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07/12/2002 12:05

Musikkkommission übergibt Bericht zu Musikhochschulen an Bildungsministerin Behler

Ralf-Michael Weimar Referat "Presse und Kommunikation"
Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie NRW

    Experten empfehlen stärkere Profilbildung, mehr Kooperationen und die Ausrichtung des Studiums auf konkrete Berufsbilder

    Düsseldorf, 12.07.02. Die Musikkommission zur Begutachtung der nordrhein-westfälischen Musikhochschulen hat heute in Düsseldorf ihren Abschlussbericht an Bildungsministerin Gabriele Behler übergeben. Das hochkarätig besetzte Gremium war vor rund einem Jahr unter dem Vorsitz von Reinhard von Gutzeit (Direktor des Bruckner-Konservatoriums Linz) vom Bildungsministerium eingesetzt worden, um zu prüfen, ob die Ressourcen der nordrhein-westfälischen Musikhochschullandschaft im Interesse der zukünftigen Musikerinnen und Musiker optimal genutzt werden. Vorbild war die erfolgreiche Arbeit des wissenschaftlichen Expertenrates, der im Rahmen des Qualitätspakts mit den Universitäten und Fachhochschulen des Landes Anfang 2001 ein umfangreiches Gutachten zu deren Weiterentwicklung vorgelegt hatte. Wegen ihrer Besonderheiten waren die Musikhochschulen in die damalige Untersuchung nicht mit einbezogen worden.
    Die Musikkommission macht in ihrem rund 100 Seiten starken Gutachten jetzt grundsätzliche Vorschläge zur inhaltlichen und strukturellen Neugestaltung des Musikstudiums und zur künftigen Struktur der vier nordrhein-westfälischen Musikhochschulen in Detmold, Düsseldorf, Essen und Köln mit ihren insgesamt fünf zusätzlichen Abteilungen. Generell empfiehlt sie den Musikhochschulen eine stärkere Profilbildung, verbunden mit einer Konzentration bestimmter Angebote an einzelnen Standorten, mehr Kooperationen untereinander, aber auch mit Universitäten, Fachhochschulen, Musikschulen, Schulen und Medien sowie eine gezieltere Ausrichtung des Studiums auf konkrete Berufsbilder und den Arbeitsmarkt.

    Bildungsministerin Behler dankte der Kommission für ihre Arbeit, "die sich durch eine umfassende Bestandsaufnahme und differenzierte Analyse der nordrhein-westfälischen Musikhochschulstruktur auszeichnet". Ihr Haus wird jetzt auf der Grundlage des Gutachtens mit jeder Musikhochschule Perspektivgespräche führen. "Wir werden sie bitten, bis Spätherbst eigene Konzepte zu entwickeln und vorzustellen", erklärte die Ministerin und betonte, dass es sich bei der Reform der Musikhochschullandschaft nicht um ein Sparmodell handele. Die NRW-Musikhochschulen, an denen rund 4 500 Studenten studieren, werden mit rund 50 Millionen Euro jährlich und beinahe 600 Stellen vom Land finanziert. "Die Ressourcen, die den Musikhochschulen derzeit zur Verfügung stehen, bleiben insgesamt erhalten. Ich erwarte aber von den Hochschulen, dass die finanziellen Mittel so eingesetzt werden, wie es für eine zeitgemäße Ausbildung von Musikern und Musikerinnen erforderlich ist, die den Anforderungen des modernen Musikbetriebs und des internationalen Wettbewerbs gerecht wird", so Behler. Hier sehe sie bei den Hochschulen einen großen Reformbedarf.

    "Die Musikerziehung insgesamt befindet sich an einem Wendepunkt. Studienkonzepte, die über lange Zeiträume im Großen und Ganzen unverändert bleiben konnten, entsprechen heute nicht mehr den Erfordernissen eines sich stark wandelnden Musiklebens", heißt es in dem Bericht der Musikkommission. Die im Kulturbetrieb nur wenig nachgefragte Solistenausbildung stehe vielfach nach wie vor im Vordergrund des Studiums. Die klassische Musikerausbildung der NRW-Musikhochschulen erfreue sich zwar einer großen internationalen Anerkennung, spiegele aber nur ein zu kleines Segment des Musikbetriebs wider. Die Hochschulen müssten bereit sein, sich auch für andere Felder zu öffnen, da ein Stellenabbau in traditionellen Bereichen wie Orchester, Opernhäuser, Musikschulen und Kirchen einem Zuwachs in neuen Bereichen wie freie Ensembles, Rock- und Popularmusik, Internet- und Medienmusik gegenüberstehe. Die Musikkommission macht deshalb weitreichende Erneuerungsvorschläge:

