idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/27/2012 12:08

Schnelle Kleinhirn-Netzwerke kompensieren Unzulänglichkeiten der Sinnessysteme

Kirstin Ahrens Pressestelle
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)

    Die biologische Kontrolle von Körperbewegungen besticht durch Vielseitigkeit und Eleganz und bleibt unübertroffen im Vergleich zu der von Robotern. Spitzensportler führen Bewegungen mit einer zeitlichen Präzision von einer Tausendstelsekunde aus. Wie das Gehirn solche präzisen Bewegungen steuert, ist weithin ein Rätsel. Denn im Vergleich mit herkömmlichen Rechnern ist das Gehirn viel langsamer. In einer aktuellen Studie zeigen PD Dr. Fahad Sultan (Hertie-Institut für klinische Hirnforschung am Universitätsklinikum Tübingen) und Kollegen, dass Gehirn-Netzwerke, die Bewegungen steuern, tatsächlich zu zeitlich ungewöhnlich präziser Informationsverarbeitung fähig sind (Nature Communications).

    Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) und intrakortikaler elektrischer Stimulation konnten die Forscher beobachten, wie das Gehirn auf künstliche Reize reagiert.
    In einer Zusammenarbeit zwischen dem Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und dem Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik im Rahmen des Werner-Reichardt-Centrums für Integrative Neurowissenschaften (CIN), zeigten die Wissenschaftler im Versuch mit Rhesusaffen, dass die Stimulation des Kleinhirns zu Antworten in weitreichenden Gehirnregionen mit einer Genauigkeit im Bereich von tausendstel Sekunden führt. Die Studie konnte auch erstmalig Nervenzellantworten in Gehirnregionen nachweisen, die eigentlich für die sensorische Informationsverarbeitung zuständig sind, speziell für den Tast-, Gleichgewichts-, Seh- oder den Gehörsinn. Die Ergebnisse der Studie zeigen den Weg, den das Gehirn nutzt, um ein entscheidendes Problem der Bewegungskontrolle – die verspätete sensorische Rückmeldung - zu lösen: Bei der Bewegung etwa eines Armes wird über unsere Sinnessysteme der aktuelle Zustand des Armes an das Gehirn rückgemeldet. Die zeitlichen Verzögerungen durch die Nervenbahnen zum Gehirn ergeben aber eine kritische Verzögerung und die Informationen erreichen das Gehirn zu spät, um das Bewegungsprogramm zu beeinflussen. Das Kleinhirn überbrückt diese Lücke durch die Erzeugung einer Vorhersage über die erwarteten sensorischen Auswirkungen der Bewegung für die Bewegungskontrolle und für die Wahrnehmung der Bewegung.

    Die Ergebnisse der Studie sind von erheblicher Relevanz für das Verständnis der Folgen von Kleinhirnerkrankungen, für die Bewegungskontrolle und die Bewegungswahrnehmungen, Folgen, deren Rehabilitation auf der Grundlage der bislang allein verfügbaren rein empirischen Verfahren unbefriedigend bleibt. Sie haben darüber hinaus Bedeutung für die Robotik, die sich mit ähnlichen Problemen der Bewegungskontrolle auseinandersetzt.

    Originaltitel der Publikation: Cerebellar pathways project to motor and sensory parietal networks with high temporal precision.
    Veröffentlicht am 26.06.2012 in Nature Communications. DOI: 10.1038/ncomms1912.
    Autoren: Fahad Sultan, Mark Augath, Salah Hamodeh, Yusuke Murayama, Axel Oeltermann, Alexander Rauch, Peter Thier.

    Kontakte

    Dr. Fahad Sultan
    Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH),
    Universitätsklinikum Tübingen,
    Zentrum für Neurologie
    Telefon: 07071-2980464
    E-Mail: fahad.sultan@uni-tuebingen.de

    Hertie-Institut für klinische Hirnforschung
    Externe Pressestelle :
    Kirstin Ahrens
    Telefon: 07073-500 724, Mobil: 0173-300 53 96
    E-Mail: mail@kirstin-ahrens.de

    Universitätsklinikum Tübingen
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Ellen Katz
    Telefon: 07071-29 80 112
    E-Mail: Ellen.Katz@med.uni-tuebingen.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).