idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
10/25/2012 11:33

Krebs: Selen beeinflusst die Heilung

Christiana Tschoepe Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

    Zusätzliche Gabe des Spurenelements könnte überlebenswichtig sein

    Berlin (gb) – Zu wenig Selen im Körper mindert offenbar die Überlebenschancen von Krebspatienten. Dies haben Forscher der Charité Universitätsmedizin Berlin im Rahmen einer Studie bei Betroffenen mit einem Nierentumor entdeckt. Nun wollen sie untersuchen, ob Krebspatienten von einer zusätzlichen Gabe Selen profitieren würden. Diese Erkenntnisse bieten eine aussichtsreiche Perspektive, um die Patienten besser und noch individueller abgestimmt zu therapieren. Die Deutsche Krebshilfe hat das Forschungsprojekt in Berlin mit 305.000 Euro unterstützt.

    Selen ist ein lebenswichtiges Spurenelement und spielt bei verschiedenen Stoffwechselvorgängen eine wichtige Rolle. Leider kommt natürliches Selen in Mitteleuropas Böden kaum vor. Gesundheitsbewusste Menschen decken daher ihren täglichen Selenbedarf über eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Selen kommt vor allem in tierischen Nahrungsmitteln vor, da es bei der Zucht aktiv dem Futter zugesetzt wird. Hierzu zählen Fleisch und Fisch, Milch oder Eier. Ist die Ernährung jedoch zu einseitig oder liegt eine andere Erkrankung vor, die den Selenstoffwechsel stört, so kann es zu einem Selenmangel kommen. Zu wenig Selen gilt als Risikofaktor für bestimmte Krankheiten, wie Krebs, Autoimmunerkrankungen oder Infektionen.

    Die Wissenschaftler um Professor Dr. Lutz Schomburg von der Charité -Universitätsmedizin Berlin haben den Selenstatus von Nierenkrebspatienten analysiert und einen deutlichen Zusammenhang zwischen Selenmangel und der Schwere der Tumorerkrankung gefunden. „Patienten mit Nierenzellkarzinom wiesen ein deutliches Selendefizit auf“, erläutert Schomburg. „Noch ist unklar, ob der geringe Selenwert im Körper der Tumorpatienten auf die Erkrankung selbst zurückzuführen ist oder ein generelles Krebsrisiko darstellt. Möglicherweise ist es eine Kombination von beiden Faktoren.“

    Die Forscher konnten feststellen: Je schwerer der Selenmangel bei der Diagnose ausgeprägt war, desto geringer waren die Überlebenschancen von Patienten mit einem Nierenzellkarzinom im Laufe der nächsten fünf Jahre. „Aufgrund dieser Ergebnisse stellt sich die Frage, ob diesen Patienten die zusätzliche Gabe von Selen hätte helfen können“, erklärt Schomburg. „Hier ist aber generell Vorsicht geboten, denn wir verstehen die Wirkung von Selen-Supplementationen noch nicht ausreichend. Nach wie vor besteht erheblicher Forschungsbedarf.“

    Europäer haben im Durchschnitt einen deutlich geringeren Selenstatus als US-Amerikaner. Daher tragen sie auch ein höheres Risiko, durch eine schwere Erkrankung ein massives Selendefizit zu entwickeln. „Dieser Gefahr muss in der Klinik bei Krebspatienten mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden", so Schomburg weiter. „Denn eine angemessene und individualisierte Selengabe könnte sich als überlebenswichtig herausstellen.“ Aber auch hier gelte angesichts der hohen biologischen Wirksamkeit von Selen eine besondere Vorsicht, besonders, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Ein solcher Therapieansatz müsste durch ein aufmerksames und engmaschiges Monitoring begleitet werden.

    Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, betont: „Diese Erkenntnisse könnten als Grundlage für neue und innovative Behandlungskonzepte gegen Krebs dienen. Daher wird die Deutsche Krebshilfe auch weiterhin Projekte wie dieses fördern, um die Versorgung krebskranker Menschen weiter zu verbessern.“

    Hintergrund-Information: Selenversorgung

    Auf Europas Agrarflächen kommt Selen nur in geringen Mengen vor. Europa gilt daher als mangelversorgt. In den USA, Südamerika und vielen asiatischen Ländern ist dies anders. Viele der dort vorkommenden pflanzlichen Agrarprodukte sind selenreich. Die Notwendigkeit der Selenversorgung für den gesunden Erwachsenen ist jedoch umstritten. US-amerikanische Studien haben gezeigt, dass Menschen mit einem relativ niedrigen Selenstatus ihr Krebsrisiko durch zusätzliches Selen verringern können. Ist Selen jedoch bereits ausreichend im Körper vorhanden, kann sich bei zusätzlicher Selengabe ein erhöhtes Diabetesrisiko ergeben. Gut kontrollierte und vergleichbare Studien für Europa fehlen bisher.

    Projektnr.: 107422

    Interviewpartner auf Anfrage!

    Bonn, 25. Oktober 2012

    Abdruck honorarfrei
    Beleg erbeten


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).