KEK-Mitglieder kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen: Neben Ärztinnen, Ärzten und Pflegepersonal sind seitens der MHH die Medizinethik, der Sozialdienst, die Klinikseelsorge, die Rechtsmedizin und der Personalrat vertreten, außerdem Selbsthilfegruppen, Migranten und Krankenkassen. Der für eine Amtszeit von drei Jahren gewählte Vorstand setzt sich aus drei Personen zusammen: Vorsitzender ist der Medizinethiker Dr. med. Gerald Neitzke, seine Stellvertreter sind die Betriebsärztin Dr. med. Sabine Kuhn und der Stationsleiter im Krankenpflegedienst Andreas Wessels.

    Das KEK will dazu beitragen, dass Entscheidungen in der Krankenversorgung und der Umgang an der MHH noch stärker als bisher geprägt sind von Verantwortung, Selbstbestimmung, Vertrauen, Respekt, Rücksicht und Mitgefühl. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses sowie den Patientinnen und Patienten und ihren Angehörigen sagt das KEK zu, dass Gewissensnöte oder das Leiden an nicht annehmbar erscheinenden Situationen und Strukturen im gemeinsamen Gespräch gehört werden und ein Beitrag zur Änderung der Probleme geleistet wird. Dies soll sowohl die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer medizinischen Betreuung als auch die Zufriedenheit des Hochschulpersonals mit der jeweiligen Arbeitssituation erhöhen. Zudem möchte das KEK damit die Identitätsbildung innerhalb der MHH und das Ansehen der Hochschule in der Öffentlichkeit verbessern.

    Im zurückliegenden Jahr wurde unter den knapp 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MHH, die direkten Patientenkontakt haben, eine Befragung zu ethischen Konflikten durchgeführt; 20,2 Prozent antworteten. Mehr als 90 Prozent von ihnen erleben ethische Konflikte und fast alle (90 Prozent) empfinden diese als belastend; zehn Prozent der Antwortenden gaben eine tägliche Belastung an.

    Häufig stehen die Probleme im Zusammenhang mit der Patientenaufklärung und der Wahrung der Menschenwürde sowie einer Lebensverlängerung mit Hilfe der Medizintechnik; oft genannt wurden auch die Mittelknappheit und der alltägliche Umgang in der Patientenbetreuung. Schwerwiegende Konflikte werden unter anderem bei Fragen des Sterbenlassens, der Qualität der medizinischen Versorgung und der Transplantation gesehen. Über die Hälfte derjenigen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, wünscht sich zusätzliche Ansprechpartner zur Diskussion ethischer Konflikte. Das Klinische Ethik-Komitee will dies aufgreifen und versucht, eine kontinuierliche, interprofessionelle Kommunikation über ethische Themen auf den Stationen zu stärken.

    Weitere Informationen gibt gern Dr. Gerald Neitzke unter E-Mail: Neitzke.Gerald@mh-hannover.de oder Telefon: (0511) 532-4271. Auf Wunsch übermitteln wir die Satzung und den Geschäftsbericht 2001 des KEK.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Organisational matters, Science policy
    German


     

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