idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/12/2012 09:06

Wie Arten entstehen: Neue Erkenntnisse dank kleinem Fisch

lic. phil. Christoph Dieffenbacher Kommunikation & Marketing
Universität Basel

    Wenn neue Arten entstehen, entwickelt sich das Erbgut von Lebewesen relativ schnell und äusserst vielfältig auseinander – dabei sind aber bestimmte Muster erkennbar. Dies berichten Forscher der Universität Basel am Beispiel des kleinen Fischs Dreistachliger Stichling, der sowohl in Seen wie auch in Flüssen lebt. Ihre Ergebnisse werden im Wissenschaftsmagazin «Molecular Ecology» veröffentlicht.

    Der Dreistachlige Stichling (Gasterosteus aculeatus) ist ein in der nördlichen Hemisphäre häufig vorkommender Fisch, der seit der letzten Eiszeit vor etwa 12'000 Jahren vom Meer her zahlreiche Flüsse und Seen besiedelt hat. Als Folge der unterschiedlichen Anpassung hat der Fisch begonnen, sich in eine See- und Flussform aufzuspalten. Eine solche Differenzierung ist jeweils der erste Schritt der Artbildung, da selbst benachbarte Populationen von See- und Flussstichlingen meist unter sich bleiben und sich geschlechtlich nicht mehr austauschen können. Dies macht den Stichling zu einem hervorragenden Modellsystem der Evolutionsbiologen.

    Mittels einer Analyse hunderter von Millionen genetischer Sequenzen des Fisch-Erbguts zeigen die Forscher, dass bereits im Lauf weniger tausend Jahre eine beachtliche Differenzierung des Erbguts stattfinden kann; diese ist auch im Erscheinungsbild der Stichlinge sichtbar. Als Hauptgründe dafür werden see- und flussspezifische Umwelteinflüsse wie auch die reiche genetische Vielfalt vermutet, denn das «genetische Reservoir» verdankt der Stichling seiner ursprünglichen Herkunft aus dem Meer. Im Erbgut der Fische fanden die Forscher nebst kaum differenzierten Regionen zahlreiche Regionen, die sich zwischen den See- und den Flussstichlingen bereits stark unterscheiden. Offenbar stehen zahlreiche, im ganzen Erbgut verteilte Gene unter Selektionsdruck und tragen so zur evolutiven Anpassung bei.

    Differenzierungsmuster im Erbgut
    Die Studie weist zudem auf ein im ganzen Erbgut charakteristisches Differenzierungsmuster zwischen den See- und Flussstichlingen hin: Die jeweiligen Chromosomen sind in der Mitte im Verhältnis zu den Enden stärker differenziert. Dies weil sich diese mittlere Chromosomen-Region weniger stark durchmischt (Rekombination) und daher im Vergleich isolierter bleibt. Diese Mechanismen könnten bei der Entstehung biologischer Vielfalt von grundlegender und allgemeiner Geltung sein. Die Studie wurde von Marius Rösti im Rahmen seiner Masterarbeit erarbeitet, betreut von Dr. Daniel Berner und Prof. Walter Salzburger des Fachbereichs Zoologie der Universität Basel und in Zusammenarbeit mit Prof. Andrew Hendry der kanadischen McGill University.

    Die Frage nach der Entstehung biologischer Vielfalt und damit auch neuer Arten steht seit Charles Darwin unverändert im Zentrum der Evolutionsforschung. Die zugrunde liegenden genetischen Mechanismen sind dabei sehr komplex. Die neue Studie zeigt, dass für die Anpassung einer Population sowohl der Rekombinationshintergrund wie auch Position und Nachbarschaft von Genen im Erbgut entscheidend sind. Als Nächstes werden sich die Basler Forscher unter anderem mit der genauen Bestimmung jener Gene beim Stichling befassen, die für die genetische Anpassung relevant sind.

    Originalbeitrag
    Marius Roesti, Andrew P. Hendry, Walter Salzburger, and Daniel Berner
    Genome divergence during evolutionary diversification as revealed in replicate lake?stream stickleback population pairs
    Molecular Ecology, volume 21, 2852-2862 (2012) | doi: 10.1111/j.1365-294X.2012.05509.x

    Weitere Auskünfte
    • Marius Rösti, Fachbereich Evolution und Umweltwandel / Zoologie der Universität Basel, Tel. +41 (0)61 267 03 02, E-Mail: marius.roesti@unibas.ch
    • Prof. Walter Salzburger, Fachbereich Evolution und Umweltwandel / Zoologie der Universität Basel, Tel. +41 (0)61 267 03 03, E-Mail: walter.salzburger@unibas.ch


    More information:

    http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1365-294X.2012.05509.x/abstract - Originalbeitrag (Abstract)


    Images

    Stichlinge leben seit der letzten Eiszeit nicht mehr nur im Ozean, sondern haben auch Flüssen und Seen besiedelt. Entsprechend haben sich diese Fische an die unterschiedlichen Umgebungen angepasst .
    Stichlinge leben seit der letzten Eiszeit nicht mehr nur im Ozean, sondern haben auch Flüssen und Se ...
    Foto: Marius Rösti
    None

    Stichlinge gehören zu den Lieblingstieren der Evolutionsbiologie. Besonders charakteristisch sind die drei scharfen Rückenstacheln und die seitliche Knochenpanzerung, die diese Fische vor Räubern schützen.
    Stichlinge gehören zu den Lieblingstieren der Evolutionsbiologie. Besonders charakteristisch sind di ...
    Foto: Marius Rösti
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Stichlinge leben seit der letzten Eiszeit nicht mehr nur im Ozean, sondern haben auch Flüssen und Seen besiedelt. Entsprechend haben sich diese Fische an die unterschiedlichen Umgebungen angepasst .


    For download

    x

    Stichlinge gehören zu den Lieblingstieren der Evolutionsbiologie. Besonders charakteristisch sind die drei scharfen Rückenstacheln und die seitliche Knochenpanzerung, die diese Fische vor Räubern schützen.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).