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06/15/2012 16:06

Informatik-Exzellenzcluster und Graduiertenschule der Saar-Uni gehen in die zweite Phase

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Bei der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder hat die Universität des Saarlandes wieder einen großen Erfolg verbucht. Der Exzellenzcluster zum Thema „Multimodal Computing and Interaction“ wurde in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative um fünf Jahre verlängert. Auch die Saarbrücker Graduiertenschule für Informatik wird weiterhin von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Dadurch werden voraussichtlich weitere 57 Millionen Euro Forschungsmittel ins Saarland fließen und zahlreichen hochqualifizierten Wissenschaftlern Arbeitsmöglichkeiten bieten.

    Am Exzellenzcluster und der Graduiertenschule sind neben der Universität des Saarlandes auch das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz beteiligt. Die Saarbrücker Informatiker erforschen unter anderem Computersysteme, die auf natürliche Weise mit den Menschen kommunizieren können.

    Im Exzellenzcluster der Universität des Saarlandes werden die Grundlagen für Computersysteme erforscht, die sich selbstständig auf ihre Umgebung einstellen und mit Sprache, Bildern und Gesten umgehen können. „Der Mensch kann seine Umwelt über die Augen, Ohren und den Tastsinn schnell erfassen. Der Computer muss je nach Anwendung erst in die Lage versetzt werden, seine Umgebung korrekt zu interpretieren, um dann auch auf verschiedene Weise reagieren zu können. Dieses vielfältige Zusammenspiel von Mensch und Maschine bezeichnen wir als multimodale Interaktion. Sie erfordert viel Rechenpower, aber auch jede Menge kluger Algorithmen“, erklärt Hans-Peter Seidel, Direktor am Max-Planck-Institut für Informatik und Sprecher des Saarbrücker Exzellenzclusters. Insgesamt über hundert Forscher, Informatiker und Computerlinguistiken der Saar-Uni und der Informatik-Forschungsinstitute auf dem Campus, arbeiten im Cluster eng zusammen und untersuchen zum Beispiel, wie man riesige Datenmengen auf intelligente Weise organisieren, verstehen und durchsuchen kann. Dies hilft dabei, Suchmaschinen zu verbessern und sinnvolle Informationen aus verschiedenen Quellen, etwa auch Bildern und Videos, herauszufiltern. „Außerdem profitieren Mediziner und Biologen davon, wenn sie komplexe Zellprozesse oder das menschliche Genom mit schnellen Algorithmen analysieren können“, erläutert Seidel.

    „Heute hat diese Forschung eine Aktualität erhalten, wie man das vor fünf Jahren beim Start des Exzellenzclusters kaum vorhersehen konnte. Auf Webseiten wie YouTube, Flickr oder Facebook werden gigantische Datenmengen ausgetauscht. Millionen von Bildern, Videos und Texten sind über Smartphones überall und jederzeit verfügbar und ermöglichen völlig neue Anwendungen“, erklärt der Informatik-Professor. Mit den technischen Möglichkeiten stiegen jedoch auch die Ansprüche, etwa an die Übertragungsqualität von mobilen Daten oder die 3D-Darstellung einer virtuellen Umgebung. Auch daran wird im Saarbrücker Exzellenzcluster geforscht. „Damit Menschen sich in 3D-Welten frei bewegen können, haben Saarbrücker Computergraphiker die Möglichkeit geschaffen, dass man virtuelle Charaktere wie Filmstars in die Szene einbetten und verändern kann“, so Seidel. Über eine einfache Ergänzung im Webbrowser könne künftig jeder 3D-Inhalte selbst in seinen Internetauftritt einbauen. Dies ermögliche viele neue Anwendungen etwa für Online-Shops, Museen oder die vernetzte Forschung in der Pharmaindustrie.

