Eine wissenschaftliche Studie zeigt zum ersten Mal, dass bei Zwillingswürfen von Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) die Geschwisterkonkurrenz um Muttermilch durch „Trainingseffekte“, das Geschlecht der Geschwister und Hunger beeinflusst wird. Es zeigte sich, dass das dominante Geschwister keine absolute Kontrolle über die Verteilung der Muttermilch an beide Geschwister hat.
Diese Erkenntnis spricht gegen die bisherige Erwartung, dass bei Arten mit starker Geschwisterrivalität, wie den Tüpfelhyänen, dominante Geschwister die vollständige Kontrolle über die Nahrungszuteilung besitzen. Diese Erwartung beruht auf umfangreichen theoretischen und empirischen Untersuchungen über Geschwisterrivalität bei Vögeln. Bis jetzt war unbekannt, ob dominante Geschwister in Säugetierwürfen eine derart despotische Kontrolle über den Ressourcenzugang ihrer Geschwister ausüben. Wissenschaftler(innen) des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) konnten in dieser Studie nun erstmalig zeigen, dass weniger dominante Tüpfelhyänen nicht ganz leer ausgehen.
Die Autoren untersuchten die Taktiken konkurrierender Geschwister, wenn beide von der Mutter gleichzeitig gesäugt wurden. Die Ergebnisse, die heute in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society B“ veröffentlicht werden, zeigen, dass dominante Geschwister durch aggressives Verhalten ihren Zugang zur Muttermilch zeitweise monopolisieren und damit von höheren Wachstumsraten profitieren. Allerdings reagieren die subdominanten Geschwister in Bezug auf ihren eigenen Zustand: Wenn sie hungrig sind, verweigern sie häufig die üblichen Gepflogenheiten der Unterwürfigkeit. So verbessern die subdominanten Geschwister ihren Zugang zur Muttermilch. Je stärker der Hunger ist, desto weniger unterwürfig sind sie also.
Aber warum ist ein Geschwister unterwürfiger als das andere? Im Gegensatz zu Vögeln, bei denen der Nachwuchs zeitversetzt schlüpft und somit das Erstgeschlüpfte große Vorteile hat, hängt Dominanz bei Tüpfelhyänen nicht von der Geburtsreihenfolge oder Körpergröße ab. Die Studie zeigt, dass bald nach der Geburt die subdominanten Tiere von dominanten Geschwistern intensiv als "Verlierer" trainiert werden. Die Folge ist, dass diese Rollenverteilung meistens dauerhaft auch beim Älterwerden verankert wird.
Die Autoren prüften auch den Einfluss des Geschlechts der Geschwister auf den Erfolg beim Ringen um die Muttermilch. Interessanterweise gilt, dass bei den Tüpfelhyänen, bei denen auch die erwachsenen Weibchen die Männchen dominieren, Schwestern effizienter als Brüder sind, wenn es um den Zugang zur mütterlichen Milch geht. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu vielen Studien, nach denen Weibchen in Konfliktsituationen weniger gut bestehen können als Männchen.
Die neuen Erkenntnisse darüber, wie die Dynamik der Geschwisterrivalität von der Geschlechtszusammensetzung eines Wurfes und dem Hunger der Beteiligten beeinflusst wird, eröffnen neue Fragen. Eine solche Frage könnte sein, wie sich das mütterliche Verhalten auf die Geschwisterrivalität bei Tüpfelhyänen auswirkt.
Publikation:
Benhaiem S, Hofer H, Kramer-Schadt S, Brunner E, East ML (2012): Sibling rivalry: training effects, dominance relationships and incomplete control. Proceedings of the Royal Society B (London), doi: 10.1098/rspb.2012.0925
Kontakt:
Steven Seet, 0049 30 5168 108, seet@izw-berlin.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17
10315 Berlin
Das dominate Geschwister hat bei Tüpfelhyänenen nicht immer die absolute Kontrolle über die Nahrung.
Foto: Marion L East; IZW
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils
Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results
German
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