Steffen Werther von der Södertörn University in Schweden hat untersucht, wie die „großgermanische” Ideologie der SS von zwei konkurrierenden nationalsozialistischen Parteien in Süddänemark aufgenommen wurde und was passierte, als 1940 die SS die politische Bildfläche betrat.
Die deutsche Besetzung Dänemarks war das Startsignal für ein ideologisches Dreiecksdrama zwischen drei nationalsozialistischen Lagern. Als die Wehrmacht die Grenze überschritt, existierten im süddänischen Nordschleswig bereits zwei nationalsozialistische Parteien: die dänisch orientierte DNSAP (Dänemarks Nationalsozialistische Arbeiterpartei) und die Partei der deutschen Minderheit, die NSDAP-N (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei - Nordschleswig).
Die großgermanische Ideologie der SS ging von der Idee einer auf Rasse basierenden Gemeinschaft aus. Himmler und andere Nationalsozialisten waren der Auffassung, dass die Völker „nordischen Blutes“ in einem Reich vereint werden sollten, ungeachtet der bestehenden nationalstaatlichen Grenzen. Diese Idee stand im Widerspruch zu den politischen Zielen der beiden erwähnten Parteien.
Die dänischen Nationalsozialisten der DNSAP befürchteten, dass Dänemark seine nationale Souveränität verlieren würde, wenn es Teil eines großgermanischen Reichs würde.
– Sie waren misstrauisch und sahen in der großgermanischen Ideologie eine neue Variante des deutschen Imperialismus. Die Angst, dass Dänemark als unbedeutende Provinz in einem von Deutschland regierten germanischen Reich enden würde, war groß, so Steffen Werther, der mit seiner Arbeit im Fach Geschichte promovierte.
Auch die Minderheitsdeutschen der NSDAP-N standen der großgermanischen Ideologie ablehnend gegenüber. Die SS hatte u. a. den Fehler gemacht, Angehörige der Minderheit in verschiedenen Zusammenhängen als „Germanen“ bzw. sogar als Dänen zu kategorisieren.
– Dies war ein Schlag ins Gesicht für die Mitglieder der NSDAP-N. Sie sahen sich selbst als Deutsche und wollten nicht Teil einer großgermanischen Gemeinschaft sein, welche unter anderem ihre Gegner, nämlich die Dänen, mit einschloss, sagt Steffen Werther.
Stattdessen strebten sie eine Revision der Grenze von 1920 und eine Wiedereingliederung Nordschleswigs ins Deutsche Reich an.
Beide Parteien befanden sich deshalb nach der Besetzung Dänemarks in einer schwierigen Situation. Sie wollten ihre jeweiligen nationalistische Linie nicht aufgeben, konnten sich aufgrund des extremen Machtgefälles den Forderungen und Ansprüchen der SS jedoch nicht entziehen.
Die jeweiligen Parteiführer versuchten deshalb ausgewählte Argumente aus dem rassisch-großgermanischen Repertoire der SS umzudeuten und für ihre eigenen Zielsetzungen zu instrumentalisieren. Die ideologische Zusammenarbeit mit der SS war jedoch äußert schwierig und von starkem Widerwillen geprägt.
– Der grundlegende Konflikt zwischen den nationalsozialistischen Gemeinschaftsbegriffen „Rasse“ und „Volk“ wurde nie aufgelöst. Aus diesem Grund war eine einvernehmliche Lösung zwischen den drei Gruppen nicht möglich, so Steffen Werther.
Steffen Werther durchlief eine Forscherausbildung an der Baltic and East European Graduate School (BEEGS) der Södertörn University in Schweden. Als Doktorand war er an das Institut für Geschichte der Stockholm University angebunden.
Am 17. Februar 2012 verteidigte er erfolgreich seine Dissertation SS-Vision und Grenzland-Realität. Vom Umgang dänischer und „volksdeutscher” Nationalsozialisten in Sønderjylland mit der „großgermanischen” Ideologie der SS
Kontakt: Steffen Werther +46 (0) 73 838 9008
http://urn.kb.se/resolve?urn=urn:nbn:se:su:diva-69214 dissertation
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Criteria of this press release:
Journalists
History / archaeology, Politics
transregional, national
Research results
German
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