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07/10/2002 14:22

Heidelberger Forschungsmagazin "Ruperto Carola 2/2002": Neue Ausgrabungen im griechischen Tiryns

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Titelgeschichte von Joseph Maran: Licht auf ein dunkles Jahrhundert Griechenlands - Weitere Themen des Magazins: Perspektiven für eine bessere Therapie des kindlichen Kleinwuchses - Natürliche Ozonkiller aus dem Boden - Ein Meilenstein der Präventivmedizin in der Kinderheilkunde - Lebenswerk eines Vergessenen: Der Straßburger Reformator Martin Bucer

    Das 12. Jahrhundert vor Christus galt Fachleuten bislang als der Beginn der "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands. Nach einer Zeit anhaltender Hochkultur kam es um 1200 v. Chr. aus noch nicht hinlänglich geklärten Gründen zu einer tiefen historischen Zäsur: Paläste wurden zerstört, Städte von ihren Einwohnern verlassen, Handelskontakte zerbrachen, politische Strukturen zerfielen. Die jüngsten Ausgrabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Heidelberg im griechischen Tiryns, einem ehemaligen Zentrum der Macht, zeigen ein überraschend anderes Bild. In "Ruperto Carola 2/2002", dem soeben erschienenen Forschungsmagazin der Universität Heidelberg, kommt Joseph Maran in der Titelgeschichte zu dem Schluss, dass das 12. Jahrhundert v. Chr. zumindest vorübergehend zu einer Stabilisierung der politischen Verhältnisse unter der Vorherrschaft von Tiryns geführt hat. Maran beschreibt und interpretiert die neuen Erkenntnisse, die Licht auf ein dunkles Jahrhundert werfen. Das weitere Themenspektrum des Forschungsmagazins reicht von Perspektiven für eine bessere Therapie des kindlichen Kleinwuchses über "Natürliche Ozonkiller aus dem Boden" und einen Meilenstein der Präventivmedizin in der Kinderheilkunde bis hin zu "Lebenswerk eines Vergessenen - Der Straßburger Reformator Martin Bucer".

    Prorektor Prof. Dr. Karlheinz Meier im Editorial: Müssen Doktoranden lernen?

    Müssen Doktoranden lernen? Trotz vieler Argumente, die gegen das "Lernen für Doktoranden" sprechen, beantwortet Prorektor Prof. Dr. Karlheinz Meier im Editorial des neuen Forschungsmagazins diese Frage mit einem entschiedenen "Ja". Zwar sei der Gedanke an formalisierte Lehrprogramme - wie sie derzeit in vielen Graduiertenkursen und -schulen entstehen - kritisch zu betrachten. Jedoch bringe "die beängstigend schnell fortschreitende Spezialisierung in vielen Gebieten der Wissenschaften" Konsequenzen mit sich. "Selbstverständlich müssen Doktoranden auf ihrem eigenen Arbeitsgebiet die Originalliteratur lesen, verstehen und regelmäßig aktiv mit eigenen Publikationen oder Konferenzbeiträgen beitragen." Hier erfolge das traditionell bewährte Training durch den Wissenschaftsbetrieb selbst. Problematisch werde mehr und mehr der "Blick über den Zaun", so Meier.

    "In den Fakultäten mit klassischem Rigorosum wissen die Prüfer oft ein Lied davon zu singen. Selbst glänzende Promovenden haben häufig die größten Schwierigkeiten bei Fragen, die nur geringfügig über das eigene, engere Fachgebiet hinausgehen." Neben dem schlichten Vergessen des vor der Graduierung erarbeiteten Stoffes bleibe während der Doktorarbeit nicht die Zeit, aktuelle Entwicklungen in der gewählten Disziplin über den eigenen Arbeitsbereich hinaus zu verfolgen. "Das dies dennoch wünschenswert ist, steht außer Frage." Häufig stehe nach der Promotion ein Wechsel der engeren Fachrichtung an. Wer dann nur mit lückenhaften, drei Jahre alten Fachkenntnissen aufwarten könne, werde sich nur schwerlich neu orientieren können. Meier: "Es scheint mir deshalb die Notwendigkeit für ein 'akademisches Training' während der Doktorarbeit gegeben."

    Zu klein geraten

    Mehrere Faktoren bestimmen, wie groß ein Mensch einmal werden wird. Einen wesentlichen Anteil daran haben die Gene: Große Eltern haben in der Regel auch große Kinder. Die humangenetische Grundlagenforschung hat sich in den letzten Jahren dieses spannenden Themas angenommen und erstmals Erbanlagen auf den Geschlechtschromosomen benennen können, die bei kleinwüchsigen Menschen verändert sind oder fehlen. Gudrun Rappold vom Institut für Humangenetik der Universität Heidelberg beschreibt in "Ruperto Carola 2/2002" den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis und eröffnet Perspektiven für neue Therapien des kindlichen Kleinwuchses.