    1. die Berücksichtigung neuer Inhalte in den traditionellen Studiengängen und eine Stärkung der künstlerisch-pädagogischen Studiengänge
    2. die Weiterentwicklung des Studienangebots und die Einführung von Bachelor- und Master-Studiengängen: die Bildung neuer Schwerpunkte für bisher an den Musikhochschulen nicht oder zu gering repräsentierte musikalische Erscheinungsformen wie zum Beispiel Popularmusik, Musik in den Medien/Musikredakteur, Musik anderer Kulturen, Musikmanagement und Musik-Business, Film- und Medienmusik/Sounddesign
    3. die Konzentration bestimmter Angebote an einem Studienort verbunden mit der Bildung von Kompetenzzentren für Popularmusik, Oper/Musiktheater, Musik in den Medien/Musikredakteur, Musik anderer Kulturen sowie Musiker-Medizin
    4. die Zusammenarbeit der Musikhochschulen untereinander
    5. die Bildung von Partnerschaften mit Universitäten, Fachhochschulen, Medien- und Produktionseinrichtungen, Rundfunkanstalten, allgemein bildenden Schulen, Musikschulen und kommunalen Musikveranstaltern
    6. eine stärkere Orientierung der Arbeit der Musikhochschulen an der Öffentlichkeit: die Wahrnehmung der Rolle von sogenannten regionalen Kulturzentren
    7. die Entwicklung neuer Darbietungsformen
    8. die Öffnung für mediale Vermittlungsformen und die Verwendung moderner Technologien.

    Für die Weiterentwicklung der einzelnen Musikhochschul-Standorte gibt die Kommission folgende Empfehlungen:

    Detmold:
    Die Hochschule soll sich als Campushochschule mit ihrem guten Ruf einerseits im regionalen Kulturleben und andererseits mit einem überregionalen Weiterbildungsangebot auf hohem Niveau (Stichwort: Sommerakademie) weiter profilieren. Für die Abteilungen Dortmund und Münster schlägt die Musikkommission eine Loslösung von Detmold vor. Für die Zukunft der beiden Abteilungen macht sie mehrere Alternativvorschläge.

    (Dortmund: 1. Alternative: Vollständige Aufgabe der Abteilung; Nutzung der Ressourcen für die Stärkung von Düsseldorf und/oder ggfls. den Aufbau zusätzlicher neuer Schwerpunkte / 2. Alternative: Dortmund und Münster werden jeweils organisatorisch von den beiden Universitäten übernommen und bilden ein gemeinsames Musikpädagogisches Institut, an dem nur noch künstlerisch-pädagogische Studiengänge angeboten werden. Münster: 1. Alternative: Zusammenlegung mit der Kunstakademie Münster zu einer neuen Hochschule für Kunst und Musik / 2. Alternative: wie Dortmund.)

    Düsseldorf:
    Die Kommission hält einen personellen Ausbau für erforderlich. Sie schlägt hier unter anderem den Aufbau eines Kompetenzzentrums Oper/Musiktheater vor.

    Essen:
    Die Kommission begrüßt das Projekt Zukunftswerkstatt. Für die Abteilung in Duisburg hält sie
    die von der Hochschule vorgesehene institutionelle und fachliche Integration in die Hochschule für einen guten Weg. Alternativ schlägt sie die Einrichtung eines Zentrums für Musik anderer Kulturen vor.

    Köln:
    Köln soll als größte Musikhochschule Deutschlands auch weiterhin ein weitgehend vollständiges Angebot bereit halten. Für die Abteilungen Aachen und Wuppertal empfiehlt die Kommission, die bisherigen Strukturen zu erhalten. Besonders würdigt sie für Aachen die Kooperation mit der dortigen Oper und für Wuppertal die geplante Zusammenarbeit mit der Universität.

    Auf der Grundlage des Gutachtens wird das Bildungsministerium mit jeder Musikhochschule Perspektivgespräche führen. "Erst wenn uns die Hochschulen in den nächsten Wochen und Monaten ihre eigenen Konzepte vorgelegt und erörtert haben, werden wir Entscheidungen treffen", erklärte Behler. "Diesen Prozess wollen wir bis Ende des Wintersemesters abschließen."

    Hinweis an die Redaktionen: Den Abschlussbericht der Musikkommission finden Sie unter www.mswf.nrw.de .


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    Criteria of this press release:
    Art / design, Music / theatre
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

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