idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/27/2012 12:00

Die Evolution der sexuellen Fortpflanzung

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Wie ist die sexuelle Fortpflanzung entstanden? Über diese Frage gibt es in der Wissenschaft unterschiedliche Ansichten. Jetzt haben Forscher aus Würzburg, Kiel und Lyon Spuren entdeckt, die der Diskussion ein Ende setzen könnten.

    Jeder Organismus hat das Bestreben, sich fortzupflanzen und das eigene genetische Material an die nächste Generation weiterzugeben. Aus der sogenannten ungeschlechtlichen Fortpflanzung, bei der ein genetisch identischer Abkömmling von einem Lebewesen abstammt, entstand im Laufe der Evolution die sexuelle Vermehrung. Voraussetzung dafür war die Entwicklung zweier unterschiedlicher Geschlechtszellen, deren Erbgut in der nächsten Generation ausgetauscht und neu kombiniert werden kann. Nachkommen, die aus geschlechtlicher Fortpflanzung durch die Verschmelzung einer Eizelle und eines Spermiums hervorgehen, besitzen deshalb eine einzigartige Kombination väterlicher und mütterlicher Gene.

    Die Körperzellen der meisten Lebewesen besitzen einen doppelten Chromosomensatz, „diploid“ in der Fachsprache genannt. Damit dieser über die Generationen hinweg erhalten bleibt, wird in einer speziellen Form der Zellteilung – der Meiose – der Chromosomensatz der Geschlechtszellen bei ihrer Reifung halbiert, sie sind dann haploid. Durch die Fusion zweier haploider Geschlechtszellen bei der sexuellen Fortpflanzung wird der ursprüngliche diploide Chromosomensatz in dem Embryo wiederhergestellt.

    Streit um die Entstehung der Meiose

    Obwohl die Meiose in allen Lebewesen, die sich sexuell fortpflanzen, sehr ähnlich verläuft, sind die Entstehungsgeschichte und der evolutive Ursprung dieses Prozesses noch unklar. Das hat vor allem einen Grund: Der Synaptonemal-Komplex, eine Struktur, die dafür verantwortlich ist, dass der doppelte Chromosomensatz während der Meiose fehlerfrei halbiert wird, ist in verschiedenen entwicklungsbiologischen Modellorganismen aus scheinbar nicht-verwandten Proteinen aufgebaut.

    „Diese Tatsache wurde lange als Hinweis für die Hypothese gesehen, dass der Komplex und damit Teile der Meiose in der Evolution in mehreren Arten unabhängig voneinander entstanden sind“, erklärt Ricardo Benavente, Professor am Lehrstuhl für Zell- und Entwicklungsbiologie der Universität Würzburg.

    Demgegenüber stand die bislang unbewiesene Hypothese, dass der Synaptonemal-Komplex nur einmal in der Geschichte der sexuellen Fortpflanzung entstanden ist und sich später in den verschiedenen Arten auseinander entwickelte.

    Neue Belege für die einmalige Entstehung

    Den Arbeitsgruppen um Professor Ricardo Benavente und den Privatdozenten Dr. Manfred Alsheimer am Biozentrum der Universität Würzburg ist es nun gemeinsam mit Forschern der Universitäten Kiel und Lyon gelungen, verwandte Proteine einzelner Komponenten des Synaptonemal-Komplexes der Maus in dem Süßwasserpolypen Hydra zu identifizieren, einem der ersten mehrzelligen Tiere, die in der Evolution entstanden sind. Diese Proteine besitzen den gleichen evolutiven Ursprung wie die Proteine der Säugetiere, der über 500 Millionen Jahre zurückliegt – am Ursprung der vielzelligen Tiere.

    Fazit: „Die Arbeit widerlegt die alte Hypothese zur Evolution des Synaptonemal-Komplexes und liefert neue Belege für eine einmalige Entstehung der Meiose in der Evolution der sexuellen Fortpflanzung“, so Johanna Fraune, Doktorandin und Erstautorin der Arbeit.

    Die Forschungsarbeiten in Würzburg werden vom Schwerpunktprogramm 1384 „Mechanisms of Genome Haploidization“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Die Arbeitsgruppe ist Mitglied des Programms seit der Gründung im Jahr 2009.

    “Hydra meiosis reveals unexpected conservation of structural synaptonemal complex proteins across metazoans”, Johanna Fraune, Manfred Alsheimer, Jean-Nicolas Volff, Karoline Busch, Sebastian Fraune, Thomas Bosch & Ricardo Benavente. PNAS/USA doi: 10.1073/pnas.1206875109 (2012)

    Kontakt

    Dipl.-Biol. Johanna Fraune, T: (0931) 31-84583
    E-Mail: johanna.fraune@uni-wuerzburg.de

    PD Dr. Manfred Alsheimer, T: (0931) 31-84282
    E-Mail: alsheimer@biozentrum.uni-wuerzburg.de

    Prof. Dr. Ricardo Benavente, T: (0931) 31-84254
    E-Mail: benavente@biozentrum.uni-wuerzburg.de


    Images

    Der Süßwasserpolyp Hydra. In seinem Erbgut stießen Wissenschaftler auf den Hinweis, dass die sexuelle Fortpflanzung ein einmaliges Ereignis in der Evolution war.
    Der Süßwasserpolyp Hydra. In seinem Erbgut stießen Wissenschaftler auf den Hinweis, dass die sexuell ...
    Foto: Johanna Fraune
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Der Süßwasserpolyp Hydra. In seinem Erbgut stießen Wissenschaftler auf den Hinweis, dass die sexuelle Fortpflanzung ein einmaliges Ereignis in der Evolution war.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).