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06/27/2002 10:51

Alte Bleileitungen belasten auch heute noch das Trinkwasser

Rita Wilp Stabsstelle Unternehmenskommunikation
Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen

    Studie in Göttingen und Berlin belegt erhöhte Belastung des Trinkwassers durch Blei

    (ukg) Alte Bleileitungen im Haushalt belasten auch heute noch das Trinkwasser. Das hat eine Studie der Abteilung Allgemeine Hygiene und Umweltmedizin des Bereichs Humanmedizin der Universität Göttingen ergeben. "Mit unserer Untersuchung haben wir diese Problematik am Beispiel von zwei kommunalen Versorgungsgebieten (Berlin, Göttingen und Umgebung) aufgegriffen. Unser Ziel war es, die Häufigkeit erhöhter Bleikonzentrationen im Trinkwasser von Wohnungen mit Familien mit Kleinkindern in den unterschiedlichen Wohnbezirken zu ermitteln. Außerdem haben wir betroffenen Familien Maßnahmen, wie zum Beispiel den Austausch der Leitungen, empfohlen, um die Bleiaufnahme zu vermindern," sagt Professor Dr. Hartmut Dunkelberg, Leiter der Abteilung Allgemeine Hygiene und Umweltmedizin. Damit sollten auch bleibedingte gesundheitliche Beeinträchtigungen von Kindern reduziert werden. Für Leitungswasser hat die World-Health-Organisation (WHO) als Richtwert eine maximale Konzentration von zehn Mikrogramm je Liter (zehn µg/l) angegeben. Die Ergebnisse der Studie liegen zum Teil bei Werten bis zu 186 µg/l. Frühere internationale Studien hatten ergeben, dass eine Bleibelastung das Lernvermögen und die kindliche Entwicklung einschränkt.

    Im Raum Göttingen wurde das Trinkwasser von etwa 1.500 Wohnungen von Familien mit Kleinkindern untersucht. Erhöhte Bleikonzentrationen im Trinkwasser waren dabei regional unterschiedlich häufig. So lag der Anteil mit einer Bleikonzentration von über zehn µg/l im Stadtgebiet Göttingen bei 1,6 Prozent, in Friedland bei 11,1 Prozent. Die betroffenen Familien konnten nach Kenntnis der Untersuchungsergebnisse und der erteilten Empfehlungen unterschiedliche Maßnahmen zur Abhilfe und Minderung der kindlichen Bleibelastung umsetzen. In vielen Fällen veranlasste oder beschleunigte ein auffälliger Befund den Austausch der Bleileitungen. Besonders Eigenheime mit anstehendem Renovierungsbedarf waren davon betroffen. In anderen Fällen, wie bei Mehrfamilienhäusern im Citybereich, konnten praktische und einfache Empfehlungen für Sofortmaßnahmen gegeben werden. Hierzu gehören das Ablaufenlassen des in der Leitung stehenden Wassers bis es eine durchgehende, beständige Temperatur hat oder die Verwendung von Flaschenwasser, wenn erhöhte Bleikonzentrationen konstant im Trinkwasser nachgewiesen wurden.
    In Berlin wurde etwa 10.000 Familien mit Kindern angeboten, ihr Trinkwasser auf Bleispuren hin zu untersuchen. Bei den beiden untersuchten Tagesprofilen hatten 5,6 Prozent beziehungsweise sieben Prozent aller Haushalte Bleiwerte über dem WHO-Wert von zehn µg/l, der höchste Messwert lag bei 186 µg/l. In verschiedenen Bezirken wie Charlottenburg, Neukölln, Schöneberg, Wilmersdorf und Zehlendorf hatten mehr als zehn Prozent der Wohnungen Bleikonzentrationen im Trinkwasser von über zehn µg/l.

    Am empfindlichsten reagieren Kinder auf eine Bleiaufnahme. Diese kann bereits in der vorgeburtlichen Entwicklungsphase, häufiger in der Säuglingsphase und im Kleinkindalter stattgefunden haben. Zum Beispiel durch eine hohe Bleibelastung des Wohnumfeldes oder durch die Verwendung bleibelasteten Trinkwassers für die Säuglingsnahrung. Viele weltweit durchgeführte Studien an Kindern zeigen eindeutig, dass Defizite in Sprachbeherrschung und Aussprache, in Aufmerksamkeit und schulischer Leistung mit einer höheren Bleibelastung im Kindesalter assoziiert sind und auch ursächlich hierzu in Beziehung stehen. Auch im Erwachsenenalter sind diese Effekte noch nachweisbar, selbst wenn die Bleigehalte im Blut dann nicht mehr erhöht sind. Vielen Eltern von Kleinkindern ist das gesundheitliche Risiko durch Bleibelastung nicht bewusst. Häufig haben sie auch keine Kenntnisse über die technische Ausstattung ihres Hauses beziehungsweise das Material der Wasserleitungen, so dass die Notwendigkeit eines Austausches gar nicht erkannt werden kann.

    Die komplette Studie sowie weitere Informationen erhalten Sie bei:

    Universität Göttingen - Bereich Humanmedizin
    Prof. Dr. Hartmut Dunkelberg, Dr. med. Björn Zietz
    Abt. Allgemeine Hygiene und Umweltmedizin
    Windausweg 2
    37083 Göttingen
    Tel.: 0551/39 - 4959


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results
    German


     

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