    „Für die natürliche Kommunikation mit Computersystemen ist Sprache ein entscheidender Faktor. Computerlinguisten und Informatiker arbeiten im Exzellenzcluster gemeinsam an sprachbegabten virtuellen Charakteren, die Blickbewegungen und Gesten für die Verständigung benutzen. Dies wird nicht nur Computerspiele verbessern. Die Industrie kann zum Beispiel mit Avataren Trainingskurse gestalten, um neues Personal in komplexe Anlagen einzuführen. Und die Ergebnisse sind wichtig für die Entwicklung von Robotern, die Senioren im Haushalt zur Hand gehen“, erklärt Hans-Peter Seidel. Ein wichtiger Aspekt bei fast allen Anwendungen sei die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer, ein Forschungsthema, das im Exzellenzcluster gemeinsam mit dem neuen Saarbrücker Kompetenzzentrum für IT-Sicherheit (CISPA) vorangetrieben wird.

    Dieses Forschungsinstitut konnte ebenso wie das Intel Visual Computing Institute der Saar-Uni während der ersten Förderphase des Exzellenzclusters auf dem Saarbrücker Campus angesiedelt werden. „Dies zeigt, dass ein exzellentes Umfeld weitere Institute und Wissenschaftler aus der ganzen Welt anzieht. Die Exzellenzinitiative wollte Leuchttürme schaffen, die im internationalen Wettbewerb mithalten können. Dieses Konzept ist im Saarland voll aufgegangen“, unterstreicht die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.

    Universitätspräsident Volker Linneweber verweist darauf, dass schon vorher Universität und Informatik-Forschungsinstitute in Saarbrücken eng miteinander vernetzt waren. „Der Exzellenzcluster hat dieser Zusammenarbeit aber noch einen enormen Schub gegeben. Von den Forschungsergebnissen profitieren dabei nicht nur die Informatik, sondern auch viele andere Forschungsgebiete wie die Sprachwissenschaft, die Medizin oder die Biologie. Wir leisten damit einen unübersehbaren Beitrag zur Profilierung der Region“, erläutert Linneweber.

    Für Hans-Peter Seidel liegt das Erfolgsrezept des Exzellenzclusters an der Saar-Uni in seiner bundesweit einzigartigen Struktur. „Wir haben zwanzig jungen Wissenschaftlern die Chance gegeben, eine eigene, unabhängige Forschergruppe aufzubauen und zu leiten. Sie konnten selbst ihr Forschungsthema bestimmen, erhielten aber auch Unterstützung von erfahrenen Saarbrücker Wissenschaftlern“, erklärt Seidel. Mit einem Teil der Fördersumme wurden außerdem Forschungsprojekte ins Leben gerufen, in denen die neuen Nachwuchsforscher mit den Wissenschaftlern vor Ort zusammenarbeiten. Diese brachten dort auch eigene Fördermittel mit ein. Dadurch konnten weitere Doktoranden und Postgraduierte aus Deutschland und der ganzen Welt an Themen forschen, die sich im Umfeld des Exzellenzclusters bewegen.

    „Von den jungen Wissenschaftlern des Exzellenzclusters haben in den vergangenen fünf Jahren bereits 54 Forscher einen Ruf auf eine Professur oder eine Juniorprofessur im In- und Ausland erhalten. Allein fünfzehn Rufe gingen an die Nachwuchsgruppenleiter des Exzellenzclusters“, zählt Hans-Peter Seidel auf. Man werde deshalb an dem bewährten Konzept festhalten und in der neuen Förderphase des Exzellenzclusters erneut zwanzig unabhängige Nachwuchsgruppen mit rund hundert jungen Forschern finanzieren. Für das Cluster wurden 39 Millionen Euro Forschungsgelder beantragt. Hinzu kommen rund acht Millionen Euro als so genannte Overhead-Mittel, die die Universität für den Zusatzaufwand an Verwaltung und Organisation erhält. Außerdem wollen die beteiligten Einrichtungen weitere zehn Forschergruppen mit eigenen Mitteln aufbauen, die dann auch an Themen des Clusters mitwirken.