    Natürliche Ozonkiller aus dem Boden

    Dass die vom Menschen in Umlauf gebrachten Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKWs, wesentlich zur Entstehung des Ozonlochs beitragen, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Dass auch die Natur ozonzerstörende Substanzen herstellt, dürfte viele überraschen. Sehr erstaunlich ist, dass die Wissenschaftler mittlerweile mehr als 3500 von Bakterien, Algen, Pilzen, Flechten oder Insekten produzierte natürliche Ozonkiller kennen, die für schätzungsweise 30 Prozent des Ozonabbaus verantwortlich sind. Doch die bislang bekannten Quellen können die Mengen der in der Atmosphäre gemessenen Konzentrationen natürlicher ozonzerstörender Verbindungen nicht erklären. Wissenschaftler des Instituts für Umwelt-Geochemie der Universität Heidelberg haben möglicherweise die noch fehlende Quelle in der terrestrischen Umwelt gefunden: den Boden. Frank Keppler und Heinz Friedrich Schöler berichten in der "Ruperto Carola" von ihren spannenden Forschungsarbeiten.

    Meilenstein der Präventivmedizin

    Hinter dem Wortungetüm "Elektrospray-Ionisations-Tandem-Massenspektrometrie" mit dem ebenso kryptischen Kürzel ESI-MS/MS verbirgt sich ein neues Verfahren, mit dem schwere, oft tödlich verlaufende Stoffwechselerkrankungen neugeborener Kinder schnell und sicher erkannt werden können. Die frühzeitige Diagnose macht es den Ärzten möglich, die Neugeborenen rechtzeitig zu behandeln und ihr Leiden zu lindern - oder gar zu verhindern. Die revolutionäre Methode wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1998 an der Universitäts-Kinderklinik Heidelberg etabliert. Georg Hoffmann und Martin Lindner beschreiben ihre bisherigen Erfahrungen und die Chancen, die ein durch ESI-MS/MS erweitertes Neugeborenen-Screening für eine wirkungsvolle Prävention bietet. Sie fordern, dass das neue Verfahren für alle Familien in Deutschland verfügbar sein sollte.

    Lebenswerk eines Vergessenen

    Kaum jemand kennt Martin Bucer, und doch hatte der im Jahr 1491 im elsässischen Schlettstadt geborene Mönch einen großen, heute noch spürbaren Einfluss auf die Reformation: Ohne seine unermüdlichen Anstrengungen hätte der deutsche Protestantismus womöglich politisch nicht überlebt. Dass Bucer nach seinem Tod im Jahr 1551 schnell vergessen wurde, lag auch daran, dass der größte Teil seines Nachlasses handschriftlich und schwer zugänglich in Archiven lag. Reformationshistoriker haben sich seiner Schriften angenommen und brachten nach und nach den riesigen Umfang des Bucer'schen Lebenswerkes ans Tageslicht. Gottfried Seebaß vom Wissenschaftlich-Theologischen Seminar der Universität Heidelberg schildert in dem neuen Forschungsmagazin den Werdegang und die Bedeutung des Straßburger Reformators und würdigt die Arbeit der kulturwissenschaftlichen Grundlagenforscher, denen zu verdanken ist, dass das Lebenswerk eines weithin Vergessenen und Verdrängten wieder ins Bewusstsein gelangte.

    Unter den Rubriken des Magazins stellt Michael Schwarz den neuen Sonderforschungsbereich "Molekulare Katalysatoren: Struktur und Funktionsdesign" der Universität Heidelberg vor, der mit 4,2 Millionen Euro Fördersumme ausgestattet ist und innovative, umweltschonende Syntheseverfahren der Chemie erforscht. Sinologe Joachim Gentz, Träger des Ruprecht-Karls-Preises der Universität Heidelberg, beschreibt sodann in der Rubrik "Kurzberichte junger Forscher", wie eine Hofchronik zum heiligen Text Chinas wurde. Von "Mythen der Kreativität" handelt Oliver Krügers Beitrag der Rubrik "Aus der Stiftung Universität Heidelberg". Zündstoff bietet die "Meinung" von Tonio Hölscher und Michael Ursinus zum Abbau der Geisteswissenschaften am Beispiel der Universität Tübingen: "Wer heute Millionen an den Geisteswissenschaften spart, muss morgen Milliarden für die Sanierung der Gesellschaft zahlen". Eine Übersicht über die am höchsten dotierten neuen Drittmittelprojekte rundet das Heft ab.

    Verlag des Forschungsmagazins ist der Universitätsverlag C. Winter Heidelberg GmbH. Ein Einzelheft der "Ruperto Carola" kostet 5 EUR plus Versand. Es kann, ebenso wie das Förderabo für 30 EUR (vier Ausgaben), bestellt werden bei: Pressestelle der Universität Heidelberg, Postfach 10 57 60, 69047 Heidelberg. Kostenlose Ansichtsexemplare früherer Hefte liegen im Foyer der Alten Universität aus.

    Weitere Informationen und Volltexte früherer Ausgaben der "Ruperto Carola": http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de


    More information:

    http://www.uni-heidelberg.de/presse/publikat.html


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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