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06/08/2012 15:35

HMTMH-Studie zeigt: Kein Nachteil für Linkshänder beim Spiel auf Rechtshänder-Instrumenten

Melanie Bertram Marketing und Kommunikation
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover

    Eine aktuelle Studie von Musikpsychologen und Musikermedizinern an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und den Hochschulen für Musik in Dresden und Würzburg zeigt: Professionelle linkshändige Musikerinnen und Musiker haben keine Nachteile beim Spiel auf Rechtshänder-Instrumenten. Linkshänder profitieren vielmehr von den Vorteilen einer „starken“ linken Hand (z. B. bei der Greifhand der Geige). Forderungen nach speziellen Linkshänder-Instrumenten sind vor diesem Hintergrund pädagogisch nicht immer sinnvoll.

    Bisher wurde vermutet, dass die Händigkeit eines Musikers sein Leistungsvermögen auf bimanuell gespielten Instrumenten wie Klavier oder Geige beeinflussen kann. Dies führte mitunter zur Forderung nach speziellen Linkshänder-Instrumenten. Ein Vergleich zwischen rechts- und linkshändigen professionellen Instrumentalisten (Musikstudierende; Streicher und Pianisten), die seit Jahren auf Rechtshänder-Instrumenten spielen, ergab jedoch keine Hinweise auf eine Benachteiligung von linkshändigen Musikern. Eine Forschergruppe um Prof. Dr. Reinhard Kopiez (HMTMH) verglich in einem Zeitraum von 2005-2010 bei links- und rechtshändigen Instrumentalisten sowohl die subjektive Befindlichkeit am Streichinstrument als auch die objektive sensomotorische Leistung in einer Tonleiteraufgabe bei Pianisten. „Die naheliegende Vermutung, dass sich Linkshänder beim Spiel auf Rechtshänder-Instrumenten in ihrer Leistung, ihrem Ausdrucksvermögen und ihrem Wohlbefinden eingeschränkt fühlen, wird mit unserer Studie in Frage gestellt“, sagt der Musikforscher Kopiez.

    Mittels „Speed Tapping“ (Test mit schnellen Fingerklopfbewegungen) und Händigkeitsfragebögen wurden in einem ersten Teilexperiment rechtshändige (n = 21) und linkshändige (n = 26) professionelle Musiker/innen (Musikstudierende) klassifiziert und füllten einen Fragebogen zum Wohlbefinden am Instrument und zu gesundheitlichen Problemen aus. Alle Studienteilnehmer spielten seit Jahrzehnten auf Rechtshänder-Instrumenten. Statt der vermuteten Benachteiligung von Linkshändern schätzten diese ihr Ausdrucksvermögen gegenüber Rechtshändern subjektiv sogar als besser ein.

    In einem zweiten Teilexperiment wurde mittels der objektiven Methode der „Skalenanalyse“ die Gleichmäßigkeit im Tonleiterspiel bei rechtshändigen (n = 10) und linkshändigen (n = 9) Pianisten mit vergleichbarer musikalischer Geschichte gemessen. Interessanterweise erzielte die rechte Hand sowohl bei Rechtshändern als auch bei Linkshändern eine größere Gleichmäßigkeit als die linke. Die Ergebnisse stehen in Übereinstimmung mit denen früherer Studien dieser Forschergruppe:
    „In unserer Studie von 2010 konnten wir zeigen, dass der wahre Anteil professioneller linkshändiger Musikstudierender mit einem Wert von 27 Prozent bei Pianisten und 35 Prozent bei Streichern im Vergleich zur Normalbevölkerung erheblich höher liegt – und keiner der Musikstudierenden spielte auf einem invertierten Instrument. Linkshändigkeit scheint demnach bei Instrumentalisten langfristig sogar ein positiver Selektionsvorteil zu sein,“ sagt Kopiez.

    Eine ganz neuartige Erklärung für die beobachtete händigkeits-unabhängige Dominanz der rechten Hand kommt aus der Klavierliteratur selbst: Sie hat insgesamt die Tendenz zu höheren Anforderungen an die rechte Hand, so dass das jahrelange Spiel der Klavierliteratur wie ein permanent anspruchsvolleres Training für die rechte Hand wirken könnte. Dies erklärt möglicherweise die generelle Leistungsüberlegenheit der rechten Hand.

    Offen bleiben jedoch zwei Fragen: es ist unbekannt, ob manche Instrumentalanfänger wegen zu großer Leistungsdifferenzen zwischen den Händen ihre Ausbildung vorzeitig beenden und ob es nicht doch eine Subgruppe bei den linkshändigen Instrumentalisten gibt, die sich beim Spiel in der Rechtshänderposition eingeschränkt fühlen. „Wir verfügen weder über Langzeitdaten noch über Daten von Subgruppen, weshalb wir eher zur Vorsicht bei einem übereilten Wechsel auf ein Linkshänderinstrument raten“, sagt Kopiez.

    Weitere Informationen zur Studie sowie Kontaktadresse:
    Prof. Dr. Reinhard Kopiez
    Hochschule für Musik, Theater und Medien
    Emmichplatz 1, 30175 Hannover
    T. 0511-3100 7608
    E-Mail: reinhard.kopiez@hmtm-hannover.de
    Web: http://www.hml.hmtm-hannover.de


    More information:

    http://www.hml.hmtm-hannover.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Medicine, Music / theatre
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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