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03/09/1998 00:00

CeBIT 98: Neuer 3-D-Monitor - Blick in die Tiefe ohne Brille

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Neuer Monitor ermöglicht ohne Brille den Blick in die Tiefe

    Dreidimensionales Wiedergabesystem revolutioniert medizinische Anwendungen

    Teure Computermonitore und Fernseher versagen, wenn es um räumliche Tiefe geht. So lassen sich etwa Konstruktionsteile, Gehirnwindungen oder Landschaften normalerweise nur zweidimensional darstellen. Doch in jüngster Vergangenheit wurden weltweit Verfahren entwickelt, die dreidimensionale Bilder wiedergeben können. Einziger Nachteil: Um einen räumlichen Eindruck zu erhalten, benötigt der Betrachter spezielle Brillen, Prismen oder andere teure Hilfsmittel.

    Ganz ohne Brille kommt dagegen die Entwicklung der Firma ICE Oelsnitz/Vogtland aus. Gemeinsam mit vier sächsischen Firmen und Hochschulen entstand innerhalb von zwei Jahren das 3-D-Wiedergabesystem "HOLOTRON". Allein durch Bewegen des Kopfes lassen sich Objekte, ähnlich einer Holographie, auch von der Seite betrachten. Dabei verblüfft besonders, daß vorspringende Teile regelrecht aus dem Bildschirm herauszuragen scheinen. Der neuartige Monitor aus dem Vogtland wird erstmals vom 19. bis 25. März 1998 auf der CeBIT in Hannover (Halle 22, Stand C25) vorgestellt.

    "Das HOLOTRON-Verfahren nutzt die Eigenheiten der menschlichen Physiologie wie Augenabstand, Blicktiefe und das Zusammenlaufen der Sehachsen", verrät Reiner Sombrowsky, einer der vier ICE-Gesellschafter. Da der Betrachter einen vor ihm stehenden Gegenstand mit dem linken Auge aus einer etwas anderen Richtung sieht als mit dem rechten Auge, fügt das Gehirn beide Bilder zu einem einzigen zusammen. Dabei entsteht ein räumlicher Eindruck des Gegenstandes. Das neue Verfahren zeigt dem Betrachter bei beliebigem Betrachtungswinkel diesen Gegenstand nun abwechselnd so, wie er mit dem rechten und mit dem linken Auge aussehen würde. Die beiden Bilder wechseln dabei so schnell, daß sie im Gehirn zu einem einzigen, aber räumlichen Bild verschmelzen.

    Die Idee für den neuen Monitor kam Sombrowsky beim Rasieren. "Ein Spiegel ist schließlich auch flach und läßt das Gesicht räumlich erscheinen", erzählt der Erfinder. Sombrowsky, der von Haus aus Mathematiker ist und von 1971 bis 1974 in Karl-Marx-Stadt (heute: Chemnitz) studierte, tüftelte viele hundert Stunden an dem HOLOTRON-Verfahren, das mittlerweile weltweit patentiert ist. Beim Deutschen Patentamt in München ist die Erfindung unter der Nummer DE4228111 eingetragen. Seit 13. Juli 1995 ist HOLOTRON außerdem ein geschütztes Warenzeichen.

    Die vom sächsischen Wirtschaftsministerium geförderte Entwicklung hat aber noch weitere Väter: Die Technische Universität Chemnitz entwarf und baute eine Grafikkarte für den ISA-Bus. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Mittweida entwickelte eine universelle Grafikkarte mit erweitertem Funktionsumfang für den PCI-Bus und verbesserte das HOLOTRON-Verfahren hard- und softwareseitig. Stromversorgung, Videoverstärker und Ablenkgenerator steuerte die Dresdener Firma VAD Video-Audio-Design bei. Komplettiert wird der 3-D-Monitor HOLOTRON bei ICE Oelsnitz, und den Vetrieb regelt die VISUREAL GmbH & Verwaltungs-KG, die ebenfalls in Oelsnitz ansässig ist.

    Der erste kommerzielle monochrome 3-D-HOLOTRON-Monitor hat eine Bilddiagonale von sechs Zoll. Das Nachfolgemodell wird eine 10-Zoll-Bilddiagonale, 24 Bit Farbtiefe und eine höhere Auflösung haben. Der Prototyp des 6-Zoll-Monitors wird bereits in der Medizin angewandt: Die Partnerfirma IVS Chemnitz wertet mit HOLOTRON erfolgreich die Daten eines weitverbreiteten Röntgenverfahrens aus - nämlich der Computertomographie. Anatomische Strukturen des menschlichen Körpers lassen sich auf dem HOLOTRON-Monitor räumlich darstellen - und rasend schnell dazu. Das eigens entwickelte medizinische Computerprogramm von IVS erlaubt so Diagnosen, die wesentlich sicherer sind als bisher. Auch für das Fernsehen oder Computerspiele eignet sich der neuartige Monitor. "Aber das ist noch Zukunftsmusik", so Sombrowsky.

    Weitere Informationen erteilen:

    - Dipl.-Ing. Steffen Heinz, TU Chemnitz, Tel. (03 71) 5 31-31 61

    - Prof. Dr. Dietmar Reinert, HTW Mittweida, Tel. (037 27) 58 12 48

    - Dipl.-Ing. Matthias Frolik, ICE Oelsnitz GmbH, Tel. (03 74 21) 4 84-0

    - Dipl.-Inf. Albrecht Schnappauf, IVS GbR Chemnitz, Tel. (03 71) 5 34 71 82

    - Dr. Rau, VAD Dresden, Tel. (03 51) 8 04 23 47 oder

    - die Aussteller auf dem Gemeinschaftsstand "Forschungsland Sachsen" (Halle 22, Stand C25) während der CeBIT vom 13. bis. 19. März 1998 in Hannover.


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