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06/24/2002 14:44

Erasmus Kittler: Visionär und Pionier der Elektrotechnik

Sabine Gerbaulet Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

    Wir wollen Sie mit beiliegender Presseinformation an den Geburtstag des Visionärs und Pioniers der wissenschaftlichen Elektrotechnik Erasmus Kittler erinnern.
    Der Geburtstag Kittlers jährt sich am 25. Juni zum 150. Male. Sein Wirken beschleunigte die Elektrifizierung und etablierte die Elektrotechnik als unabhängige Ingenieurwissenschaft und bildete so das Fundament der Informationstechnologie, die mit immer neuen Innovationen unsere Gegenwart und Zukunft gestaltet. Erasmus Kittler orientierte seine Forschung und Lehre abseits von allen Elfenbeintürmen immer wieder mit großem Erfolg an den Erfordernissen der Praxis.
    Die Analogien zwischen der Zeit Kittlers zur Gegenwart und Zukunft sind frappierend: Ebenso wenig wie damals die Konsequenzen der Elektrifizierung aller Lebensbereiche absehbar waren, sind heute die Folgen der Digitalisierung und der damit verbundenen Elektronik und Informationstechnik überschaubar. Wir stehen erst am Beginn einer Entwicklung, deren Eigendynamik und Modernisierungspotential nicht abschätzbar ist.
    Es würde uns freuen, wenn auch Sie Ihre Leser an die Leistungen Erasmus Kittlers erinnern.

    Beste Grüße,
    Dr. Roland Steck,
    Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Darmstadt

    Erasmus Kittler: Visionär und Pionier der Elektrotechnik

    Am 25. Juni 2002 zum 150. Male jährt sich der Geburtstag des Visionärs und Pioniers der Elektrotechnik Erasmus Kittler. Die Berufung des Visionärs Kittler an die TH nach Darmstadt etablierte die Elektrotechnik als eigenständige Wissenschaft. Seine Pionierleistungen wurden richtungsweisend für Lehre und Praxis. Kittlers Konzept der praxisorientierten Forschung und Lehre begründete eine Tradition, die heute am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (ETiT) der TU Darmstadt nach wie vor lebendig ist.

    Erasmus Kittler wurde als das siebte Kind eines Schneidermeisters am 25.6.1852 in Schwabach bei Nürnberg geboren. Er studierte in München und Würzburg Mathematik und Physik und war 1879 Assistent am physikalischen Institut an der Technischen Hochschule in München, wo er maßgeblich an der internationalen elektrotechnischen Ausstellung im Jahr 1882 beteiligt war. Im gleichen Jahr entschied man sich in Darmstadt den bestehenden fünf Abteilungen der TH noch eine sechste Abteilung für Elektrotechnik anzugliedern.

    Die Berufung Kittlers als erster Professor eines eigenen Fachbereichs für Elektrotechnik in Deutschland bündelte den Zeitgeist der großen elektrotechnischen Ausstellungen. Kittler stand im Mittelpunkt der Entwicklungen. Als Lehrer gewann er seine Zuhörer und Schüler durch fesselnde Vorträge, die sich auf das Wesentliche konzentrierten. Für den Praxisbezug der Ausbildung richtete er ein Laborpraktikum ein. Die Praktika, die Vorlesungen und die Abschlussprüfung bildeten ein vierjähriges Studium. Das waren Pionierleistungen, für die es zu dieser Zeit keine Vorbilder gab. Sie wurden bald zum Leitbild aller technischer Hochschulen.

    Der Studiengang wurde in den Folgejahren auch durch Kittlers internationale Projektarbeit außerhalb der Hochschule bestimmt. Er war in zahlreichen Elektrifizierungsprojekten für Industrie und Kommunen als Berater und teilweise auch als Projektleiter tätig, in einem der wenigen erhaltenen Originaldokumente sind zwischen Dezember 1888 und Mai 1889 allein 34 Vorhaben genannt.

    Kennzeichnend für dieses "Darmstädter Modell" waren die enge Kopplung zwischen einer wissenschaftlich begründeten Lehre und ihren Anwendungen in der Praxis. Kittlers Erfahrungen außerhalb der Hochschule als Projektleiter, Gutachter und Berater für unterschiedlichste Elektrizitätsprojekte fanden direkt Eingang in die Elektrotechnikausbildung. An den Elektrifizierungsprojekten Kittlers arbeiteten ebenfalls Studenten höherer Semester und die Assistenten mit. Das Ergebnis war ein Technologietransfer durch Personen, der einen permanenten Austausch zwischen Hochschule und Industrie sicherstellte. Dementsprechend waren die Darmstädter Absolventen bestens für die Aufgaben der Industrie gerüstet. Der Werdegang der Schüler Kittlers bestätigte dies: Dolivo Dobrowolsky erfand als Chefelektriker bei AEG in Berlin 1889 den Drehstrommotor und Waldemar Petersen, Begründer der Hochspannungstechnik wurde 1926 als technischer Generaldirektor in den Vorstand der AEG berufen. Erasmus Kittler legte 1915 sein Amt als Hochschulprofessor nieder und bekam zu diesem Anlass den Titel eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber verliehen. Kittler starb am 14.03.1929 in Darmstadt.

