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05/10/2002 15:10

Mehr Geld und Zeit für Gewaltprävention

Patrizia Reicherl Stabsstelle Hochschulkommunikation
Fachhochschule Potsdam

    Pressestatement des Weiterbildungsprojektes "Konfliktmanagement in der Uckermark" der FH Potsdam

    Konfliktmanagement und Gewaltprävention gehören in schulische Rahmenpläne. Wir fordern ein Umdenken in Politik und Verwaltung: der Prävention darf nicht nur das Wort geredet werden, sondern es müssen angemessene Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.

    Die Morde im Erfurter Gutenberg-Gymnasium sind ein weiteres Zeichen dafür, dass die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen neue Extreme hervorbringt. Für die Jungen sind Amokläufe mit Waffen eine scheinbare Möglichkeit, sich an erlittenen Kränkungen zu rächen. Dies ergaben Gespräche an Schulen während Anti-Gewalttrainings. Der Glamour, den Gewalt bei Schülern hat, ist kein neues Phänomen, es ist nur bis jetzt nicht als gesamtgesell-schaftliches Problem wahrgenommen worden. In der durch Erfurt ausgelösten deutschlandweiten Diskussion wird nach Ursachen von Gewalt und ihren Bearbeitungsmöglichkeiten gesucht. Dem erneuten Auftreten von Gewaltausbrüchen in diesem Ausmaß muss vorgebeugt werden.
    Modellhafte Antworten auf die Frage nach dem Umgang mit und die Prävention von Gewalt gibt es seit einigen Jahren: Konfliktlotsenprogramme an Schulen und Weiterbildung in Mediation für LehrerInnen sind vielversprechende Ansätze. Diese müssen jedoch gesellschaftlich akzeptiert und von Politik und Verwaltung flächendeckend umgesetzt werden, um dauerhafte Veränderungen zu bewirken. Modellprojekte und Kurzzeitinterventionen bleiben sonst der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Wir brauchen eine Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen: Bildung muss ganzheitlich und darf nicht nur auf Leistung ausgerichtet sein. Es muss LehrerInnen möglich sein, ihre Schüler zu mündigen, verantwortungsbewussten Bürgern zu erziehen. Schüler müssen sich in der Schule ernst genommen fühlen. Alle an der Schule müssen Respekt erfahren und ausüben. Lehrer sollten Zeit haben, als Begleiter und Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen. Schulsozialarbeiter müssen auf regulären Stellen auch an Gymnasien eingesetzt werden. In der deutschen Präventionsdebatte wird der lokalen Vernetzung von Berufen und Institutionen, die mit Jugendlichen zu tun haben am meisten gewaltvermeidende Wirkung zugeschrieben.
    Die an der Fachhochschule Potsdam durchgeführte Weiterbildung "Konfliktmanagement" hat drei Berufsgruppen, SozialarbeiterInnen, PolizistInnen und LehrerInnen als Teilnehmer, die auf unterschiedliche Weise mit dem gleichen Klientel arbeiten. In der Weiterbildung lernen sie gemeinsam Konfliktmanagement. Damit wird die Grundlage für nachhaltige Zusammenarbeit und effektive Gewaltprävention geschaffen

    Diese Weiterbildung bietet die Möglichkeit "Lehrern den Rücken zu stärken", wie es der thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel forderte. Aber die Brandenburger Rahmenbedingungen verhindern bisher die Teilnahme der LehrerInnen. Die Personaldecke für LehrerInnen in Brandenburg ist zu dünn, als dass auf Verhaltensänderungen angelegte Weiterbildungen während der Arbeitszeit besucht werden können. Die ausschließlich fachliche Weiterbildung steht im Vordergrund. Obwohl das Schulgesetz die Vermittlung sozialer Fähigkeiten vorschreibt. Vielfach dominiert in den Schulen das Bewusstsein, für das Soziale keine Zeit zu haben. "Dafür gibt es Sozialarbeiter." In der Uckermark gibt es eine einzige reguläre Stelle für Schulsozialarbeit. Lehrer sind die einzige Berufsgruppe, die regelmäßig mit allen Schülern und Schülerinnen Kontakt haben. Deswegen ist ein Zeitkontingent für soziale Kompetenzen und professionelles Konfliktmanagement unverzichtbar für jede Schule.

    Prof. Dr. Angela Mickley (Projektberatung) und Kerstin Lück (Projektleitung)


    More information:

    http://www.fh-potsdam.de/~konfliktmanagement


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    Criteria of this press release:
    Law, Politics, Psychology, Social studies, Teaching / education
    regional
    Research projects, Science policy
    German


     

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