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11/08/2012 18:00

Nicht wecken, Lebensgefahr! Marburger Lebenswissenschaftler erforschen Schläfer im Genom

Johannes Scholten Pressestelle
Philipps-Universität Marburg

    Der Feind steckt in den eigenen Genen: Marburger Immunologen und ihre Kollegen haben herausgefunden, wie der Organismus ererbte Viren in Schach hält, die seit Generationen im Erbgut schlummern. Wenn die Krankheitserreger aktiviert werden, können sie Tumore und andere Krankheiten auslösen. Das Forscherteam unter Leitung von Dr. Philipp Yu berichtet in der aktuellen Online-Ausgabe des Fachmagazins „Immunity“, wie das Immunsystem die endogenen Viren kontrolliert.

    Bestimmte Viren können sich im Erbgut ihrer Wirte einnisten. Zu diesen so genannten „Retroviren“ zählt zum Beispiel der AIDS-Erreger HIV. Wenn die Retroviren im Genom von Keimzellen siedeln – also in Ei oder Spermium statt in normalen Körperzellen –, so werden sie von Generation zu Generation weitergegeben.

    „Zumeist sind diese endogenen Retroviren funktionslose Überbleibsel einer Infektion, die evolutionär sehr weit zurückliegt“, erklären die Autoren. Bei manchen Versuchstierstämmen führen solche Viren jedoch zu Erkrankungen. Wie kommt es zu ihrer Reaktivierung, und wie wird diese üblicherweise unterdrückt? Um dies in Erfahrung zu bringen, untersuchten die Forscher wichtige Bestandteile des angeborenen Immunsystems, nämlich Proteine aus der Familie der „Toll-like receptors“ (TLR).

    Wie die Autoren nachweisen, sorgen mehrere TLR-Proteine dafür, dass die seit Generationen weitergegebenen, endogenen Krankheitserreger inaktiv bleiben. Fehlen diese Proteine, so bilden sich keine Antikörper gegen die endogenen Viren und die betroffenen Versuchstiere erkranken an Krebs.

    „Unsere Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass TLR-Proteine nicht nur in die Abwehr gegen Krankheitserreger involviert sind, die von außen eindringen, sondern auch zur Kontrolle endogener Retroviren beitragen“, resümieren die Wissenschaftler. In künftigen Arbeiten wollen sie ermitteln, wie die spontane Reaktivierung der viralen Schläfer im Genom im Detail vonstatten geht.

    Die beteiligten Wissenschaftler wurden unter anderem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Deutsche Krebshilfe sowie im Rahmen des Schwerpunkts „Tumor und Entzündung“ der hessischen Landesexzellenzinitiative „LOEWE“ finanziell gefördert.

    Originalpublikation: Philipp Yu, Wolger Lübben, Heike Slomka, Janine Gebler, Madlen Konert & al.: Nucleic acid recognizing Toll-like receptors are essential for the control of endogenous retrovirus (ERV) viremia and ERV-induced tumors, Immunity 2012

    Weitere Informationen:
    Ansprechpartner: Dr. Philipp Yu,
    Institut für Immunologie
    Tel.: 06421 28-66502
    E-Mail: philipp.yu@staff.uni-marburg.de

    Professor Dr. Stefan Bauer,
    Institut für Immunologie
    Tel.: 06421 28-66492
    E-Mail: bauerst@Staff.Uni-Marburg.de


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    In Zellen ohne das Kontrollgen TLR können spontan endogene Retroviren entstehen, wie die elektronenmikroskopische Aufnahme von Dr. Larissa Kolesnikova vom virologischen Institut der Philipps-Universität zeigt.
    In Zellen ohne das Kontrollgen TLR können spontan endogene Retroviren entstehen, wie die elektronenm ...
    (Abbildung: Larissa Kolesnikova , Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg)
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    In Zellen ohne das Kontrollgen TLR können spontan endogene Retroviren entstehen, wie die elektronenmikroskopische Aufnahme von Dr. Larissa Kolesnikova vom virologischen Institut der Philipps-Universität zeigt.


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