    Innovation und Qualität aus Tradition

    Praxisnähe in der Forschung hat seit Kittlers Zeiten Tradition am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (ETiT) der TU Darmstadt. Kittler hat seine Forschung und Lehre immer wieder kritisch überprüft und konsequent an die Bedürfnisse der Praxis angepasst. Hier hat das Motto des Fachbereichs "Innovation und Qualität aus Tradition" seinen Ursprung.

    Der Aufbruchsituation der Elektrotechnik im 19. Jahrhundert entsprechen heute bahnbrechende Entwicklungen der Mikroelektronik und Informationstechnik: Stand vor 100 Jahren die Versorgung mit elektrischer Energie und Licht im Vordergrund, so hat heute die Digitalisierung aller Lebensbereiche gerade erst begonnen. Mit wissenschaftlicher Methodik arbeiten Forscherinnen und Forscher heute daran, Information und Rechnerleistung überall verfügbar zu machen. "Ubiquitäres Rechnen" ist hier das Stichwort: Die Mikroelektronik ermöglicht die Integration vollständiger Systeme auf einem einzigen Chip, und optimierte Rechnerarchitekturen steigern die Leistung moderner Prozessoren jährlich um etwa 60 Prozent. So werden immer leistungsfähigere portable Geräte zu bezahlbaren Preisen verfügbar. Sprache und Datenkommunikation wachsen zusammen.

    Wie zu Kittlers Zeiten werden heute am Fachbereich ETiT neue Studiengänge für den Bedarf der Industrie aus der Taufe gehoben. Der Studiengänge "Mechatronik" und "Informations- und Kommunikationstechnik" sind die jüngsten Beispiele. Neue didaktische Konzepte wie zum Beispiel Projektseminare oder telemediale Lehrveranstaltungen entwickeln sich an den Erfordernissen der Praxis.

    Internationale Forschungskooperationen führen dabei den Blick weit über das lokale Umfeld hinaus. Beispielsweise wurden Komponenten für den kürzlich gestarteten ENVISAT im Auftrag der ESA am Fachbereich entwickelt, oder es werden Szenarien untersucht, die skandinavischen Wasserreserven für die elektrische Energieversorgung Mitteleuropas nutzbar zu machen.

    Auch die Lehre ist international ausgerichtet: Doppeldiplom-Abkommen mit acht ausländischen Universitäten ermöglichen ein integriertes Auslandsstudium, mit dem die Abschlüsse beider Partner-Universitäten erworben werden können. Austauschprogramme und insbesondere der neue internationale Master-Studiengang "Information and Communication Engineering" werden von ausländischen Studierenden stark nachgefragt.

    Der Bedarf an qualifizierten Absolventen kennzeichnet wie zu Kittlers Anfangsjahren die Situation an der heutigen Technischen Universität. Trotz steigender Anfängerzahlen im Studiengang Elektrotechnik und Informationstechnik wird die Nachfrage nach Absolventen künftig nicht befriedigt werden können. Hier zeigen die TU Darmstadt und der Fachbereich ETiT Initiative: Die Hochschulinformationstage, die Beteiligung am Jobmobil in der Region Starkenburg und die Initiative "Rent-a-Prof" sind nur einige Stichworte.

    Ohne die Berufung Erasmus Kittlers 1882 erscheint die weitere Entwicklung der Technischen Hochschule und Darmstadts heutiger Ruf als Wissenschaftsstadt schwer vorstellbar. Jenseits allen Lehrbuchwissens legte der Wegbereiter und Vordenker Kittler die Grundlagen der elektrotechnischen Forschung in Darmstadt. Der Fachbereich ETiT ehrt das Andenken an Erasmus Kittler durch ein Kolloquium mit anschließendem Empfang. Es findet am 25.10.2002 um 16.00 Uhr im Raum S3|11-08 der TU Darmstadt statt. Nähere Informationen über das geplante Programm finden Sie unter www.tu-darmstadt.de/etit.

    Kontakt: Dr.-Ing. Roland B. Steck, TU Darmstadt, Dekanat Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik (ETiT), Merckstrasse 25, 64283 Darmstadt,
    Telefon 06151-16-4018 (Sekretariat -4296), Telefax 06151-16-5546, E-mail steck@etit.tu-darmstadt.de

    Foto: Eine Fotodatei in druckfähiger Auflösung senden wir Ihnen auf Wunsch gerne per E-mail: Wolf Hertlein, TUD-Pressestelle, Tel. 06151/16-3229, hertlein@pvw.tu-darmstadt.de

    he, 24. Juni 2002, PM Nr. 17/6/2002


    More information:

    http://www.tu-darmstadt.de/etit


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    Criteria of this press release:
    Electrical engineering, Energy, History / archaeology, Information technology, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Personnel announcements
    German


     

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