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05/23/1998 00:00

5. Geothermische Fachtagung, Straubing 12.-15.5.98: "Die Erdkurste als Steckdose" und mehr

Werner Bussmann Geschäftsstelle, c/o Büro Gaßner, Groth, Siederer & Coll.
Geothermische Vereinigung e.V.

    "Die Erdkruste als Steckdose" titelte die Deggendorfer Zeitung während der Konferenz ihren Bericht und spielte damit auf eines der Themen an, das von den zuletzt 180 Teilnehmern aus 24 Staaten im Zuge der 5. Geothermischen Fachtagung in Straubing "Forschung - Entwicklung - Markt" intensiv diskutiert wurde: Die Stromproduktion aus geothermischen Ressourcen soll überall möglich werden. ORC-Turbinen und Hot-Dry-Rock-Technologie sollen dank neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und neuen Technologien dafür den Weg bereiten.

    In seiner Eröffnungsrede bedauerte Dipl.-Ing. Helmut Tenzer, der Vorsitzende der Geothermischen Vereinigung, daß Kollegen aus Serbien und Bosnien die Teilnahme an der Veranstaltung verwehrt worden sei, da diese keine Visa herhalten hätten. Er betonte die Vorteile der Geothermie hinsichtlich Umweltfreundlichkeit, Versorgungssicherheit und der niedrigen Kosten bei der Reduktion des Klimagases CO2. Tenzer machte deutlich, daß die Möglichkeiten der Erdwärme in Deutschland immer noch unterschätzt werden. Lediglich 4 der technisch nutzbaren Ressourcen würden hierzulande tatsächlich für Wärmeversorgung und Bereitstellung von Klimakälte eingesetzt. "99,6%" sind noch zu haben, so Tenzer mit Blick auf die anwesenden Vertreter aus Wirtschaft und Unternehmen. Dagegen zeigte sich der Vertreter des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie eher skeptisch. Dipl.-Ing. Helmut Geipel gab die Ansicht der Bundesregierung wieder und diese schätzt die wirtschaftlichen Möglichkeiten zur Nutzung der Erdwärme in Deutschland als relativ gering ein. Ausdrücklich lobte er jedoch die großen Erfolge im Europäischen Hot-Dry-Rock-Projekt in Soultz-sous-Forêts, an dem auch deutsche Forscher maßgeblich beteiligt seien. Für die weitere Entwicklung dieser innovativen Technologie zur Gewinnung von Strom aus geothermischen Quellen sei die Beteiligung der Wirtschaft jedoch von maßgeblicher Bedeutung.

    Am Forschungsstandort selbst ist nun geplant, die vorhandenen Bohrungen auf 5000 m zu vertiefen, um in höhere Temperaturbereiche zu gelangen und dort hydraulisch einen weiteren Wärmetauscher im heißen Gestein zu installieren, der dann an ein zu errichtendes Pilotkraftwerk gekoppelt werden soll.

    Für das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie begrüßte Prof. Dr. Kramm, daß die Fachtagung wieder einmal in Bayern stattfinde. Im Freistaat ergäben sich relativ gute Voraussetzungen für die Nutzung der Erdwärme, schließlich verfügte man über eines der größten geothermischen Potentiale in Europa. Geothermie sei ein Teil der Anstrengungen der Staatsregierung, die erneuerbaren Energien Schritt für Schritt nutzbar machen.

