780.000 Euro von der VolkswagenStiftung für Forschung zu Serbien, Kroatien, der Russischen Förderation - und zu Polen und Tschechien
Noch besteht kein Konsens darüber, was Europa geografisch, historisch oder kulturell konstituiert, stößt doch schon der Prozess der Verständigung zwischen Ost und West auf Schwierigkeiten. Deshalb fördert die VolkswagenStiftung historische und gegenwartsbezogene Forschungen zum östlichen Europa, die die Vielfalt und Heterogenität dieses Kulturraums in den Blick nehmen und zugleich dessen Bezüge und Verbindungen zum übrigen Europa beleuchten. Vorrangiges Ziel dabei ist es, Ähnlichkeiten und Unterschiede im Hinblick auf die Entwicklung in anderen Teilen Europas herauszuarbeiten und Prozesse der gegenseitigen Beeinflussung und Durchdringung unterschiedlicher Kulturen zu untersuchen. In ihrem Schwerpunkt, "Einheit in der Vielfalt? Grundlagen und Voraussetzungen eines erweiterten Europas" stellt die VolkswagenStiftung für neue Vorhaben jetzt insgesamt 780.000 Euro bereit, darunter:
1. 270.000 Euro für das Vorhaben "Vergleichende Tradierungsforschung" unter der Leitung von Professor Dr. Holm Sundhaussen vom Arbeits-bereich Geschichte und Kultur, Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin sowie von Professor Dr. Harald Welzer von der Fakultät für das Studium Fundamentale der Universität Witten-Herdecke;
2. 364.000 Euro für das Forschungsvorhaben "Umweltrelevante Entscheidungsverfahren in einem erweiterten Europa. Die Entwicklung der Transformation in Russland, untersucht anhand der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Umweltfolgenabschätzung und -bewältigung und Harmonisierung der verwendeten Standards mit Europa" - geleitet von Professor Dr. Johann Köppel vom Institut für Landschafts- und Umweltplanung der Technischen Universität Berlin.
zu 1: Das Berlin-Wittener Forscherteam um die Professoren Sundhaussen und Welzer wird in den kommenden zwei Jahren die Prozesse der Überlieferung von Vergangenheitsvorstellungen in Südosteuropa in vergleichender Perspektive untersuchen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die jugoslawischen Nachfolgerepubliken Serbien und Kroatien. Dort lassen sich nach Einschätzungen der Forscher die Rolle von Erinnerungs- und Vergangenheitspolitiken - sowie deren Entsprechungen auf Seiten der Individuen und Gruppen - besonders prägnant erfassen. Gefragt wird, wie auf Ereignisse der Vergangenheit in den Wahrnehmungen und Deutungen verschiedener Generationen Bezug genommen wird. Dabei richtet sich das besondere Augenmerk auf die unterschiedliche Involvierung Serbiens und Kroatiens in den Zweiten Weltkrieg beziehungsweise die nationalsozialistische Expansion. Mit 20 aus drei Generationen bestehenden Familien je Land führen die Wissenschaftler sowohl so genannte Familiengespräche als auch qualitative Interviews mit einzelnen Familienmitgliedern - insgesamt werden somit rund 160 bis 200 Interviewtranskripte auszuwerten sein. Um generationsspezifischen Wahrnehmungen und Deutungen besser Rechnung tragen zu können, finden zudem Gruppendiskussionen mit Angehörigen unterschiedlichen Alters statt.
zu 2: In dem zweiten Projekt setzt sich Professor Dr. Johann Köppel von der Technischen Universität Berlin mit den Instrumenten der Umweltfolgenabschätzung und -bewältigung in der Russischen Föderation auseinander - und zwar unter dem Aspekt der Beteiligung der Öffentlichkeit als Indiz für den Stand der Demokratisierung in solchen Entscheidungsprozessen. Dazu werden für den Zeitraum von 1979 bis in die Gegenwart Fallstudien zu drei Regionen durchgeführt (Großraum Moskau, Westkaukasus, Baikalregion). In jeder Region wiederum analysieren die Forscher mehrere Vorhaben aus drei Zeitabschnitten (1979 bis 1985, 1989 bis 1993 und 1997 bis 2000) - insgesamt etwa 30 Fallstudien. Vor allem der Vergleich über die Zeitachse soll eine Aussage darüber ermöglichen, wie sich sowohl die Instrumente selbst als auch die Öffentlichkeitsbeteiligung im Laufe der Zeit entwickelt haben und welche regionalen Unterschiede feststellbar sind. Anschließend wird eruiert, inwieweit sich die russischen Instrumente der Umweltfolgenabschätzung und -bewältigung mit den entsprechenden europäischen Standards in Übereinstimmung bringen lassen.
Des Weiteren stellt die VolkswagenStiftung in ihrem Europa-Schwerpunkt 126.000 Euro zur Verfügung für das Vorhaben "Unterrichten für Europa: Europa im individuellen Lehrplan sächsischer, polnischer und tschechischer Lehrer". Das Projekt ist angesiedelt bei Professor Dr. Wolfgang Hörner an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Ziel der Forscher ist es zunächst herauszufinden, inwieweit und in welcher Form Betrachtungen zu Europa im Unterricht des einzelnen Lehrers eine Rolle spielen. Durch einen Vergleich der - mittels Interviews erhobenen - Ergebnisse soll anschließend ermittelt werden, welche Ähnlichkeiten beziehungsweise nationalen Besonderheiten in der Vermittlung eines europäischen Bewusstseins bestehen und wie diese erklärt werden können.
Kontakte VolkswagenStiftung
VolkswagenStiftung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,
Dr. Christian Jung, Telefon: 05 11/83 81 - 380, E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
Förderung, VolkswagenStiftung "Europa-Schwerpunkt",
Dr. Wolfgang Levermann, Telefon: 05 11/83 81 - 212, Fax: 05 11/83 81- 344
Kontakte
FU Berlin,
Professor Dr. Holm Sundhaussen, Telefon: 0 30/83 85 20 76, Fax: 0 30/8 38 40 36
Universität Witten-Herdecke,
Professor Dr. Harald Welzer, Telefon: 02 01/7 20 42 11, Fax: 02 01/7 20 41 11
TU Berlin,
Professor Dr. Johann Köppel, Telefon: 0 30/31 42 23 44, Fax: 0 30/31 42 35 07
Universität Leipzig,
Professor Dr. Wolfgang Hörner, Telefon: 03 41/9 73 14 30, Fax: 03 41/9 73 14 39
Der Text der Presseinformation steht im Internet zur Verfügung unter
http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse02/04072002.htm
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, History / archaeology, Law, Media and communication sciences, Oceanology / climate, Politics, Social studies
transregional, national
Research projects, Science policy
German
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