    Die Saarbrücken Graduate School of Computer Science

    Auch die Saarbrücken Graduate School of Computer Science hat mit ihrem Konzept das internationale Gutachtergremium und die Entscheidungsträger der Exzellenzinitiative überzeugen können. Sie will das strukturierte Promotionsprogramm fortsetzen und weiter ausbauen. Ziel der Graduiertenschule ist es, weltweit mit zu den zehn besten Stätten der Doktorandenausbildung in der Informatik zu gehören. „Talentierte Studierende aus aller Welt sollen für ihre Informatikpromotion die Universität des Saarlandes als gleichwertige Alternative zur ETH Zürich oder zu Cambridge und Princeton sehen“, sagt Raimund Seidel, Professor an der Saar-Uni und wissenschaftlicher Leiter der Graduiertenschule. Dieses Ziel sei zwar sehr ehrgeizig, aber aufgrund der besonderen Forschungsbedingungen in Saarbrücken dennoch realistisch.

    Die Graduiertenschule umfasst die gesamte Doktorandenausbildung in der Informatik in Saarbrücken. Sie zählt bereits 340 Promotionskandidaten, davon etwa 270 in der klassischen Dissertationsphase und rund 70 in der Vorbereitungsphase. „In dieser besonderen Programmphase, ein Novum für Deutschland, werden beste Studierenden aus aller Welt - auch aus Deutschland - bereits in Anschluss an einen hervorragenden Bachelorabschluss an die Promotion herangeführt. Die Graduiertenschule stellt für diese Kandidaten ein Stipendium bereit, damit sie sich voll auf das Promotionsstudium und den Einstieg in die Forschung konzentrieren können“, erklärt Professor Raimund Seidel. In Saarbrücken stellt die Betreuung von Promotionskandidaten eine Gemeinschaftsaufgabe dar. An die 75 promotionsberechtigte Professorinnen und Professoren sowie Nachwuchswissenschaftler aus allen Bereichen der Informatik stehen in den beteiligten Einrichtungen zur Verfügung. Neben der Fachrichtung Informatik an der Universität des Saarlandes sind auch die Max-Planck-Institute für Informatik und für Softwaresysteme sowie das DFKI und das IVCI mit ihren Wissenschaftlern beteiligt. Die Graduiertenschule bündelt damit das hohe weltweite Ansehen der einzelnen Einrichtungen und vereinigt die Anstrengungen aller Beteiligten in der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung.

    Die Exzellenzinitiative fördert die Graduiertenschule voraussichtlich mit rund zehn Millionen Euro über weitere fünf Jahre, zwei Millionen davon sind Overhead-Mittel. „Die bisherige Förderung wird damit um 60 Prozent erhöht, was die bisher geleistete Arbeit und die überzeugenden Pläne für den weiteren Ausbau finanziell würdigt“, sagt Raimund Seidel. Die Saarbrücker Informatik werde zu Recht als Kaderschmiede der Informatikforschung bezeichnet. „Hier werden viele kluge Köpfe nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Forschungsabteilungen der Industrie ausgebildet. Angesichts der rasanten Entwicklung der Informationstechnologie werden diese hoch qualifizierten Absolventen weltweit benötigt“, betont Universitätspräsident Volker Linneweber.

    Fragen beantworten:

    Prof. Hans-Peter Seidel
    Max-Planck-Institut für Informatik
    Tel. 0681/9325-4000
    Email: hpseidel@mpi-sb.mpg.de

    Prof. Raimund Seidel
    Lehrstuhl für Theoretische Informatik
    Tel. 0681/302-4513
    Email: rseidel@cs.uni-saarland.de


    More information:

    http://www.mmci.uni-saarland.de
    http://gradschool.cs.uni-saarland.de/


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Information technology, Mathematics
    transregional, national
    Contests / awards, Science policy
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