Prof. Lorenz Peiffer und Henry Wahlig haben ein historisches Handbuch herausgegeben
Ein Mann in Turnhose und –hemd springt vorwärts über die Hochsprunglatte von 1,78 Meter, der Gesichtsausdruck ist hochkonzentriert. Das Bild, entstanden 1935 bei einem Sportfest in Berlin, ist ein typisches Foto für diese Zeit. Wäre da nicht der kleine Davidstern auf dem Hemd des Sportlers, der zeigt: Die friedliche Stimmung ist nur scheinbar, sie ist nicht echt. Der Mann auf dem Titelbild ist Alfred Blanck, ein hannoverscher Leichtathlet, der als „Halbjude“ das Dritte Reich erlebte. Mit Schicksalen wie seinem hat sich ein niedersächsisch-israelisches Forschungsprojekt befasst. Die Ergebnisse der Untersuchungen zum Engagement von Juden in Turn- und Sportvereinen vor und während des Nationalsozialismus haben Prof. Lorenz Peiffer und Henry Wahlig vom Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover jetzt in dem Buch „Juden im Sport während des Nationalsozialismus. Ein historisches Handbuch für Niedersachsen und Bremen“ veröffentlicht. In dem Forschungsprojekt sind erstmals die Aktivitäten jüdischer Sportlerinnen und Sportler in einem größeren regionalen Kontext untersucht worden.
Gemeinsam mit der Niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Johanna Wanka, Prof. Dr.-Ing. Erich Barke, Präsident Leibniz Universität und Thedel von Wallmoden, Verleger Wallstein Verlag haben die Autoren heute das Buch der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Forschungsprojekt wurde vom Land Niedersachsen mit insgesamt 225.000 Euro gefördert. „Seit 35 Jahren fördern Israel und Niedersachsen Forschungsprojekte als Gemeinschaftsvorhaben. Heute blicken wir nicht nur auf eine beeindruckende Erfolgsbilanz dieser länderübergreifenden Kooperation, sondern können auch von einer lebendigen Forschungspartnerschaft sprechen“, sagte Ministerin Wanka. Sie verwies auf 342 realisierte Projekte und mehr als 38 Millionen Euro eingesetzter Fördergelder in diesem Zeitraum.
In dem Forschungsprojekt, bei dem die hannoverschen Sportwissenschaftler mit Prof. Moshe Zimmermann von der Hebrew University Jerusalem zusammengearbeitet haben, wurde die Geschichte des jüdischen Sports bis zum Jahr 1938 auf dem Gebiet des heutigen Niedersachsen aufgearbeitet. Bislang ist dieses Thema in der Geschichtswissenschaft fast völlig vernachlässigt worden. Das gilt besonders für den Aufbau, die Entwicklung und das Schicksal separater jüdischer Sportvereine, die sich als Folge des Ausschlusses jüdischer Sportler aus den bürgerlichen Clubs ab 1933 überall in Deutschland gründen mussten. Sie gehörten häufig zu den mitgliederstärksten jüdischen Organisationen am Ort und spielten eine große, bislang nahezu unerforschte Rolle im Alltags- und Sozialleben der jüdischen Gemeinden. Vor diesem Hintergrund haben Professor Peiffer, seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Laufe der gut dreijährigen Recherchen die Geschichte von 27 bislang unbekannten jüdischen Sportvereinen auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Niedersachsen und Bremen nachgezeichnet. Dabei wurden auch die persönlichen Lebenswege von etwa 200 jüdischen Sportlerinnen und Sportlern sowie Sportfunktionären aufgearbeitet.
Voraussichtlich 2013 wird als weiteres Ergebnis des Kooperationsprojekts mit Prof. Moshe Zimmermann von der Hebrew University Jerusalem die Publikation „Sport als Element des Kulturtransfers zwischen NS-Deutschland und Palästina“, ebenfalls im Wallstein-Verlag, erscheinen.
Hinweis an die Redaktion:
Für weitere Informationen steht Ihnen Prof. Lorenz Peiffer, Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover, unter Telefon +49 511 762 3148 oder per E-Mail unter lorenz.peiffer@sportwiss.uni-hannover.de gern zur Verfügung.
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Cultural sciences, Economics / business administration, History / archaeology, Politics, Social studies
transregional, national
Research projects, Scientific Publications
German
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