idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/15/2002 13:01

Sisyphos, Ödipus, Freud: Komparatistik als Arbeit am Mythos

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft tagt vom 22.-25. Mai an der Universität Jena

    Jena (15.05.02) Wer die Geschichte von Sysiphos, der seinen Stein unendlich den Hügel hinaufschiebt, erzählt, verweist zugleich auf einen Mythos und die Metapher eines ewigen, aber erfolglosen Bemühens. Doch mit den Göttern sind die Mythen längst nicht ausgestorben. Die Psychoanalyse etwa steht als der große Mythos des 20. Jahrhunderts. Sigmund Freuds "Traumdeutung" von 1900 "enthält in nuce alle späteren Themen Freuds", behauptet Dr. Gertrud Lehnert, "sie organisieren sich um das geheime Zentrum des Ödipus-Mythos, der hier erstmals seine zentrale Rolle spielt". Dies wird die neu nach Potsdam berufene Professorin während der 12. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (DGAVL) darstellen. Der Kongress, der nur alle drei Jahre ausgerichtet wird, steht 2002 unter dem Thema "Komparatistik als Arbeit am Mythos" und findet vom 22.-25. Mai an der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt.

    Komparatistik, jener grenzen- und sprachenübergreifende Vergleich von Literatur, existiert als Fach in Jena noch nicht. Thema ist jene literaturwissenschaftliche Grenzüberschreitung, Integration, Interdisziplinarität, und was noch dazu gehört, allerdings längst an der Jenaer Alma Mater. Federführend sind dabei Prof. Dr. Gerhard R. Kaiser, der in Jena den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft inne hat, und sein Komparatistik-Kollege Prof. Dr. Stefan Matuschek, die die Tagung vor Ort organisieren. "Ausländische Literaturen werden in der Germanistik längst in die Lehre und Forschung einbezogen", bestätigt Kaiser. "Außerdem werden die Methoden der Komparatistik auch in Jena angewendet", ergänzt Matuschek. "Was bisher fehlt, ist ein eigener Komparatistik-Studiengang, dessen Studien- und Prüfungsordnungen bereits entworfen sind, der aber erst realisiert werden kann, wenn wir eine entsprechende Professur erhalten", sagt der Direktor des Uni-Instituts für Germanistische Literaturwissenschaft.

    Hilfreich wird dabei die Jahrestagung der DGAVL sein, die - von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und von der Bochumer Literaturwissenschaftlerin und DGAVL-Präsidentin Prof. Dr. Monika Schmitz-Emans veranstaltet - zahlreiche Komparatisten aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland nach Jena bringt. Die Sprach- und Literaturwissenschaftler wandeln auf den Spuren alter und moderner Mythen, wollen sie zerlegen, über die literarischen Neufassungen einzelner Geschichten und nicht zuletzt den methodologischen Umgang mit ihnen diskutieren. "Wechselseitig soll es sowohl um die Perspektive gehen, wie das Mythos-Verständnis von den literarischen Formen und deren historischem Wandel abhängt", fasst Prof. Matuschek seinen Eröffnungs-Vortrag zusammen, "als auch umgekehrt darum, wie die Literaturgeschichte mythischer Stoffe immer nur in Rücksicht auf den implizit sich wandelnden Mythos-Begriff zu verstehen ist".

    Doch neben aller inhaltlichen Analyse wird die Tagung auch das Fach und seine Ausprägungen selber in Frage stellen. Komparatistik als verbindende Disziplin zwischen Sprachen, Kulturen und Methoden ist in einer Zeit zunehmender Globalisierung stärker gefragt denn je. Dazu muss das Fach aber ein Profil entwickeln, das sowohl zeitlos gültig ist als auch permanent am Puls der Zeit hängt. Diese internen Definitionen können für Jenas Komparatistik-Freunde sehr bereichernd sein.

    Stärker an ein breites Publikum gerichtet ist der öffentliche Vortrag von Prof. Dr. Christoph Jamme. Der Philosoph spricht am 22. Mai ab 20 Uhr im Senatssaal (Fürstengraben 1) über "Mythos und Wahrheit". Und am 23. Mai liest ab 20 Uhr am selben Ort der Weimarer Autor Wulf Kirsten aus seinen aktuellen Werken. Interessenten sind herzlich eingeladen.


    Images

    Criteria of this press release:
    Art / design, Language / literature, Music / theatre, Philosophy / ethics, Psychology, Religion, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).