idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/29/2012 10:05

DGE warnt vor Weichmachern in Plastik: Phthalate begünstigen Diabetes Typ 2

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Altdorf – Bestimmte Weichmacher in Kunststoffen, sogenannte Phthalate, fördern offenbar die Entstehung eines Diabetes mellitus Typ 2. Einer aktuellen schwedischen Studie zufolge sind Menschen mit Diabetes auffällig mit Phthalaten belastet. Weichmacher stecken etwa in Verpackungen und vielen Kosmetikartikeln, aber auch in Medikamenten und Medizinprodukten wie Kathetern oder Blutbeuteln. Frühere Untersuchungen ergaben, dass bestimmte Phthalate Männer unfruchtbar machen oder zu genitalen Fehlbildungen bei Kindern führen können. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) fordert, diese Weichmacher durch unschädliche Stoffe zu ersetzen.

    Phthalate werden in sehr großen Mengen industriell erzeugt und als Weichmacher für Kunststoffe wie etwa PVC verwendet. Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Endokrinologe aus Bochum und Mediensprecher der DGE: „Man weiß heute, dass diese Stoffe die Gesundheit des Menschen schädigen. Sie sind daher innerhalb der Europäischen Union (EU) etwa in Kinderspielzeug verboten.“ Für Verpackungen von Lebensmitteln wurden die Richtwerte für Phthalatgehalte inzwischen gesenkt. Aber viele Medizinprodukte wie Blut- und Infusionsbeutel, Schläuche oder Katheter enthalten noch immer Phthalate in höheren Konzentrationen. Die Stoffe lösen sich leicht aus dem Kunststoff und gelangen auf diese Weise in den menschlichen Körper. Die EU hat im März 2010 zumindest eine Kennzeichnungspflicht für Medizinprodukte, welche Di(2-ethylhexyl)-Phthalat enthalten, erlassen.

    Etliche Weichmacher stören als „endokrine Disruptoren“ das menschliche Hormonsystem, indem sie zum Beispiel männliche Sexualhormone hemmen. Studien aus Deutschland und den USA fanden wiederholt hormonell aktive Phthalate im Urin der Bevölkerung. Teilweise überschritten die Konzentrationen sogar die empfohlenen Richtwerte. Zudem können sich unterschiedliche Phthalate in ihrer schädigenden Wirkung steigern. Bei Männern können sie Unfruchtbarkeit fördern und bei Neugeborenen Fehlbildungen der Geschlechtsorgane hervorrufen.

    Die neue schwedische Untersuchung (1) zeigt nun einen Zusammenhang zwischen Phthalaten und Diabetes Typ 2. Die Forscher der Universität Uppsala untersuchten gut 1000 Menschen im Alter über 70 Jahren auf die Erkrankung. Etwa jeder neunte Teilnehmer litt an einem Diabetes. Bei fast allen Patienten fanden die Forscher mindestens vier von zehn Abbauprodukten von Phthalaten. Drei dieser Metabolite gingen mit einem erhöhten Diabetesrisiko einher. Die Forscher vermuten in der Fachzeitschrift „Diabetes Care“, dass die betroffenen Weichmacher den Glukosehaushalt beeinflussen. Eine kleine mexikanische Untersuchungsreihe (2) wies ebenfalls auf ein erhöhtes Diabetesrisiko durch Phthalate hin.

    „Anscheinend hemmen bestimmte Phthalate die Bildung von Insulin“, erläutert Professor Schatz. „Andere begünstigen dagegen vermutlich eine Resistenz gegen das Hormon. Dieser Zusammenhang muss nun möglichst rasch durch Studien geklärt werden.“ Da bestimmte Weichmacher offenbar auch andere gesundheitliche Schäden hervorrufen können, fordert die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, phthalathaltige Medizinprodukte durch phthalatfreie zu ersetzen.

    Literatur:
    (1) Monica Lind et al.: Circulating Levels of Phthalate Metabolites Are Associated With Prevalent Diabetes in the Elderly. In: Diabetes Care, Published online April 12, 2012
    (2) K. Svensson et al.: Phthalate exposure associated with self-reported diabetes among Mexican women. In: Environ Res 2011 Aug. 111(6):792–796. Epub 2011 Jun 21

    Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, „endokrin“ ausgeschüttet, das heißt nach „innen“ in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben „exokrine“ Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach „außen“ ab.

    – Bei Abdruck Beleg erbeten. –

    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
    Anna Voormann, Dagmar Arnold
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-380
    Fax: 0711 8931-984
    arnold@medizinkommunikation.org
    http://www.endokrinologie.net


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).