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04/23/2002 13:14

Die Krise des politischen Theaters

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Symposium zur Ästhetik des heutigen Theaters an der Uni Jena mit Tankred Dorst

    Jena (23.04.02) Seit dem 11. September ist alles anders. Diese nach den Attentaten auf das World Trade Center oft geäußerte Meinung beweist auch, dass gegenwartshistorische Ereignisse wieder ins Bewusstsein gelangen und über die Wechselbeziehung von Mensch und Geschichte erneut nachgedacht wird. Jene Beziehung, die den Deutschen seit fast 50 Jahren weitgehend gleichgültig war. Politische Geschichte war anonym und ihre Wahrnehmung wurde - wie am 11. September im Extrem bewiesen - durch das Fernsehen geprägt.

    Ist das politische Theater damit am Ende? Dieser Frage und ihrem Umfeld widmet sich am 26. April das Symposium "Ich in der Geschichte / Geschichte im Ich? Zur Ästhetik eines heutigen Theaters" an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Auf Einladung des Collegium Europaeum Jenense (CEJ) werden ab 13 Uhr in Schillers Gartenhaus (Schillergässchen 2) Wissenschaftler und Theatermacher ihre Thesen vortragen und während der nachfolgenden Podiumsdiskussion über die Chancen reflektieren, ob politisches Theater überleben kann - und unter welchen Voraussetzungen. Teilnehmen am Podiumsgespräch "Theater und Gesellschaft heute und morgen" wird auch der gebürtige Thüringer Tankred Dorst. Er gilt als einer der bedeutendsten - und derzeit meist gespielten - deutschsprachigen Dramatiker der Gegenwart. Dorst wird (um 15.00 Uhr) für seine Verdienste um die Entwicklung des europäischen Theaters mit der Verdienstmedaille des CEJ ausgezeichnet. "In über zehn Jahren hat er in unermüdlicher Arbeit in fast allen Ländern Europas unter oft schwierigen Bedingungen originelle - besonders junge - Dramatiker aufgespürt und bei der Umsetzung ihrer Werke unterstützt", begründet CEJ-Kurator Prof. Dr. Dr. Ulrich Zwiener die Auszeichnung.

    Allein Dorsts Aktivitäten zeigen, dass das politische Theater selbst in unserer Zeit noch Verfechter hat. Was von der griechischen Tragödie, die vor allem Theater einer politischen Geschichte war, über Shakespeares Königsdramen, Schiller, Brecht und Büchner bis hin zu Sartre und dem Dokumentartheater der 60er Jahre andauerte, existiert auch in der Gegenwart. Doch die Vermittlung von Politik durch Konkurrenzmedien und vor allem die Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts stellen neue Ansprüche an das politische Theater, das nicht länger nur vom Anspruch der Aufklärung zehren kann. Bereits Gewalttaten werden heute telegen mit einer eigenen Bildersprache vermittelt, von der sich das Theater absetzen muss, wie der Jenaer Germanist und Mitorganisator Prof. Dr. Gerhard R. Kaiser in seinem Beitrag "Ästhetik des Krieges" zeigen wird. Und so bleiben die Fragen nach der Art der Vermittlung: Gibt es eine Ästhetik des Indirekten für die theaterspezifische Erfahrung von Gewalt? Und wenn es sie gibt: Soll es dann eine Ästhetik des Leisen sein, die sich dem Vorwurf makabrer Zerstreuung oder von Unwirksamkeit aussetzt? Diese und ähnliche Fragen werden während des Jenaer Symposiums angesprochen werden. Und nicht zuletzt von Tankred Dorst können sich Teilnehmer und die eingeladene Öffentlichkeit spannende Antworten erhoffen.

    Hinweis für die Medien:
    Zur Verleihung der Verdienstmedaille des Collegium Europaeum Jenense an Tankred Dorst am 26. April um 15.00 Uhr in Schillers Gartenhaus (Schillergässchen 2) sind die Medien herzlich eingeladen. Selbstverständlich ist auch eine Teilnahme am ganzen Symposium, das um 13 Uhr beginnt, möglich. Bitte melden Sie sich dann bei Christel Fenk an unter Tel.: 03641 / 931186 oder per Fax 03641 / 931187.


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    Criteria of this press release:
    Language / literature
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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