    Richtiggehend in Schwung gekommen ist der Markt der oberflächennahen Geothermie. Erdgekoppelte Wärmepumpen, vor allem im Zusammenspiel mit Erdwärmesonden, werden in steigendem Maße für die Beheizung und Kühlung von Gebäuden eingesetzt. Die Technologie hat die Grenze zur Wirtschaftlichkeit erreicht, Fördermaßnahmen von Bund, Ländern und Energieversorgungsunternehmen tragen das Ihre dazu bei. Dr. Paul-Georg Gutermuth vom Bundeswirtschaftsministerium berichtete in seinem Beitrag, daß von den 100 Mio. DM die in seinem Hause für die Förderung erneuerbarer Energien zur Verfügung stehen, 19% in die Förderung von Wärmepumpen geflossen sind. Bei 90% von ihnen handelte es sich um erd- oder grundwassergekoppelte Anlagen. Auf der Seite der Genehmigungen herrscht in Deutschland allerdings ein erhebliches Durcheinander. Rechtslage und Praxis werden in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Auch innerhalb der Länder selbst bestehen große Differenzen in den Entscheidungen der jeweiligen Genehmigungsbehörden. "Die Situation ist fast unkalkulierbar geworden", war aus Reihen der betroffenen Unternehmen zu hören. Einige Hoffnung setzte man jedoch auf die neue in Zusammenarbeit mit der Geothermischen Vereinigung entstandenen und nun im Entwurf vorliegende VDI-Richtlinie 4640 "Thermische Nutzung des Untergrunds". Mit ihrer Hilfe sollte es eigentlich möglich sein, auch bei den Genehmigungsbehörden für die notwendige Entscheidungsklarheit und -sicherheit zu sorgen.

    Stärker in den Blickpunkt rücken thermische Speicher. Der Untergrund hat sich als ideales Medium für die Speicherung von Abwärme oder sommerlicher Sonnenwärme erwiesen. Die Internationale Energie-Agentur IEA hat deshalb im Dezember 1997 eine Initiative zur weiteren Verbreitung solcher Systeme gestartet. Das derzeit interessanteste deutsche Vorhaben entsteht im Zusammenhang mit dem Umbau des Berliner Reichstags und dem angegliederten Wärmeverbundkonzept der neuen Parlamentsbauten.

    Auch die internationalen Beiträge befaßten sich überwiegend mit Themen zu angewandter Forschung und konkreten Projekten, sei es zum großen Erfolg der erdgekoppelten Wärmepumpen in den USA oder zu neuen Anlagen z.B. in Süd-, Mittel- und Osteuropa. Kraftwerke und Fernwärmenetze auf geothermischer Basis spielen z. B. zunehmend eine Rolle bei der regionalen Energieversorgung in der Türkei. Auch die ungarischen Ressourcen werden seit einiger Zeit wieder verstärkt erschlossen, nachdem diese Entwicklung im Laufe der politischen Umwälzungen Ende der 80er/Anfang der 90er fast vollständig zum Erliegen gekommen war. Die Erkenntnis über die Bedeutung der heimischen Ressourcen, ausländisches Investitionskapital und internationale finanzielle Unterstützung haben die Renaissance der Geothermie in Ungarn eingeleitet.

    Parallel zur Fachtagung wurde in Straubing der Europäische Geothermische Unternehmsverband, das European Geothermal Energy Council/EGEC aus der Taufe gehoben. EGEC erhält seinen Sitz in Brüssel. Gründungspräsident wurde der Franzose Christian Boissavy.

    Die Geothermische Vereinigung ehrt jährlich Persönlichkeiten, die sich um die Entwicklung der Geothermie verdient gemacht haben, mit der Patricius-Plakette. Preisträger des Jahres 1998 wurde der Prager Wissenschaftler Dr. Vladimír Cermák. Cermák, Jahrgang 1937, hat der Geothermieforschung vor allem auf dem Sektor der Bestimmung der terrestischen Wärmestromdichte seinen Stempel aufgedrückt. Die ersten gedruckten Karten der Verteilung der terrestischen Wärmestromdichte sind mit seinem Namen verbunden. Er ist Autor oder Ko-Autor von weit über 200 wissenschaftlichen Publikationen. Seit 1990 ist er Di-rektor des Geophysikalischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften.

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    Aktuelle Informationen zu allen Bereichen der Nutzung der Geothermie, aus Forschung und Anwendung, national und international:

    Geothermische Vereinigung e. V.
    Gartenstraße 36
    49744 Geeste
    Tel.: 05907 545
    Fax: 05907 7379
    E-mail: Geothermische-Vereinigung@t-online.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Construction / architecture, Electrical engineering, Energy, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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