DMKG schätzt Risiko eines „Serotonin-Syndroms“ bei gleichzeitiger Einnahme von Triptanen und Antidepressiva als sehr gering ein
Sowohl Migräne als auch eine Depression sind sehr häufige Erkrankungen. In Deutschland leiden nach Expertenmeinung rund acht Millionen Menschen an einer Migräne. An Depressionen leiden innerhalb eines Jahres etwa acht Prozent der Bevölkerung – das sind etwa 6,8 Millionen Menschen. Außerdem besteht bei Migräne ein zwei- bis vierfach erhöhtes Risiko, gleichzeitig mit einer Depression oder einer generalisierten Angsterkrankung einherzugehen.
„Für diese Patienten ist es von besonderer Bedeutung, dass keine ungünstigen Wechselwirkungen zwischen den bei diesen Erkrankungen üblicherweise verordneten oder eingenommenen Medikamenten auftreten“, sagt Prof. Gunther Haag von der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Zur Behandlung einer akuten Migräneattacke werden häufig Triptane eingesetzt, sogenannte Serotonin-Agonisten. Zur Behandlung der Depression oder der Angsterkrankung wurden in den letzten Jahren zunehmend häufiger sogenannte Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingesetzt. Theoretisch kann die Kombination dieser beiden Medikamentengruppen zu einem „Serotonin-Syndrom“ führen. Grundsätzlich sollte sich daher die Auswahl eines Triptans auch nach der Begleitmedikation und der Verstoffwechslung richten. Wegen der unterschiedlichen Verstoffwechslung der Triptane dürfte das Risiko der Entwicklung eines Serotonins-Syndroms unter Eletriptan, Naratriptan und Frovatriptan bei gleichzeitiger Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRI) am geringsten sein. Grundsätzlich sollten Patienten, die gleichzeitig Triptane und Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI oder SNRI einnehmen, besonders sorgfältig ärztlich begleitet werden. Die Gefahr, dass bei gleichzeitiger Einnahmen von Triptanen und bestimmten Antidepressiva ein „Serotonin-Syndrom“ auftritt ist jedoch so gering, dass nicht generell von einer Kombination dieser Präparate abgeraten werden muss.
Liegt ein „Serotonin-Syndrom“ vor, so äußert sich dieses zum Beispiel in autonom-vegetativen Symptomen wie Puls- und Blutdruckanstieg, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Pupillenerweiterung oder durch zentralnervöse Symptomen wie Unruhe, Koordinationsstörungen, Halluzinationen. Auch neuromuskuläre Störungen wie zum Beipsiel Tremor und gesteigerte Reflexe bis hin zu Muskelkrämpfen können auftreten. Ist auch die Atemmuskulatur betroffen, so kann das Serotonin-Syndrom lebensbedrohlich sein.
In der Literatur werden nur einige wenige Einzelfälle beschrieben, bei denen ein Serotonin-Syndrom auftrat, bei gleichzeitiger Einnahme von Triptanen und Antidepressiva aus der Gruppe der SSRIs, der SNRIs oder auch unter einer Monotherapie mit Triptanen. Das Risiko ist aber offensichtlich sehr gering, da die gemeinsame Einnahme von Triptanen und den genannten Psychopharmaka sehr häufig ist.
Generalsekretärin und Pressesprecherin DMKG
PD Dr. Stefanie Förderreuther
Neurologische Klinik der LMU München
Ziemssenstrasse 1, 80336 München
Tel. 089/5160 2307
E-Mail Steffi.Foerderreuther@med.uni-muenchen.de
Prof. Dr. Gunther Haag
Michael-Balint-Klinik
Hermann-Voland-Str. 10
78126 Königsfeld
Telefon: 07725 / 932-0
Criteria of this press release:
Journalists
Social studies
transregional, national
Research results
German
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