Religionspädagogen beraten am 28. September an der Universität Jena über Probleme in der Lehrerbildung
Angehende evangelische Religionslehrerinnen und -lehrer müssen Latein und Altgriechisch (oder Hebräisch) können. Das schreiben die meisten Studienordnungen in Deutschland vor. Doch seit Jahren entzündet sich an dieser Frage eine Diskussion über die Praxisnähe des Lehramtsstudiums. Schließlich könnten an die Stelle der alten Sprachen auch Studieninhalte treten, die weitaus häufiger im Schulalltag von Nutzen sind.
Etwa 60 Experten aus ganz Deutschland treffen sich am 28. September zur Tagung „Religionslehrer/-innenbildung in der Krise?“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie wird vom Zentrum für Religionspädagogische Bildungsforschung (ZRB) der Universität Jena unter der Tagungsleitung von Prof. Dr. Michael Wermke und Dr. Thomas Heller organisiert. Dabei diskutierten die Tagungsteilnehmer über Probleme und Perspektiven der Lehramtsstudiengänge der Evangelischen Theologie.
Die Auseinandersetzung um die Sprachen ist dabei nur eine Frage von vielen. „Seit dem Bologna-Prozess und der durch die PISA-Studien maßgeblich angestoßenen Diskussion um Standards bzw. Kompetenzen in der Lehrerbildung gibt es in unserem Fachbereich Debatten rund um eine stärkere Berufsfeldorientierung der betreffenden Studiengänge“, erklärt Dr. Heller. Gerade in der Jenaer Lehrerbildung habe sich dabei schon viel verändert – so können beispielsweise zukünftige Lehrerinnen und Lehrer eigene Unterrichts- und Hospitationserfahrungen im sog. Praxissemester sammeln, welches ein integraler Bestandteil des Lehramtsstudiums in Jena ist.
Doch so wichtig ein Fokus auf Praxisnähe und Didaktik auch ist, so wenig darf die fachwissenschaftliche Ebene vernachlässigt werden. Zahlreiche Studentinnen und Studenten haben nur geringe kirchliche Bindungen und religiöse Bezüge sowie mitunter nur bedingtes Vorwissen und müssen sich deshalb beispielsweise kirchengeschichtliche oder systematisch-theologische Themen erst intensiv erarbeiten. „Auch darf nicht vergessen werden, dass unsere zentralen Texte – das Alte und Neue Testament – nun einmal in Hebräisch und Griechisch verfasst sind. Die alten Sprachen werden so sicherlich auch weiterhin eine wichtige Rolle im Studium spielen“, erklärt der Jenaer Religionspädagoge.
Insgesamt stellt der Evangelische Religionsunterricht die Pädagogen vor gewichtige Herausforderungen. So seien etwa in Thüringen ca. ein Drittel der am Religionsunterricht teilnehmenden Schülerinnen und Schüler nicht getauft, erklärt Heller. Das heißt, dass hier bereits während des Studiums inhaltlich gezielt vorbereitet werden muss – schließlich sei das Fach sehr wichtig. „Im Zentrum des Religionsunterrichts steht das Stichwort ‚Religiöse Bildung’“, sagt er. „In einer Welt, die zu einem nicht zu vernachlässigendem Teil von religiösen Themen bestimmt wird, ist diese ein unverzichtbarer Teil der Allgemeinbildung. Um sie zu gewährleisten, dürfen Berufsfeld- und Wissenschaftsorientierung im Lehramtsstudium der Evangelischen Theologie nicht gegeneinander ausgespielt werden, sondern müssen sinnvoll ineinandergreifen.“
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt die Tagung. Sie beginnt am 28. September 2012 um 10 Uhr und findet im Senatssaal des Universitätshauptgebäudes der Uni Jena (Fürstengraben 1) statt.
Kontakt:
Prof. Dr. Michael Wermke / Dr. Thomas Heller
Zentrum für Religionspädagogische Bildungsforschung der Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941001 und 941174
E-Mail: michael.wermke[at]uni-jena.de / th.heller[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Michael Wermke (l.) und Dr. Thomas Heller richten die Tagung über Probleme in der Religion ...
Foto: Anne Günther/FSU
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